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13. Februar 2009

Kulturspiegel

Radio im Kalten Krieg: „Kreuzzug für die Freiheit“

Einem spannenden Kapitel der jüngsten Zeitgeschichte hat sich Regisseur Christian Bauer mit seiner TV-Dokumentation über 60 Jahre „Radio Freies Europa“ und „Radio Liberty“ zugewandt. Der arte-Film beleuchtete wohl erstmals umfassend im deutschen Fernsehen ein Thema, das ehemaligen Osteuropäern noch viel sagt, den meisten „alten“ Bundesbürgern hingegen gar nichts. Denn die beiden US-Sender strahlten ihre Programme – vorwiegend von deutschem Boden aus – ausschließlich hinter den Eisernen Vorhang in die fünf nichtdeutschen Satellitenstaaten Moskaus aus. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 9 mal kommentiert.

  • Don Carlos

    1Don Carlos schrieb am 16.02.2009, 11:14 Uhr:



    „Die rumänische Abteilung von Radio Freies Europa, Europa Libera, sei in dem arte- Film und dementsprechend auch in meinem Bericht etwas zu kurz gekommen, schrieb mir ein langjähriger RFE- Hörer aus Temeschburg. Ja, das stimmt , doch ich hatte aus editorischen Gründen kürzen müssen, weil die Printmedien – schon aus Kostengründen – nicht alles in aller Ausführlichkeit drucken können. Hier der Nachtrag zu meinem Bericht:

    „Radio-Machen impliziert – wie das Filme- und Zeitung- Machen übrigens auch - politische
    Verantwortung und Weitsicht.
    Eine an sich unrealistische, den Rebellen vorgegaukelte US-Intervention hätte die Welt an den Rand eines Dritten Weltkriegs gebracht. Deshalb musste Washington die Radio-Macher im Englischen Garten zurückpfeifen und etwas ausbremsen bis hin zur Einführung der „Zensur“, zu der sich die Radioleitung im Jahr 1968 während des „Prager Frühlings“ veranlasst sah, um nicht erneut unerfüllbare Hoffnungen zu wecken.
    „Zeitzeugen“ berichteten frank und frei vom bescheidenen Start im Jahr 1951, von Blauäugigkeit, fachlichen „Fehlern“ und politischen Fehleinschätzungen mit Bumerang-Wirkung. Die von Washington seinerzeit entsandten Radio-Direktoren (junge Leute ohne Medienerfahrung) hatten weitgehend und ohne politische Abstimmung mit den Zielsetzungen der US-Regierung zunächst großzügig agieren dürfen, nach eigenem Ermessen bis hin zur gefährlichen Freiheit, wo Washington nicht mehr nachvollziehen konnte, was in den RFE- Redaktionen redigiert und vom Sender Lampertheim aus in den Osten gesendet wurde. Erst nach den einschlägigen Negativ-Erfahrungen mit dem „machiavellischen Prinzip“, nicht immer die „volle“ Wahrheit zu sagen, (was RFE seinerzeit auch Kritik und Schmähungen einbrachte) – setzte der Sender nur noch auf die „ volle Wahrheit“, sprich auf exakte und zuverlässige Berichterstattung aus Ost und West - im Film am Beispiel der Entstalinisierung unter Staatschef Chruschtschow dargestellt, der relative Liberalisierung folgte.
    Im Filmbericht äußersten sich zahlreiche, mehr oder weniger repräsentative „Zeitzeugen“, Planer, Verantwortliche für die Konzeption der Sendungen, Redakteure und ehemalige Hörer aus Ungarn, der ehemaligen Tschechoslowakei, aus Rumänien, Bulgarien und aus der Sowjetunion, die „Feedback“ boten und darlegten, was RFE/RL auch aus der Deprivierten-Sicht seinerzeit bedeutete. So entstand ein komplexes Bild über die Vermittlung von freien Gedanken in der Zeit des Kalten Krieges im Äther. Insider hatten vielleicht mehr und Differenzierteres erwartet, auch mehr Empathie und Tiefgang, gerade dort, wo aufkommende Gerüchte und Mythen Wahrheiten verschleiern bzw. klischeehaft trivialisieren „wie im Roman“. Nur: Die gespiegelte Welt war echt. Ist das kein Grund, das Thema wieder aufzugreifen und es – im Sinne einer konstruktiven Vergangenheitsbewältigung - wissenschaftlich fundiert auszuleuchten?
    Nach dem Beitritt Rumäniens zur EU stellte RFE seine Sendungen für Rumänien ein. Die „SbZ“ berichtete darüber. Der Protest einzelner Bürgerrechtler dagegen mit dem Hinweis, die Meinungsvielfalt in Rumänien werde noch durch alte RKP- und Securitate-Strukturen verhindert, half nichts. Für die Republik Moldowa und für einzelne autoritäre Länder im Osten auf dem Weg in den unfrei-fanatischen Gottesstaat gehen die Sendungen weiter nach dem Motto: RFE und RL senden überall dorthin, wo das „freie Wort“ (ein Menschenrecht!) unterdrückt wird.
    Carl Gibson.
  • bankban

