4. Mai 2025

Mit Zuversicht nach vorn: Bistritzer Ostermarkt 2025

„Diese Ostermarkt“, äußerte Bischof Reinhart Guib schon 2018 zum Bistritzer Ostermarkt, „ist in Siebenbürgen einzigartig“, und fragte: „Wo treten denn Vertreter der traditionellen siebenbürgischen Konfessionen gemeinsam auf? Nur hier in Bistritz.“ Eine der bedeutendsten Veranstaltungen für die deutsche Minderheit in Bistritz und die Stadt Bistritz insgesamt, der Ostermarkt, offenbarte auch bei seiner 23. Ausgabe am Palmsonntagwochenende 2025 wieder die Freude und die Kraft des gemeinschaftlichen Erlebens.
Grußwort der deutschen Konsulin Kerstin Jahn ...
Grußwort der deutschen Konsulin Kerstin Jahn (Pfarrer Andreas Hartig übersetzt), von links nach rechts: Bürgermeister Gabriel Lazany, Vizebürgermeister Sorin Hangan, HOG-Stellv. Vorsitzender Johann Schuster, Manfred Schuller, hinter Pfarrer Hartig Unterstaatssekretär Thomas S¸indilariu, Stadtdekan Cristian Goia. Foto: Inge Alzner
Christian Roth-Gross, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Bistritz-Nassod, zeigte sich sehr dankbar, dass die Stadt Bistritz kulturelle Veranstaltungen für alle hier lebenden Nationalitäten – Rumänen, Ungarn, Roma, Deutsche – schätzt, mitorganisiert und mitfinanziert. Er hob hervor: „Dieses Fest soll sächsisches Brauchtum weiterführen und auch an die bedeutende Kulturleistung der Deutschen in der Stadt, in ganz Nordsiebenbürgen erinnern. Die Veranstaltung ist für die Bistritzer Sachsen ein Symbol, dass sie noch da sind und ein Tag, an dem sie sich und ihre Kultur präsentieren können.“ Der vom Bistritzer Rathaus, der Evangelischen Kirche Bistritz, dem Demokratischen Forum der Deutschen in Bistritz-Nassod, der HOG Bistritz-Nösen und dem Verein der Bistritzer Erzeuger organisierte Ostermarkt war heuer in einen größeren Rahmen eingebettet: in die Neueinweihung des Hauptgebäudes des ehemaligen evangelischen Gymnasiums, heute Nationalkolleg Liviu Rebreanu, nach umfassender Grundrenovierung (ein Bericht folgt in der nächsten Ausgabe dieser Zeitung). Darauf nahm auch der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Rainer Lehni (auch explizit im Namen des ebenfalls anwesenden Bundesobmanns des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich Manfred Schuller) freudig Bezug, als er sagte: „Nach nur zwei Jahren nach der großartigen Feier zur Wiedereinweihung der evangelischen Stadtpfarrkirche begeht man hier in Bistritz erneut eine große Einweihung“, nämlich die des Gymnasiums. „Dass dieses große Schulgebäude, übrigens eine der größten Schulen der Siebenbürger Sachsen, auch für die Zukunft erhalten wird, grenzt an ein kleines Wunder. Für uns Siebenbürger Sachsen war Bildung schon immer wichtig. Ganz besonders wünsche ich daher der Stadt Bistritz, dass hier der Unterricht in deutscher Sprache auch für die nächsten Jahre und Jahrzehnte gesichert wird.“
Ehrengäste beim Kulturteil des Ostermarktes, von ...
Ehrengäste beim Kulturteil des Ostermarktes, von links nach rechts Dr. Hans Georg Franchy, Forumsvorsitzender Christian Roth-Gross, Vizebürgermeister Sorin Hangan, Unterstaatssekretär Thomas Sindilariu, Inge Alzner, Stadtpfarrer Andreas Hartig, Konsulin Kerstin Ursula Jahn, Bürgermeister Gabriel Lazany und vier Vertreter der Partnerstadt Wiehl. Foto: Horst Göbbel
Der Ostermarkt begann schon am Freitag in der geräumigen Fußgängerzone des historischen Zentrums, wo Händler handgefertigte bemalte Eier, Eier mit Perlen, Kunsthandwerk, Gegenstände aus Holz, Töpferwaren, Strickwaren, Ikonen, Blumen, Spielzeug, Textilien, Lederwaren, zahlreiche örtliche Lebensmittel und weitere Produkte zum Kauf anboten. Auf dem „Zukunftsmarkt“ informierten und warben das Kreisinspektorat Bistritz-Nassod und das Kreismuseum in Zusammenarbeit mit vielen Hochschulen um junge Absolventen der verschiedenen Schularten für künftige Berufsausbildungsrichtungen.

