31. Januar 2006
Übernachten am Fuße der Karpaten
Übernachten in Siebenbürgen war bis vor ein paar Jahren kein Problem, da noch fast jeder von uns dort Verwandte oder Bekannte hatte. Seit dem Exodus, seitdem die Siebenbürger Sachsen in rauen Mengen das Land verlassen haben, stellt man sich aber immer öfter die Frage: wo übernachten? Vor etwa fünf Jahren wurden Übernachtungsmöglichkeiten in umgebauten Pfarrhäusern geschaffen, so dass diese Zeitung seit einigen Jahren alljährlich ein Gästehäuserverzeichnis veröffentlichen und laufend im Internet aktualisieren kann. Es gibt aber auch Gasthäuser und Pensionen, die in diesem Verzeichnis nicht vorkommen. Über einige dieser Pensionen soll hier die Rede sein.
Auf einer Siebenbürgenreise im letzten Sommer verbrachten wir die ersten Nächte im "Elimheim" in Michelsberg. Ruhig, mitten in einem Obstgarten, vor den Toren von Hermannstadt gelegen, mit herrlichem Blick über Michelsberg ist das "Elimheim" richtig empfehlenswert. Die Toiletten und Duschen sind zwar alle auf dem Flur, aber am Komfort gibt es nichts zu meckern. Neben dem Frühstück kann man, bei Bedarf, sogar Vollpension bei der Verwalterin Marianne Banciu bestellen. Ausgehen kann man in das nahe gelegene "Apfelhaus", das ebenfalls in einem Obstgarten steht. Hier kann man gut essen und, bei guter Fernsicht, die ganze Kette der Fogarascher Berge bewundern.
Weiter ging es ins Burzenland, genauer gesagt in die Schulerau zu Willi Schmidt, der in der ganzen Schulerau als "domnu Willi" bekannt ist. "Casa Willi si Cecilia Schmidt" hat schon so viele Stammkunden, dass sich das Haus kaum noch Laufkundschaft leisten kann. Willi und Cecilia Schmidt sind schon vor Jahren aus Köln in die "Poiana" zurückgekehrt, wo sie noch ein Grundstück besaßen. Übrigens, Nachbar Ion Tiriac schaut ab und zu über den Zaun und fragt nach dem einen oder anderen Rat.
Nächste Station unserer Reise, war die Pension "Saxonia" in Rosenau. Der Neubau der "Saxonia- Stiftung", die von Karl Arthur Ehrmann geleitet wird, verfügt über 18 Doppelzimmer und ist bestens ausgestattet. Aus jedem Zimmer hat man - vom Balkon aus - einen herrlichen Ausblick auf die Rosenauer Burg bzw. Butschetsch und Königstein. Die "Siebenbürgische Zeitung" vom 31. Oktober 2005 berichtete ausführlich auf Seite 4 über die Übernachtungsmöglichkeiten in der "Saxonia".
Im rumänischen Gebirgsdorf Magura, wunderschön gelegen zwischen Königstein und Butschetsch, gibt es seit einem guten Jahr "Vila Hermani". Hermann und Katharina Kurmes haben sich hier, in der "steirischen Schweiz" Rumäniens, eine Pension gebaut. Die sanften, fast runden Hügel in Magura erinnern an die südliche Steiermark, und die hohen Kalksteinfelsen von Königstein und Butschetsch, die die ganze Gegend einrahmen, erinnern ein wenig an die Schweiz - daher der Begriff "steirische Schweiz". Hermann Kurmes, über den diese Zeitung berichtete, erzählte uns, wie einige Zufälle ihn dazu brachten, sich mit seiner Familie hier, nicht weit weg von seinem Geburtsort Wolkendorf, eine neue Existenz aufzubauen. Ende der 70er Jahre war er nach Göttingen ausgewandert. Ende der 90er Jahre hatte ihn der ehemalige Klassenkollege Gigi Popa zu einem Klassentreffen eingeladen. Kurmes war positiv überrascht. Die Bekanntschaft mit Christoph Promberger weckte bei ihm das Interesse, an dem Projekt zum Schutze der Großräuber wie Bären, Wölfe und Lüchse mitzuwirken. Promberger suchte gerade eine Touristikagentur, um dem Projekt auch Kunden zu beschaffen. Kurmes griff diese Idee auf und errichtete in dieser Natur belassenen Gegend eine Pension, um von dort aus Touristikgruppen zu Expeditionen im Karpatenbogen zu führen. Auch die drei Kinder haben riesigen Spaß, sich in der schönen Umgebung frei zu bewegen. Die ganze Familie fühlte sich bald heimisch. Kurmes, der den Beruf des Biologielehrers mittlerweile an den berühmten Nagel gehängt hat, widmet sich bei den Touren mit seinen Ökotouristen, sehr einfühlsam und mit viel Hingabe dem Umwelt- und hier speziell dem Tierschutz. Er erklärt den Gästen anhand von Beispielen, dass die Königsteinnelke nur im Nationalpark Königstein wächst und sonst nirgendwo auf der Welt, er lehrt sie, genießbare von giftigen Pilzen zu unterscheiden, und schimpft über die Holzfäller, die beim Abtransport ihrer geschlagenen Bäume wieder einmal das Brückengeländer beschädigt haben. Weil der Weg hinauf nach Magura von Schlaglöchern übersät ist, hat Kurmes natürlich einen Abholservice mit Minibussen eingerichtet.
