7. November 2009

Tagung in Klausenburg: Das Trennende überwinden

Am 6. Juli 1439 wurde in der Hauptkirche von Florenz die Union der römisch-katholischen mit der griechisch-orthodoxen Kirche feierlich beschlossen. 385 Jahre nach dem so genannten Morgenländischen Schisma (1054) wurde die Wiedervereinigung der beiden großen christlichen Glaubensbekenntnisse angestrebt.
Für die Bevölkerung Siebenbürgens bot diese Union eine erste – kurzlebige – Möglichkeit zur Überwindung der konfessionellen Trennung, damit auch der sozialen Barrieren zwischen den Rumänen, den Ungarn und den Sachsen. Eine Chance friedlichen Zusammenlebens eröffnete sich für alle. Es bestand auch für die orthodoxen Rumänen zumindest die Möglichkeit, sozial aufzusteigen. Die Karriere von Johannes Hunyadi und seinem Sohn, König Matthias Corvinus, wird auch in diesem Zusammenhang gesehen, wenngleich diese nicht orthodox geblieben sind, sondern brave Katholiken wurden. Denn bald nach der feierlichen Verkündung drifteten die Kirchen wieder auseinander, spätestens mit dem Fall von Konstantinopel (1453), für den viele Griechen den Zorn Gottes über die „falsche Union“ verantwortlich machten, war die bis heute bestehende Trennung wieder Realität.

Heute, im Zeitalter der Ökumene, der Suche nach Überwindung des Trennenden zwischen den Glaubensbekenntnissen, wird des Aktes von 1439 gedacht, der ein erster Versuch war, die Einheit der Kirchen wiederherzustellen. 570 Jahre später, im Oktober 2009, versammelten sich rund 40 Wissenschaftler, um die Bedeutung der Florentiner Union in ihren unterschiedlichsten Facetten zu erörtern und zu würdigen. Neben der Rumänischen, der Ungarischen und der Österreichischen Akademie waren die Universitäten von Klausenburg, Budapest, Szeged und Venedig, das Rumänische und das Ungarischen Nationalarchiv, der Verein „Erdélyi Múzeum“ (Klausenburg) und das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen an der Universität Oldenburg beteiligt – allein die Zusammensetzung der Veranstalter belegt, dass das es heute eine „Ökumene der Historiker“ gibt, die der Historikerverbandspräsident Karl-Dietrich Erdmann 1980 auf dem Historikerkongress in Bukarest (1980) als ein erstrebenswertes Ziel bezeichnet hat. Die Klausenburger Tagung ist ein Beispiel für heute gelebte Zusammenarbeit, die das Trennende überwinden und das Gemeinsame stärken will.

KG

Schlagwörter: Kirche und Heimat, Ökumene

Bewerten:

10 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.