24. Juli 2023
Draaser Kirchenausstattung im Fokus
Seit geraumer Zeit befinden sich die Draaser Kirchenburg und die Kirche samt Ausstattung wieder im Fokus der rumänischen Denkmalbehörde. In deren Auftrag hat Dr. Ferenc Mihály mit einem Team von der Klausenburger Universität eine Studie über die aus Holz gefertigte Ausstattung (Zimmermanns-, Tischler- und Schreiner-/Bildschnitzerarbeiten) erstellt, die als Grundlage der Wiederherstellung dienen soll. Parallel dazu hat die HOG Draas Korrespondenz und Recherchen zur ehemaligen Kirchenausstattung begonnen und eine Initiative zur Ergänzung des Altarwerks mitgeteilt.
![Draaser Altar vor 1976 (F.M.) ...](/bild/artikel/normal/2023/draaser_alltar_1976_2023.jpg)
Durch die geographische Grenzlage war Draas mit dem Zweiten Wiener Schiedsspruch 1940 erneut an Ungarn gefallen, so dass die deutsche Bevölkerung Anfang September 1944 evakuiert wurde und die evangelische Gemeinde durch die Kriegsfolgen bald erlosch. Der kunsthistorische Stellenwert von Kirche und Kirchenburg veranlasste jedoch die staatliche Denkmalpflege, 1972 deren Restaurierung aufzunehmen. Altarwerk, Wandverkleidung und Emporenbrüstung wurden ausgelagert. 1977 wurde die Staatliche Denkmalpflege jedoch aufgelöst und die begonnene Initiative kam zum Erliegen. In den 1980er Jahren wurden Teile der Draaser Emporenbrüstung und Wandverkleidung in Großscheuern eingesetzt. Teile der Draaser Kirchenausstattung landeten über zwei Zwischenlager für unbestimmte Zeit auf die Empore der Großauer Kirche. Weiteres gefährdetes Kirchenmobiliar kam danach hinzu. Nach 1990 wurde die Direktion für Denkmalpflege wieder ins Leben gerufen. Dank der Messerschmitt-Stiftung wurde ab 1993 die Draaser Kirche archäologisch untersucht: Eine Saalkirche und ein riesiges Kopfnischen-Gräberfeld mit einer rechteckigen Kirchenburg dokumentieren eine stattliche Siedlung aus dem 12. Jahrhundert.
![Spruchmedaillon des Draaser Kanzeldeckels ...](/bild/artikel/normal/2023/draas_predige_und_halte_an_2020_gr_2023.jpg)
Das Draaser Altarwerk von 1787
Das Draaser Retabel von 1787 ist eines der Altarwerke aus der Werkstatt des Schäßburger Meisters Johann Folbarth. Der dreiteilige Altaraufbau, das Hauptblatt mit dem Gekreuzigten und als Assistenzfiguren das Apostelpaar Petrus und Paulus in „römischer“ Altararchitektur, hier mit roten Korkenziehersäulen – diese inhaltliche Grundstruktur gehörte schon seit den Konfessionsaltären des Manierismus, aus der Zeit der Gegenreformation, zum erweiterten Kanon dieses Typus. Seiner Zeitstufe entsprechend trägt das Altarwerk noch Merkmale des Spätbarock bzw. Rokoko, doch auch bereits Elemente des Klassizismus. Die Schleierbretter mit Rokoko-Rocaillen und Füllhorn tragen die Symbole der beiden neutestamentarischen Sakramente – Taufe und Abendmahl. Auf Gebälk und offenem Lünetten-Rahmen mit dem Auge Gottes im Strahlenkranz und geschnitzten schwebenden Girlanden thronen Engel mit Spruchbändern.Aufruf zur Ergänzung der Draaser Ausstattung
![Füllhorn-Dekor vom Draaser Altar. ...](/bild/artikel/normal/2023/draaser_altar_fuellhorn_2023.jpg)
Hier nun die wiederholte Bitte, allgemein Hinweise zum Verbleib von Draaser Altarteilen weiterzugeben bzw. den im September 2021 verschwundenen Teilen nachzugehen:
1. Füllhorn-Dekor, unterer Teil des Schleierbretts vom Draaser Altar, siehe Foto des symmetrischen Details.
2. Spruchmedaillon „Predige, halte an“ des Draaser Kanzeldeckels, siehe Foto aus dem Jahr 2020.
Sollten sich diese oder andere Dekorteile finden, bitten wir um Übersendung oder Überbringen – auch anonym, über Vermittlung – zum Landeskirchlichen Museum im Teutsch-Haus, str. Mitropoliei 30, 550179 Sibiu.
Heidrun König
Schlagwörter: Draas, Altar, Aufruf, Suchaktion
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