Mit jugendlichem Anmut begrüßten Iris Marton und David Oniţă, Schüler der deutschen Schulabteilung des Nationalkollegs „Liviu Rebreanu“ Bistritz, einige markante Ehrengäste: Bischof Reinhart Guib, die deutsche Konsulin Kerstin Ursula Jahn aus Hermannstadt, Rainer Lehni und Manfred Schuller, die Vorsitzenden der Verbände der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Österreich, Unterstaatssekretär Thomas Șindilariu, Bürgermeister Gabriel Lazany, Vizebürgermeister Sorin Hangan, den Vorsitzenden des Siebenbürgenforums Radu Nebert und den Vorsitzenden der HOG-Bistritz-Nösen Dr. Hans Georg Franchy. Sie führten nach dem großen Trachtenumzug durch das umfassende Programm mit sehr überzeugenden Zusatzinformationen. Während bei der Feierstunde in der Schule sieben hohe kirchliche Würdenträger der verschiedenen siebenbürgischen Konfessionen, unter ihnen auch Bischof Reinhart Guib, gemeinsam gebetet hatten, sprach nun Stadtpfarrer Andreas Hartig, zusammen mit dem griechisch-katholischen Stadtdekan Cristian Goia den Segen für diese Stunde, für die am Bistritzer Ostermarkt teilnehmenden Menschen aus verschiedenen Konfessionen, Kulturen, Föderationen. Vor dem gemeinsamen Vaterunser segnete er den Markt und all jene, die ihn mitgestalten, und betete für das friedliche Miteinander: „Gib uns Augen für das Gute, das du jeden Tag in unserer Mitte stärkst, und den Mut, auch selbst ein Zeichen des Friedens und der Liebe zu sein.“ Kerstin Ursula Jahn, Deutsche Konsulin in Hermannstadt, lobte „die Entschlossenheit und den Mut der hier verbliebenen Gemeinschaft ebenso wie die enge Verbundenheit der Sachsen aus Nordsiebenbürgen“ mit Bistritz. Sie zeigte sich beeindruckt, „wie die verschiedenen Minderheiten hier miteinander umgehen und zusammenleben“ und betonte „den Respekt der rumänischen Mehrheitsbevölkerung vor dem deutschen Kulturerbe ihren unbändigen Wille, dieses zu bewahren und gemeinsam die Zukunft zu gestalten“. Thomas Șindilariu hob in seinem kurzen Grußwort hervor, dass auch aus Bukarest immer wieder Zeichen der Unterstützung der Belange der Siebenbürger Sachsen in Bistritz präsent sind. Sehr klar bekannte sich Gabriel Lazany, der neue Bürgermeister des Munizipiums Bistritz, zur Bewahrung der Traditionen, der Werte und zur kulturellen Vielfalt der Stadt. „Es geht um Respekt gegenüber denen, die die Stadt Schritt für Schritt, Generation für Generation, aufgebaut haben. Die sächsische Gemeinde spielte in der Geschichte von Bistritz eine wesentliche Rolle. Sie legte den Grundstein für eine gut organisierte Siedlung und förderte den Handel und das Gemeinschaftsleben. Vieles, was heute noch funktioniert, hat seinen Ursprung in ihrer Denk- und Arbeitsweise. Wir schulden ihnen Dankbarkeit, tragen aber auch die Verantwortung, das weiterzuführen, was sie begonnen haben.“
Tanzgruppe Vergissmeinnicht aus Bistritz im ...
Tanzgruppe Vergissmeinnicht aus Bistritz im „Schatten“ der evangelischen Stadtpfarrkirche in Bistritz. Foto: Horst Göbbel
In seinem Grußwort bekundete Dr. Hans Georg Franchy, Vorsitzender der HOG-Bistritz-Nösen, seine Freude über die Anwesenheit von Konsulin Jahn sowie darüber, dass so viele Kinder und Jugendliche beim Fest dabei sind. Er betonte die gute Zusammenarbeit mit der Bistritzer Verwaltung und wünschte allen Bistritzern, dem Bistritzer Forum, der evangelischen Kirche gutes Gelingen sowie gesegnete Osterfeiertage.