Die zwölf Doppelzimmer mit westlichen Standard und Vollpension sind zeitweise ausgebucht. Frau Kurmes, ebenfalls ehemalige Lehrerin, aber nicht in Siebenbürgern geboren, findet großen Gefallen an der siebenbürgisch-sächsischen Küche und bietet sie nach Möglichkeit ihren Gästen an. Am Frühstückstisch lernten wir eine Belgierin kennen, EU-Mitarbeiterin mit CD-Kfz-Kennzeichen, derzeit in Bukarest tätig, und einen Deutsch-Amerikaner, der über Prag, die Ukraine und das Donaudelta nach Magura gekommen ist, um hier Eindrücke zu sammeln und seiner Organisation, dem WWF (World Wildlife Fund), zukommen zu lassen. Die Belgierin und der Amerikaner tauschen berufliche Erfahrungen aus, und es ist ganz interessant, ihnen zuzuhören. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Kurmes schon in etlichen Dokumentarfilmen der BBC oder von Arte zu sehen war.
Dass die Welt bei Familie Kurmes in Ordnung ist, kann man aber auch schon daran erkennen, mit welcher Lässigkeit der Benjamin der Familie, der zwölfjährige Leo, über einen neulichen Bärenüberfall auf den Kirschbaum im Nachbargarten erzählt. Er tut das so routiniert, dass man den Eindruck gewinnt, er berichte gerade über irgendeinen Streich vom Schulhof. Sein größter Triumph aber sind der Schädel und die Hörner von dem gerade geschlachteten Schafsbock, den er auf ein zugeschnittenes Holzbrett, fertig präpariert, montieren will.
Wer ähnliche Abenteuer erleben möchte, kann eine Ökotour buchen bei Carpathian Tours SRL, Hermann und Katharina Kurmes, RO-507133 Satul Magura 130, comuna Moeciu, Judetul Brasov, Telefon: (00 40) 7 45-51 20 96 oder (00 40) 740-02 23 84, Internet: www.cntours.ro.
Hermann, Katharina und Leo Kurmes vor dem Eingang zur Vila Hermani. Foto: Herbert Liess |
Weiter ging es ins Burzenland, genauer gesagt in die Schulerau zu Willi Schmidt, der in der ganzen Schulerau als "domnu Willi" bekannt ist. "Casa Willi si Cecilia Schmidt" hat schon so viele Stammkunden, dass sich das Haus kaum noch Laufkundschaft leisten kann. Willi und Cecilia Schmidt sind schon vor Jahren aus Köln in die "Poiana" zurückgekehrt, wo sie noch ein Grundstück besaßen. Übrigens, Nachbar Ion Tiriac schaut ab und zu über den Zaun und fragt nach dem einen oder anderen Rat.
Nächste Station unserer Reise, war die Pension "Saxonia" in Rosenau. Der Neubau der "Saxonia- Stiftung", die von Karl Arthur Ehrmann geleitet wird, verfügt über 18 Doppelzimmer und ist bestens ausgestattet. Aus jedem Zimmer hat man - vom Balkon aus - einen herrlichen Ausblick auf die Rosenauer Burg bzw. Butschetsch und Königstein. Die "Siebenbürgische Zeitung" vom 31. Oktober 2005 berichtete ausführlich auf Seite 4 über die Übernachtungsmöglichkeiten in der "Saxonia".
