3. April 2024
Hegt wird gesangen!: "Det Frähjohr kitt än de Wegden"
Kaum zu glauben, dass das beliebte Lied „Det Frähjohr kitt än de Wegden“ (Das Frühjahr kommt in die Weiden) in vier Jahren seinen 100. Geburtstag feiern wird! Im Laufe der Zeit ist es in das Volksgut übergegangen und nur wenige kennen seine Urheberin.
Der Liedtext sprüht vor Lebensfreude. Man stelle sich die langen kalten Winter vor 100 Jahren in den Bauernstuben vor. In den ersten Frühlingswochen begann nicht nur der stetig neue Kreislauf der Natur, sondern gleichzeitig setzten auch die Frühlingsbräuche ein.
Früher befestigten die Burschen in einigen Dörfern Zweige mit Weidenkätzchen an den Fenstern oder Toren der Häuser, wo ihre Liebchen wohnten. Palmkätzchenzweige in einer Vase am Fenster sollten das Haus vor bösen Geistern schützen. Auch die aus jungen Weidenrinden gefertigten Flircher (Fluren, Flöten) hatten in früheren Frühlingsbräuchen ihren festen Platz: Die Jungen ließen sie laut ertönen, um Hexen damit zu erschrecken. (Carl Göllner „Im Kreislauf des Jahres“, Kriterion-Verlag Bukarest, 1987, S. 58)
Auch heute noch stellt man gerne die schmucken Palmitzker als Frühlingsboten in die Vase. Die Großväter lehren ihre Enkel, Flöten aus Weidenzweigen zu klopfen. Liebeserklärungen und das Vertreiben von bösen Geistern sind nicht mehr damit verbunden, man erfreut sich einfach am Frühling und fühlt sich vielleicht in Raum und Zeit versetzt. Grete Lienert-Zultner (*1906 Malmkrog, †1989 Traunreut) war eine begnadete Liederdichterin und gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Mundartdichterinnen Siebenbürgens. 1925 beendete sie das Lehererinnenseminar in Schäßburg. 1926 heiratete sie den Notar Michael Lienert. Neben ihrer Familie betätigte sie sich auch im Frauenverein und hielt gemeinsam mit Anna Schuller-Schullerus Vorträge und Liederabende. Während ihrer Lehrerinnenjahre in Waldhütten, Neithausen, Neustadt, Denndorf und Schaas schuf sie zahlreiche Theaterstücke und Singspiele (z.B.: „Äm Ihr uch Gläck“, „Bäm Brännchen“, „Wie drieht de Fånn hiemen?“, „Fosnicht hu mer“, „Bauernliesel“, „Das Salzfass” u.a.), in die sie etliche ihrer Lieder im Volkston einbaute. Durch die Theateraufführungen verbreiteten sich ihre Lieder rasch und gingen ins Volksgut über: „De Astern“, „De Schnieglekelcher blähn“, „Der Owend kitt errun“, „Iwwer de Stoppeln“, „De Birkeblädder fallen“, „Ställ uch fridlich“, „Sälwerfäddem“ und viele mehr).
Ab 1963 lebte die Familie in Schäßburg, wo Grete Lienert-Zultner eine Singgruppe gründete, die Paul Schuller, Musikprofessor der Bergschule, 1965 zu einem Kammerchor umformte, der bis 2001 bestand. 1967 und 1968 nahm dieser Chor bei Electrecord Bukarest auf zwei Schallplatten insgesamt 26 Mundartliedern auf. 1978 übersiedelte die Familie in die Bundesrepublik. Hier veröffentlichte Grete Lienert-Zultner zwei Gedichtbände „Wat u menjem Wiëj gebläht“ und „Wachsen, Blühen, Reifen“ und zwei Liederhefte „De Astern uch ånder Liedcher“ (22 Lieder) und „Der Owend kit erun uch ånder Lieder“ (21 Lieder). Ernst Irtel würdigte Grete Lienert-Zultners Lieder folgendermaßen: „Ihre Melodien sind geschmackvoll und edel gebildet, immer anregend und einfallsreich, vielseitig im Ausdruck […] aus dem Erleben des Dorfes und seiner Menschen geboren, treffen sie auch mitten in das Herz.“
Hören Sie das Lied „Det Frähjohr kitt än de Wegden“ mit Waltraud Zoppelt und Hans Krauss (Schäßburg) unter siebenbuerger.de/go/866U sowie mit dem Zenderscher Chor unter siebenbuerger.de/go/867U.