    2bankban schrieb am 17.02.2009, 08:42 Uhr:
    Ist ja schon irgendwie lustig: da sonst tagelang keiner seinen Artikel kommentiert, tut es der Autor selbst... Nennt man sowas nicht Allroundtalent oder Alleinunterhalter oder One-man-show...? :-))) (nicht gleich böse werden, Don Carlos, das war grad Ironie...) Bankban
  • hanzy75

    3hanzy75 schrieb am 17.02.2009, 11:22 Uhr:
    Immerhin ist er auf etwas stolz, was er selbst vollbracht hat, oder etwa nicht?
  • Don Carlos

    4Don Carlos schrieb am 17.02.2009, 11:33 Uhr:
    Die One-Man-Show geht im Forum weiter, verehrter bankban, wo sich langsam "Fiktion" und "Fakten" scheiden. Ich vertraue auf Ihr kritisches Bewusstsein und auf Ihren analytischen Verstand. Das zitierte Material oben: Das sind "Kürzungen" aus meiner Rezension, die trotzdem wichtig sind und nicht unter den Tisch fallen müssen, weil sie unter anderem auch den Aspekt ansprechen, dass "Zensur" manchmal ausgeübt werden muss - als Mittel der Staatsraison ( nicht an sich), um einen höheren Wert zu sichern oder um größeres Unheil zu verhindern. Carl Gibson.
  • bankban

    5bankban schrieb am 18.02.2009, 08:50 Uhr:
    @ Hanzy: ja, das stimmt.
    @ Don Carlos: Sie schreiben: ""Zensur" manchmal ausgeübt werden muss - als Mittel der Staatsraison ( nicht an sich), um einen höheren Wert zu sichern oder um größeres Unheil zu verhindern"
    Eine Frage: wurde nicht auch im vermeintlichen Kommunismus Zensur wegen der angetsrebten und zu erreichenden sozialistischen Gesellschaft ausgeübt? Sie werden doch hier nicht, auf ihre alten Tage noch, zum Verteidiger der Kommunisten mutieren? Oder meinen Sie, der Sozialismus war kein "höherer Wert"? Ja, wer legt es denn fest, was der höhere Wert ist? Wie steht es doch sinngemäß bei Platon: Wer kontrolliert die Kontrollierer? (sprich: die Philosophenherrscher)... Daher finde ich: Zensur darf unter keinen Umständen stattfinden, da ertrage ich lieber sogar selbst die uns vorgekotzten Castingshows und Verdummungswettbewerbe... (siehe meinen anderen Beitrag von heute) Hochachtungsvoll, Bankban

