Kirchturm und Teil der Kirche in Rothbach eingestürzt
Der Kirchturm in Rothbach (rumänisch Rotbav), 20 km nördlich von Kronstadt (Brașov), ist am 19. Februar 2016 um 21.13 Uhr in sich zusammengestürzt und hat etwa ein Viertel der evangelischen Kirche samt Glocken und Orgel in einen Schutthaufen verwandelt. Die Bevölkerung in Rothbach und die Heimatortsgemeinschaft Rothbach in Deutschland sind geschockt und unendlich traurig über den Verlust ihres geliebten Wahrzeichens.
Die Nachricht über die Katastrophe in Rothbach verbreitete sich binnen kürzester Zeit über die sozialen Netzwerke in der ganzen Welt. Es ist das zweite Ereignis dieser Art binnen von fünf Tagen im Kronstädter Kirchenbezirk nach dem teilweisen Einsturz des Kirchturms in Radeln (diese Zeitung berichtete).
Wie Monitorul de Brasov meldet, nahm die Feuerwehr erste Sicherungsmaßnahmen in Rothbach vor, um weiteren Schaden abzuwenden. Es wurden keine Menschen verletzt.
In den letzten Jahren wurde der Kirchturm öfters von Architekten vermessen und begutachtet. Seine Schieflage war schon lange Zeit bekannt, aber der Turm wurde nicht als akut einsturzgefährdet eingestuft. Eine mögliche Ursache des Einsturzes ist der dichte Verkehr auf der Nationalstraße 1 zwischen Kronstadt und Schäßburg: Schwere Laster fahren durch Rothbach durch und setzen die wenige Meter entfernte Ringmauern der Kirchenburg samt Kirche ständigen Erschütterungen aus. Eine Umgehungsstraße für Rothbach ist nicht geplant.
Der Kirchturm und etwa ein Viertel der evangelischen Kirche in Rothbach stürzten am 19. Februar 2016 ein. Foto: Ionuț Pop
Die Siebenbürger Sachsen haben die Kirche und den Turm in Rothbach von 1250 bis 1300 in drei Etappen im romanischen Stil gebaut und im Laufe der Jahrhunderte durch gotische und barocke Elemente erweitert. Um das Jahr 1300 lebten in Rothbach bereits 70 sächsische Familien. Sie errichteten in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine Verteidigungsanlage um die Kirche.
Rothbach wird 1371 unter dem Namen „Ruffa rippa“, d.h. „Rotes Ufer“, erstmals urkundlich erwähnt. Ungarisch heißt es „Veresmart“, was die gleiche Bedeutung hat. Die deutsche Namensform „Roderbach“ ist erstmals 1427 belegt.
Die evangelische Kirche mit Kirchturm in Rothbach in Burzenland im Jahr 2006. Foto: Udo Buhn
Der Ort wurde oft von Türken, Tataren und ungarischen Fürsten bedroht. Die Türken brannten den Ort 1438 und 1464 nieder. 1602 belagerte der ungarische Fürst Basta die Burg, konnte sie zunächst nicht einnehmen und verbündete sich dann mit Radu Serban. Dabei wurde Rothbach erneut niedergebrannt. 1732
brannte das ganze Dorf samt Kirche und Turm wieder ab. 1738 entstand die Kirche so, wie sie heute noch teilweise steht: mit Gestühl, Empore und Wendeltreppe. 1908 wurden eine Kirchenorgel aus Fünfkirchen (Pécs) und eine Turmuhr aus Leipzig installiert. Im Turm hingen drei Glocken. Die älteste davon hatte die Inschrift „O Herr hilf, Herr lass wohl gelingen“ (Friedrich Seltenhofer‘s Söhne k.u.k. Hofglockengießerei in Sopron, 1907).
Blick auf die Kirche nach dem Einsturz des Kirchturms. Foto: Ionuț Pop
Der Turm wurde bereits am 15. Jahrhundert als Glocken- und Wehrturm angelegt. Der Turmknopf stammt von dem 1857 abgetragenen Purzengässer Torturm in Kronstadt. 1977 wurde der Turm generalsaniert und bei der oberen Schießscharten mit einem Betonkranz verstärkt.
Zwei der drei Glocken, begraben im Schutthaufen. Foto: Ionuț Pop
Die Turmuhr schlug jede volle Stunde und war beliebt bei der ganzen Bevölkerung. Das Läuten der Glocken wurde im ganzen Dorf bis weit auf die Felder gehört. Verwaltungsmäßig Rothbach gehört zur Gemeinde Marienburg (rumänisch: Feldioara), die evangelische Diasporagemeinde Rothbach zählt 13 Seelen.
Otmar Schall, stellvertretender Vorsitzender der HOG Rothbach
28.02.2016, 20:00 Uhr von Karin Decker-That:
Die aus Siebenbürgen stammende Schriftstellerin Elisabeth Hering (1909 – 1999) schrieb fern ihrer ...
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25.02.2016, 09:46 Uhr von bankban:
War denn dieses Band nicht früher schon zerstört worden...? Etwa in den 30er Jahren?...
Gab es ...
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24.02.2016, 23:05 Uhr von FrediWeiss:
Der Chorraum der Kirche in Wölz ist bereits im Jahr 2002 eingestürzt, siehe folgende Seite: ...
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