Im rumänischen Gebirgsdorf Magura, wunderschön gelegen zwischen Königstein und Butschetsch, gibt es seit einem guten Jahr "Vila Hermani". Hermann und Katharina Kurmes haben sich hier, in der "steirischen Schweiz" Rumäniens, eine Pension gebaut. Die sanften, fast runden Hügel in Magura erinnern an die südliche Steiermark, und die hohen Kalksteinfelsen von Königstein und Butschetsch, die die ganze Gegend einrahmen, erinnern ein wenig an die Schweiz - daher der Begriff "steirische Schweiz". Hermann Kurmes, über den diese Zeitung berichtete, erzählte uns, wie einige Zufälle ihn dazu brachten, sich mit seiner Familie hier, nicht weit weg von seinem Geburtsort Wolkendorf, eine neue Existenz aufzubauen. Ende der 70er Jahre war er nach Göttingen ausgewandert. Ende der 90er Jahre hatte ihn der ehemalige Klassenkollege Gigi Popa zu einem Klassentreffen eingeladen. Kurmes war positiv überrascht. Die Bekanntschaft mit Christoph Promberger weckte bei ihm das Interesse, an dem Projekt zum Schutze der Großräuber wie Bären, Wölfe und Lüchse mitzuwirken. Promberger suchte gerade eine Touristikagentur, um dem Projekt auch Kunden zu beschaffen. Kurmes griff diese Idee auf und errichtete in dieser Natur belassenen Gegend eine Pension, um von dort aus Touristikgruppen zu Expeditionen im Karpatenbogen zu führen. Auch die drei Kinder haben riesigen Spaß, sich in der schönen Umgebung frei zu bewegen. Die ganze Familie fühlte sich bald heimisch. Kurmes, der den Beruf des Biologielehrers mittlerweile an den berühmten Nagel gehängt hat, widmet sich bei den Touren mit seinen Ökotouristen, sehr einfühlsam und mit viel Hingabe dem Umwelt- und hier speziell dem Tierschutz. Er erklärt den Gästen anhand von Beispielen, dass die Königsteinnelke nur im Nationalpark Königstein wächst und sonst nirgendwo auf der Welt, er lehrt sie, genießbare von giftigen Pilzen zu unterscheiden, und schimpft über die Holzfäller, die beim Abtransport ihrer geschlagenen Bäume wieder einmal das Brückengeländer beschädigt haben. Weil der Weg hinauf nach Magura von Schlaglöchern übersät ist, hat Kurmes natürlich einen Abholservice mit Minibussen eingerichtet.
Die zwölf Doppelzimmer mit westlichen Standard und Vollpension sind zeitweise ausgebucht. Frau Kurmes, ebenfalls ehemalige Lehrerin, aber nicht in Siebenbürgern geboren, findet großen Gefallen an der siebenbürgisch-sächsischen Küche und bietet sie nach Möglichkeit ihren Gästen an. Am Frühstückstisch lernten wir eine Belgierin kennen, EU-Mitarbeiterin mit CD-Kfz-Kennzeichen, derzeit in Bukarest tätig, und einen Deutsch-Amerikaner, der über Prag, die Ukraine und das Donaudelta nach Magura gekommen ist, um hier Eindrücke zu sammeln und seiner Organisation, dem WWF (World Wildlife Fund), zukommen zu lassen. Die Belgierin und der Amerikaner tauschen berufliche Erfahrungen aus, und es ist ganz interessant, ihnen zuzuhören. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Kurmes schon in etlichen Dokumentarfilmen der BBC oder von Arte zu sehen war.
Dass die Welt bei Familie Kurmes in Ordnung ist, kann man aber auch schon daran erkennen, mit welcher Lässigkeit der Benjamin der Familie, der zwölfjährige Leo, über einen neulichen Bärenüberfall auf den Kirschbaum im Nachbargarten erzählt. Er tut das so routiniert, dass man den Eindruck gewinnt, er berichte gerade über irgendeinen Streich vom Schulhof. Sein größter Triumph aber sind der Schädel und die Hörner von dem gerade geschlachteten Schafsbock, den er auf ein zugeschnittenes Holzbrett, fertig präpariert, montieren will.
Wer ähnliche Abenteuer erleben möchte, kann eine Ökotour buchen bei Carpathian Tours SRL, Hermann und Katharina Kurmes, RO-507133 Satul Magura 130, comuna Moeciu, Judetul Brasov, Telefon: (00 40) 7 45-51 20 96 oder (00 40) 740-02 23 84, Internet: www.cntours.ro.
Herbert Liess
(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 2 vom 31. Januar 2006, Seite 9)Schlagwörter: Reiseinfos, Tourismus, Burzenland
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