    [Beitrag am 18.02.2009, 08:50 von bankban geändert]
  • Don Carlos

    6Don Carlos schrieb am 18.02.2009, 09:32 Uhr:
    Wie sich die Dinge gleichen - und wie viele "Missverständnisse doch möglich sind, verehrter bankan! Seit meiner Präsenz hier im Kommentar der Siebenbürgischen Zeitung und in allgemeinen Forum dürfte für die meisten Leser etwas deutlich geworden sein: Meine einschlägigen Kommentare zur noch nicht bewältigten Geschichte des Kommunismus in Rumänien weisen mich eindeutig als "Kommunismus-Kritiker" aus, auch mein oppositionelles Wirken seit 1977 bis zu meiner jüngsten Buchveröffentlichung, deren Titel ich hier verschweigen will.
    Und trotzdem wird mir vorgeworfen, ein "Kommunisten-Freund" zu sein! Nicht von Ihnnen, bankban, da habe ich einen Sinn für Ironie, aber von alten Parteigenossen wie Richard Wagner, der in einem obskuren Leitartikel am 4. Februar 2009 in der "Banater Zeitung" ( die ich nicht über Email erreichen kann, um eine Gegedarstellung zu erwirken)glatt behauptet, ich, Carl Gibson, hätte der Sache des "Antikommunismus'" geschadet! Ein Hohn!
    Ich habe die Thematik gestern im "Allgemeinen Forum" dieser Zeitung an die Öffentlichkeit gebracht und den Artikel von Richard Wagner, den in Rumänien kaum noch ein deutscher Leser zur Kenntnis nehmen kann, weil es dort kaum noch Deutsche gibt, in voller Länge zitiert.

    So ist das mit dem Exponieren und mit dem Verdrehen von Fakten, eine fragwürdige Tugend, die sich aus der antiken Sophistik bis in unsere Tage gerettet hat.
    Carl Gibson, ein Kommunistenfreund? Einer, der mit Methoden agiert, "die an Securitate"-Praktiken erinnern? Auch so etwas musste ich mir von Richard Wagner anhören!
    Die langjährigen Parteigenossen von gestern möchten gerne vergessen und vergessen machen, dass sie in der RKP waren - so einfach geht das nicht. Und es ist auch nicht hinzunehmen.
    Leuten, die einst als NSDAP-Mitläufer auffielen, wirft man das in der Regel ein ganzes Leben lang vor. Den Genossen mit dem roten Parteibuch,indirekte Stützen der Diktatur, nicht "Trittbrettfahrer", sondern "Steigbügelhalter" der Mächtigen, nimmt man ihr moralisches Versagen von gestern hingegen weniger übel? Oder?
    Weshalb eigentlich? Die 2 Millionen Toten des Pol-Pot Regimes und des Roten Khmer, die hingemordet wurden, um den "neuen Menschen", den homo novus des Sozilismus und Kommunismus zu schaffen,(aktuelle Meldung!) erinnern an alle kommunistischen Verbrechen, auch in Rumänien.

    Noch ein Wort zur Zensur. Da ich wie kaum ein anderer an der Verbreitung des freien Wortes in einer freien Gesellschaft festhalte,( ganz und gar zum Unwillen alter Genossen, die viel zu verstecken haben), werde ich Zensur nie legitimieren oder gutheißen. Ich verwies nur darauf, dass sie ausgeübt wurde, weil die Prinzipien "Freies Wort" (sprich die Identität von RFE/RL) und Zensur-Ausübung sich widersprechen.
    Carl Gibson.
  • acker

    7acker schrieb am 22.02.2009, 19:30 Uhr:
    Das richtige Pseudonym von Acker war MIRCEA IOANID und nicht Ion Ioanid, der leider zu früh verstorbene Autor der Geschichte des rumänischen Gulag "ÎNCHISOAREA NOASTRĂ CEA DE Toate ZILELE ".
    Hans-Joachim Acker
  • Don Carlos

    8Don Carlos schrieb am 22.02.2009, 20:15 Uhr:
    Vielen Dank, Herr Acker, für die Richtigstellung Ihres Peseudonyms bei Radio Europa Libera. Mein Gedächtnis, das an sich recht gut ist und auf das ich mich in der Regel verlassen kann, hat mir diesmal einen kleinen Streich gespielt.

    Lange ist es her, seitdem wir in den Katakomben von Temeschburg regelmäßig Ihre und anderer Kommentatoren Stimme gehört haben.

    Ohne "Europa Libera" wäre Dissidenz für uns in Rumänien nie möglich gewesen. Europa Libera hat den KSZE-Helsinki-Prozess begleitet und uns Bürger in Bedrängnis regelmäßig gut und objektiv informiert - als einzige Stimme, die in rumänischer Sprache durch den Eisernen Vorhang dringen konnte.

    Vieles klingt mir noch im Ohr nach, Noel Bernard, Max Banus mit "tinerama" ...