Früher befestigten die Burschen in einigen Dörfern Zweige mit Weidenkätzchen an den Fenstern oder Toren der Häuser, wo ihre Liebchen wohnten. Palmkätzchenzweige in einer Vase am Fenster sollten das Haus vor bösen Geistern schützen. Auch die aus jungen Weidenrinden gefertigten Flircher (Fluren, Flöten) hatten in früheren Frühlingsbräuchen ihren festen Platz: Die Jungen ließen sie laut ertönen, um Hexen damit zu erschrecken. (Carl Göllner „Im Kreislauf des Jahres“, Kriterion-Verlag Bukarest, 1987, S. 58)
Auch heute noch stellt man gerne die schmucken Palmitzker als Frühlingsboten in die Vase. Die Großväter lehren ihre Enkel, Flöten aus Weidenzweigen zu klopfen. Liebeserklärungen und das Vertreiben von bösen Geistern sind nicht mehr damit verbunden, man erfreut sich einfach am Frühling und fühlt sich vielleicht in Raum und Zeit versetzt. Grete Lienert-Zultner (*1906 Malmkrog, †1989 Traunreut) war eine begnadete Liederdichterin und gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Mundartdichterinnen Siebenbürgens. 1925 beendete sie das Lehererinnenseminar in Schäßburg. 1926 heiratete sie den Notar Michael Lienert. Neben ihrer Familie betätigte sie sich auch im Frauenverein und hielt gemeinsam mit Anna Schuller-Schullerus Vorträge und Liederabende. Während ihrer Lehrerinnenjahre in Waldhütten, Neithausen, Neustadt, Denndorf und Schaas schuf sie zahlreiche Theaterstücke und Singspiele (z.B.: „Äm Ihr uch Gläck“, „Bäm Brännchen“, „Wie drieht de Fånn hiemen?“, „Fosnicht hu mer“, „Bauernliesel“, „Das Salzfass” u.a.), in die sie etliche ihrer Lieder im Volkston einbaute. Durch die Theateraufführungen verbreiteten sich ihre Lieder rasch und gingen ins Volksgut über: „De Astern“, „De Schnieglekelcher blähn“, „Der Owend kitt errun“, „Iwwer de Stoppeln“, „De Birkeblädder fallen“, „Ställ uch fridlich“, „Sälwerfäddem“ und viele mehr).
Ab 1963 lebte die Familie in Schäßburg, wo Grete Lienert-Zultner eine Singgruppe gründete, die Paul Schuller, Musikprofessor der Bergschule, 1965 zu einem Kammerchor umformte, der bis 2001 bestand. 1967 und 1968 nahm dieser Chor bei Electrecord Bukarest auf zwei Schallplatten insgesamt 26 Mundartliedern auf. 1978 übersiedelte die Familie in die Bundesrepublik. Hier veröffentlichte Grete Lienert-Zultner zwei Gedichtbände „Wat u menjem Wiëj gebläht“ und „Wachsen, Blühen, Reifen“ und zwei Liederhefte „De Astern uch ånder Liedcher“ (22 Lieder) und „Der Owend kit erun uch ånder Lieder“ (21 Lieder). Ernst Irtel würdigte Grete Lienert-Zultners Lieder folgendermaßen: „Ihre Melodien sind geschmackvoll und edel gebildet, immer anregend und einfallsreich, vielseitig im Ausdruck […] aus dem Erleben des Dorfes und seiner Menschen geboren, treffen sie auch mitten in das Herz.“
Hören Sie das Lied „Det Frähjohr kitt än de Wegden“ mit Waltraud Zoppelt und Hans Krauss (Schäßburg) unter siebenbuerger.de/go/866U sowie mit dem Zenderscher Chor unter siebenbuerger.de/go/867U.
Angelika Meltzer
Notenblatt als pdf-Datei zum Herunterladen: "Det Frähjohr kitt än de Wegden"Schlagwörter: Hegt wird gesangen, Lieder, Mundart
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