Das künstlerische Programm eröffnete die Blaskapelle „Harmonie“ des Deutschen Demokratischen Forums Bistritz, 2005 von Thomas Hartig gegründet, mit ihren rund 30 Mitgliedern unter der Führung des Dirigenten Levente Balint mit einem Strauß verschiedener Publikumserfolge (Walzer, Polkas und Unterhaltungsmusik). Die jüngsten Tänzerinnen und Tänzer der 2019 gegründeten und von Izabella Popescu akkurat geleiteten, energiegeladenen siebenbürgischen Tanzgruppe „Vergissmeinnicht Jr.“ der deutschen Abteilung des Nationalkollegs Liviu Rebreanu haben sich mit ihrem erfrischenden Auftritt zum Ziel gesetzt, die Tradition der sächsischen Tänze als wesentlichen Teil des kulturellen Erbes Siebenbürgens zu bewahren und zu fördern. Es folgte der große Kinderchor „Laudate Dominum“, dessen Gesang wie bestes Frühlingserwachen vor Ostern wirkte. Der im September 2024 gegründet Chor gehört zur Evangelischen Kirche in Bistritz und wird von Professorin Lucy Catrintasu, einer erfahrenen Dirigentin, mit viel Einfühlungsvermögen und Fachkenntnis geleitet. Die Tanzgruppe „Goldregen“ des Deutschen Forums Sächsisch Regen mit ihren 32 jungen Mitgliedern, geleitet von Balla Denes, erfreute das Publikum auch heuer in ihrer Sächsisch-Regener Tracht mit dem Reenertanz und dem Tanz „Hack und Zeh“. Im Geiste der typischen Merkmale von Siebenbürgens und Bistritz, nämlich der ethnischen und der religiösen Vielfalt, traten auch eine rumänische und eine ungarische Kulturgruppe auf. Zunächst die ungarische Volkstanzgruppe „Vadrozsa“ (2018 gegründet, Tanzlehrer: Nagy Gyozo, Künstlerische Leiterin: Pasztor Agnes), die 70 Mitglieder unterschiedlicher Generationen (7 bis 20 Jahre) in ihren Reihen hat und schwungvolle Tänze aus dem Szeklerland zeigte. Zum Abschluss wurden die Zuschauer auf der Vorführmeile in der Nähe der Evangelischen Kirche begeistert von der rumänischen Jugendtanzgruppe (9 bis 16 Jahre), einem Talentpool für die Tänzer des professionellen „Dor Românesc“, geleitet von Daniel Caia, mit mehreren richtig profihaft ausgeführten lokalen Tänzen und mit traditionellen Liedern aus dem Kreis Bistritz-Nassod, vorgetragen von Roxana Pop, Ariana Gliga und Simionca Narcisa. Alle künstlerischen Formationen erhielten neben gebührendem Applaus auch ein Teilnahmediplom.

Der Ostermarkt 2025 verzeichnete auch drei weitere große Unternehmungen: ein Rockkonzert der Gruppe HARA im Schulhof, den Palmsonntagsfestgottesdienst mit Stadtpfarrer Andreas Hartig und ein Symphonisches Konzert am Sonntagabend in der ev. Kirche mit dem neuen Orchester Transilvania (Dirigent Romeo Rimbu) und dem Staatschor der Philharmonie Transilvania (Leitung Cornel Groza) mit den Solisten Melody Moore (Sopran), Liza Kadelnik (Mezzosopran), Adorján Pataki (Tenor) und Beniamin Pop (Bass). Aufgeführt wurde in wahrlich grandioser Manier vor vollem Haus die „Messa da Requiem“ von Giuseppe Verdi.

Große Freude und tiefe Dankbarkeit erfüllen uns nach diesem mehrtägigen weitreichenden Erleben zum Ostermarkt in Bistritz.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Ostermarkt, Bistritz, deutsch-rumänische Beziehungen

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