23. Dezember 2007

Verein Tirol feierte 50-jähriges Bestehen

Die Festveranstaltung des Landesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Tirol anlässlich seines 50-jährigen Bestehens fand im Anschluss an die Bundesvorstandssitzung am 11. November in Kranebitterhof, Innsbruck statt. Landesobmann Hofrat Dr. Werner Klein begrüßte die Vorstandsmitglieder und Mitglieder des Tiroler Verbandes und gab der Freude Ausdruck, dass doch einige zu dieser Veranstaltung gekommen waren. Bundesobmann Mag. Volker Petri hielt die Festansprache, die im Folgenden gekürzt wiedergegeben wird.
Dankbar feiern wir mit dem Verein der Siebenbürger Sachsen in Tirol heute das 50-jährige Bestandsjubiläum. Mehr als ein halbes, bewegtes und intensives Jahrhundert liegt hinter Euch, liebe Landsleute. (...) So fiel die offizielle Gründung des Vereines der Siebenbürger Sachsen in Tirol, in das Vereinsregister eingetragen mit der Nr. 1698/1/55, auf den 8. August 1956.

Eine offizielle Gründung stellt einen Anfang dar, hat jedoch eine vorangehende, oft sehr intensive Vorgeschichte. Es ist uns klar, dass die im Heiligen Land Tirol verstreut lebenden Siebenbürger Sachsen und Sächsinnen schon viel früher zusammenkamen, Gemeinschaft pflegten, einander mit Rat und Tat beistanden. In den schweren, bedrückenden Nachkriegsjahren halfen sie einander im bewährten Geist der „siebenbürgisch-nachbarschaftlichen Hilfe“, die dem Gebot christlicher Nächstenliebe entsprang. Die damaligen Jahre, waren Zeiten bitterer Not. Man musste näher zusammenrücken, da man als Fremde, Vertriebene, Heimatlose und „evangelische Zugroaste“ das damals wohl schwächste Glied der Nachkriegsgesellschaft darstellte.

Die politische und soziale Entrechtung durch das rumänische Nachkriegsregime hatte unsere Landsleute über Nacht zu staatenlosen Bürgern (DP: „Displaced Persons“) und in Österreich leidlich „Geduldeten“ werden lassen. Die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts stellten eine riesige Herausforderung und einen vollkommen neuen Start dar. Es war die Zeit der Sammlung und Vergangenheitsbewältigung einerseits und des Überlebenskampfes anderseits, der den Alltag prägte. Der furchtbare Zweite Weltkrieg hatte auch viele siebenbürgische Familien zerrissen, da die aus der Kriegsgefangenschaft im Westen entlassenen Siebenbürger nicht mehr in die alte Heimat, zu den Ihren zurückkehren durften.

Das Chaos der Nachkriegsjahre nach dem Zusammenbruch des „Tausendjährigen Reiches“, materielle Not, die vielfältigen Traumata des Krieges und der Front und die bedrückende Ungewissheit belasteten. Hier in der wohl herrlichen, jedoch kargen Landschaft lebten sie in größter Zerstreuung. Sie hatten nicht die in Trecks geflohene dörfliche Gemeinschaft und nicht den Rückhalt in der Großfamilie, wie das in Oberösterreich und Salzburg der Fall war. Die Frage nach der Zukunft stellte sich hier viel lauter und belastete. Sie kämpften aber auch gegen das Heimweh, gegen Isolation und Hoffnungslosigkeit. Sie wussten aus unserer siebenbürgischen Geschichte, dass man allein die Probleme nie bewältigen kann. So suchte man die Gemeinschaft, die Stärke und Halt verlieh und zum Sprachrohr der konkreten Anliegen wurde. In den umliegenden Lagern lebten auch etwa 400 siebenbürgisch-sächsische unter fast 4 000 Flüchtlingen. Aus diesen Lagern kam wohl der Großteil der späteren Mitglieder. Es waren die Lager Innsbruck 107, Absam-Eichat, Kufstein, Haiming, Kematen, Innsbruck Hötting, Wörgl, Kufstein, wo sie vorübergehend lebten und von den beiden siebenbürgischen Pfarrern Kelp und Stürzer seelsorgerlich betreut wurden. Die Treffen und Zusammenkünfte waren Lichtblicke in dunkler Zeit und Quellen neuen Mutes.

Der hiesige Vereinsgründers Dr. med. Friedrich Juchum aus Bulkesch kannte die Nöte seiner Landsleute und war bereit, den Verein zu gründen und zu leiten (...). So wurden aus den ersten Zusammenkünften unserer Landsleute in Tirol die Grundsteine für den späteren Verein gelegt. Dort verband über alle Verschiedenheiten siebenbürgischer Dialekte unser typisches „Deutsch“ mit seinen starken, rollenden „R“, der genauen Aussprache aller Vokale und Konsonanten, die jeder Kenner sofort heraushörte. Das Gefühl, in der „siebenbürgischen Nachbarschaft“ in der Fremde aufgehoben und durch sie vertreten zu sein, schaffte Vertrauen. Die vor Ort vom Krieg zusammengeführte Schicksalsgemeinschaft half und vermittelte Hoffnung. Es ging zunächst um existenzielle Fragen nach den Familien, um Familienzusammenführung, Neuigkeiten aus Rumänien, aus der Weltpolitik und danach um die konkreten Einzelschicksale und Nöte. (...) In den zunächst noch nach siebenbürgischer Kirchenordnung gehaltenen Gottesdiensten lebte etwas, von der verlorenen Heimat und Vergangenheit auf.

Im Heiligen Land Tirol und seiner mehrheitlich katholischen Bevölkerung bot die kleine Evangelische Kirche Österreichs Hilfe zur Integration und sie war ein wichtiges „Begegnungsforum“ unserer Landsleute. In der Hauptstadt Tirols, dem wunderschönen Innsbruck, wird der Verein gegründet und sammelte unsere Landsleute auch aus Kufstein, Landeck, Wörgl und anderen Orten. Es ist ein kleiner Verein, der seit über 25 Jahren, genau seit 1982, von Dir, lieber Hofrat Dr. Werner Klein, als Verbandsobmann zusammengehalten wird. Du bemühst dich um die Verstreuten, sammelst und betreust sie, auch wenn das oft nur telefonisch möglich ist.

Die Gemeinschaft steht auch in Tirol im Mittelpunkt. Wenn das traditionelle „Holzfleisch“ und die Jahreshauptversammlung Euch zusammenführt, tauchen vielfältige Erinnerungen auf und die Frage nach der Zukunft. Ihr nehmt Anteil an Leid und Freud jedes Einzelnen und steht auch bei traurigen Anlässen zusammen. Die „ältere Generation“ überwiegt auch in Euren Reihen und die Erinnerungen sind lebendig, so wie die Beziehungen zur alten Heimat Siebenbürgen und die Dankbarkeit für die neue Heimat Tirol. Auch dieser Verein lebt von den treuen MithelferInnen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen (...). Der Bundesverband gratuliert zu Eurem Fest und wünscht für die Zukunft weiterhin schöne Tage der Gemeinschaft, Feste der Begegnung und des Zusammenhalts in der extremen Zerstreuung. Ich hoffe, dass der Funke auch auf die nächste Generation überspringt. (...) Ich wünsche alles Gute und Gottes Segen für die Zukunft und danke für die geleistete Arbeit.

Bei der anschließenden Feier wurde Landesobmann Hofrat Dr. Werner Klein und dem Ehepaar Urban das Goldene Ehrenzeichen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich überreicht. Wir gratulieren herzlich!

Schlagwörter: Österreich, Jubiläum

Bewerten:

5 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.