24. Mai 2006

Vogelgrippe bedroht Siebenbürgen

34 Vogelgrippeherde in fünf Landkreisen Rumäniens wurden bereits bestätigt, weitere 24 mögliche Herde stehen unter Beobachtung, rund eine Million Geflügel sollen notgeschlachtet werden. Trotz vielseitiger Bemühungen - Notschlachtungen, Quarantäne in den betroffenen Ortschaften, Teppiche mit Desinfektonsmitteln und Filter für Autos auf den Nationalstraßen - ist die Regierung offenbar machtlos. Fast stündlich werden neue Vogelgrippeherde gemeldet.
Der erste Infektionsherd wurde Mitte Mai in einer Vogelfarm in Zeiden, Kreis Kronstadt, registriert. Die Nachbarn der Farm hatten schon seit April beobachtet, wie Angestellte Säcke mit toten Geflügel auf einer Mülldeponie warfen. Niemand hatte die Behörden jedoch verständigt. Nach dem vollen Ausbruch der Krankheit auf der Hühnerfarm stellte sich heraus, dass hier jegliche Normen verletzt worden waren, der Betrieb hatte u. a. seit drei Monaten keinen Veterinärarzt angestellt.

Gleich danach mussten zwei weitere Hühnerfarmen in Zeiden geschlossen werden, die Behörden beschlagnahmten und vernichteten mehrere Tonnen Hühnerfleisch in Bukarest und mehreren Landkreisen. Rund 100 Personen wurden von der Staatsanwaltschaft verhört, um die Ursachen des virulenten Vogelgrippeausbruchs zu untersuchen. Präsident Traian Basescu beauftragte sogar den Rumänischen Nachrichtendienstes SRI, in der Sache aktiv zu werden, berichten rumänische Medien.

Inzwischen breitete sich der Virus weiter aus und wurde im Sektor 2 der Hauptstadt nachgewiesen. Zeiden und der Nachbarort Dumbravita (Schnakendorf) sowie Fogarasch, Scharosch und weitere Orte im Kreis Kronstadt standen vergangene Woche in Totalquarantäne und waren nur für die Durchfahrt geöffnet. Im Kreis Kronstadt wurde der H5N1-Virus zudem in Leblang, Bekokten, Nußbach, Wolkendorf, Petersberg, Neustadt, Rothbach, in den Biengärten (Stupini), Holbav, Racos u.a. festgestellt.

Auch Hermannstadt, die zukünftige europäische Kulturhauptstadt, ist bereits betroffen. Eine Straße im Strandviertel wurde gesperrt, nachdem angeblich eine Taube mehrere Hühner in einem Hof mit dem inzwischen nachgewiesenen H5N1 angesteckt haben soll. Die Behörden haben alle Vögel in der Straße notgeschlachtet. Schwierig wird es Ende Mai, wenn das Internationale Theaterfestival beginnt. Tausende Teilnehmer und Besucher werden in der Stadt am Zibin erwartet.

Mindestens 23 Personen aus Rumänien wurden im Bukarester "Matei Bals"-Krankenhaus für infektiöse Krankheiten (dem Einzigen im Land, in dem diesbezügliche Analysen durchgeführt werden können) untersucht. Die Vogelgrippe wurde in keinem Fall bestätigt. Erste Folgen des Krankheitsausbruches ist ein starker Rückgang des Hühnerfleischkonsums. Die Reisebüros befürchten ihrerseits einen Rückgang der Touristen.

In Rumänien war das Vogelgrippevirus H5N1 erstmals im Oktober vergangenen Jahres im Donaudelta nachgewiesen worden. Landwirtschaftsminister Gheorghe Flutur wurde seinerzeit für sein promptes Handeln gelobt, jetzt nimmt die Vogelgrippe Überhand.

Ruxandra Stanescu


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