    Die Stimme von Monica Lovinescu und Virgil Ierunca mit den "teze si antiteze dela Paris" pagini uitate, pagini cezurate ...Sie lasen uns aus Dem Archipel Gula Solschenizyns vor und aus "Gherla" von Paul Goma ...

    Auch die Stimme des von den Securitate-Schergen angefallenen und brutal niedergestochenen Emil Georgescu ist noch sehr präsent - mit seinem oft wiederholten Satz:

    "Pestele de la cap se-inpute" oder der Leben-Weisheit der historisch über Jahrhunderte nieder gehaltenen Rumänen während der Türken-Herrschaft:

    "Capul aplecat sabia nu-l taie!.

    Leider übersah ich die Suche nach Zeitzeugen im Jahr 2006, als Regisseur Christian Bauer auch an die Leser der Siebenbürgischen Zeitung appellierte. Gerne hätte ich mitgewikt, um die Perspektive der Dissidenten zu verdeutlichen.
    Europa Libera meldete am 4. April 1979 auch die Gründung der SLOMR Temeschburg. Stunden danach wurde ich verhaftet, ohne die Meldung je gehört zu haben.
    Ebenso meldete Europa Libera jede Form von oppositionellen Regungen, die andere im land ermutigten, sich für Freiheit und Menschenrechte einzusetzen.

    Vielleicht gibt es noch eine Vertiefung der Diskussion - im Film und hoffentlich auch in der Wissenschaft.

    RFE/RL hat die Außenpolitik der Vereinigten Staaten nicht nur "transportiert", sondern, wie in C. Bauers Film deutlich wurde, von Anfang an sogar mitgeprägt und mitbestimmt.

    Das sollte die Wissenschaft genauer untersuchen, jenseits ideologischer Barrieren!

    Als nachträglichen Dank für die hohe Exponiertheit und Leistung will ich noch eine Stimme aus der SbZ zitieren, deren Wertung im mich gerne anschließe:
    "
    Ende 2003 hat der Sender Freies Europa seine Sendungen für Rumänien und sechs weitere postkommunistische Staaten eingestellt, berichtete der ehemalige Redakteur von Radio Europa Libera, Hans-Joachim Acker, in der Siebenbürgischen Zeitung. Anlass für Johann Krischanitz aus Hannover als ehedem treuer Hörer, dem Rundfunkredakteur für dessen wichtige Arbeit nachdrücklich zu danken.
    Auf diesem Wege möchte ich Hans-Joachim Acker herzlichst für seine Arbeit bei Radio Free Europe danken. Ohne Europa Libera wäre für mich das Leben in Rumänien undenkbar gewesen. Jeden Tag freute ich mich, die Stimmen von „Mircea loanid", Monica Lovinescu und all den anderen zu hören. Sie waren die echten Helden des trostlosen rumänischen Alltags und sie erzählten uns von einer Welt, die frei war, wo der Mensch Mensch sein konnte, ohne Angst, ohne Schikanen und ohne Securitate. Meine Anfang der achtziger Jahre nach München geschmuggelten Briefe (mit vollem Namen und Adresse unterschrieben) wurden prompt sonnabends vorgelesen; der ungebetene Besuch am frühen Sonntag war zwar ärgerlich, brachte aber mir und meiner Familie 1983 die Freiheit. Ich wünsche Herrn „Mircea Ioanid“ alles Gute und danke ihm für seinen nicht ungefährlichen Einsatz für all jene, die hinter dem Eisernen Vorhang leben mussten und ahnungslos gehalten werden sollten.
    Johann Krischanitz, Hannover."

    Meine Rezension wäre sicher noch profunder ausgefallen, wenn in der SbZ genügend Raum zur Verfügung gestanden hätte.

    Beste Grüße, Carl Gibson




    [Beitrag am 22.02.2009, 20:33 von Don Carlos geändert]
  • hein

    9 • hein schrieb am 24.02.2009, 10:31 Uhr:
    Empfehlung
    www.dailymotion.com/video/x8emx3_europa-libera-cold-wavesep7_shortfilms - 51k -

    [Beitrag am 24.02.2009, 10:33 von hein geändert]

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