7. März 2014

Unabhängigkeit der Medien längst nicht selbstverständlich: Zur Pressefreiheit in Rumänien und weltweit

Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und das Zentrum für Unabhängigen Journalismus (CIJ) stellten am 27. Februar in Bukarest zwei Studien zur politischen Berichterstattung und der Presseunabhängigkeit in Rumänien vor. Nur 20 Prozent der rumänischen Bürger glauben an die Unabhängigkeit der Medien, während 52 Prozent bestreiten, dass die inländische Berichterstattung frei sei.
An der Internet-Umfrage, die vom Meinungsforschungsinstitut „Market Links“ im Auftrag der KAS durchgeführt wurde beteiligten sich rund tausend Erwachsene aus unterschiedlichen Alters- und Bevölkerungsgruppen. Etwas mehr als die Hälfte gaben an, sich über das politische Geschehen vornehmlich via Fernsehen zu informieren, während 29 Prozent das Web und nur sieben Prozent die Zeitungen als wichtigste Quelle nannten. „Für die Printmedien ist der Befund ein Alarmsignal“, kommentierte Christian Spahr, der Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteuropa.

Ein umfangreiches Monitoring der politischen Berichterstattung, das im Auftrag der KAS ebenfalls von „Market Links“ durchgeführt wurde, zeigt die Medienpräsenz und Beliebtheit von Politikern und Parteien in Rumänien. Dafür wurden 3 375 politische Nachrichten von vier TV-Sendern (Antena 1, PROTV, Realitatea, TVR1) und vier Tageszeitungen („Adevărul“, „Evenimentul Zilei“, „Jurnalul Național“, „România Liberă“) von September bis Dezember 2013 analysiert. Meistgenannter Politiker ist Regierungschef Victor Ponta, seine inhaltlichen Positionen sind aber seltener Gegenstand der Berichterstattung als die Standpunkte von Staatspräsident Traian Băsescu. Der Nationalliberale Crin Antonescu hat die drittstärkste Medienpräsenz und kommt auf halb so viele Nennungen wie Ponta. „Es ist ganz normal, dass führende Politiker für die meisten Schlagzeilen in der politischen Berichterstattung sorgen“, sagte Ioana Avadani, Geschäftsführerin des CIJ, auf der Pressekonferenz in Bukarest. „Darüber hinaus sollten wir aber vor allem die Ethik des politischen Journalismus auf den Prüfstand stellen – ob Journalisten ihre Kritik auf sachliche Argumente und ihre Meinung auf Fakten stützen.“

Neulich hat auch die Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) die Rangliste der weltweiten Pressefreiheit 2014 veröffentlicht. Rumänien hat demnach die beste Platzierung unter den Balkanländern (45 von 180, drei Plätze tiefer als voriges Jahr), Mazedonien die schlechteste (123). Aus der Rangliste geht hervor, dass Sicherheitsbehörden und Zensur in zahlreichen Ländern die Arbeit der Journalisten erschweren – einschließlich in einigen traditionellen Demokratien. So belegen die USA nur Platz 46 und liegen damit nach Rumänien. Die Vereinigten Staaten zählen laut ROG zu den „Weltriesen, die ein schlechtes Beispiel geben“, vor allem nach den Skandalen um die politischen Aufdecker Julian Assange und Edward Snowden.

Die „Reporter ohne Grenzen“ haben die Länder von Dezember 2012 bis Mitte Oktober 2013 beobachtet. An der Spitze liegen Finnland, Norwegen und die Niederlande, die sich durch „solide rechtliche Grundlagen“ und „eine echte Kultur der individuellen Freiheit“ auszeichnen. Schlusslichter sind auch in diesem Jahr Eritrea, Nordkorea und Turkmenistan. Europa schneidet insgesamt positiv ab, denn unter den 50 bestplatzierten Ländern sind 31 europäisch. Die deutschsprachigen Länder liegen im Ranking dicht beieinander: nach Österreich (Platz 12) folgen Deutschland (Platz 14) und die Schweiz (Platz 15).

CC

Schlagwörter: Medien, Studie

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Neueste Kommentare

  • 07.03.2014, 11:01 Uhr von orbo: http://www.kas.de/wf/doc/kas_36956-1522-1-30.pdf?140228113541 [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

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