1. November 2011

Es geht um die Zukunft unseres Verbandes

Eine prall gefüllte Tagesordnung wartet auf die Delegierten und Mitglieder des Verbandes, die am 12.-13. November am Verbandstag in der Deutschmeisterhalle in Gundelsheim teilnehmen. Der Verbandstag wird als oberste Instanz und ranghöchstes Organ des landsmannschaftlichen Verbandes Bilanz ziehen über eine beachtliche Bandbreite von kulturellen, sozialen und rechtlichen Aktivitäten in den letzten vier Jahren und darüber beraten, wie das künftige Wirken der Gemeinschaft inhaltlich und personell gestaltet werden soll.
Die Versammlung tritt alle vier Jahre zusammen und berät über grundsätzliche Fragen, die den gesamten Verein betreffen. Stimmberechtigt sind 150 Delegierte, die von den Hauptversammlungen der Landesgruppen und den Mitgliederversammlungen der Kreisgruppen gewählt werden, sowie die Delegierten von Amts wegen: das sind die Mitglieder des Bundesvorstandes und die Regionalgruppensprecher der Heimatortsgemeinschaften, insofern sie Mitglied des Verbandes sind. Zum Verbandstag sind übrigens alle Mitglieder des landsmannschaftlichen Verbandes eingeladen, stimm- und redeberechtigt sind jedoch nur die Delegierten (siehe Einladung in der SbZ Online vom 18. September 2011).

Nach dem Tätigkeitsbericht des Bundesvorsitzenden und seiner Stellvertreter über die vergangenen vier Jahre seit dem letzten Verbandstag stehen Diskussionen auf der Tagesordnung, um die Schwerpunkte der künftigen landsmannschaftlichen Arbeit gemeinsam zu erörtern. ­Zudem werden der Bundesvorsitzende und die stellvertretenden Bundesvorsitzenden, der Schatzmeister, der Schriftführer und andere wichtige Amtsträger gewählt. Dem Verbandstag vorgeschaltet ist die Herbstsitzung des Bundesvorstandes am Vormittag des 13. November.

Als Tagungsort wurde bewusst Gundelsheim am Neckar bestimmt, um ein Zeichen der Verbundenheit und Verantwortung für unsere Kultureinrichtungen zu setzen. Der Zukunft dieser Einrichtungen ist übrigens eine Tagung am 11.-12. November auf Schloss Horneck mit Führungen durch das Siebenbürgische Museum und das Siebenbürgen-Institut gewidmet.

Betriebsamkeit herrschte in den letzten Wochen in der Bundesgeschäftsstelle in der Karlstraße in München, um den Verbandstag vorzubereiten. Die Beiträge der Bundesvorstandsmitglieder und Referenten wurden für die Tagungsmappe zusammengestellt und an die 140 Delegierten versandt, die sich angemeldet haben.

Wer sich die 134 Seiten umfassende Tagungsmappe zu Gemüte führt, wird angenehm überrascht. Der Verband entfaltet eine vielseitige, intensive Arbeit, die von Kontakten zu deutschen und rumänischen Spitzenpolitikern über die Heimattage in Dinkelsbühl oder Volkstanzwettbewerbe bis hin zu vielen Kultur- und Gemeinschaftsveranstaltungen in den Kreisgruppen reicht.

Eine breit gefächerte Tätigkeit spiegelt auch der Bericht des Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius wider. Er thematisiert die Sicherung des kulturellen Erbes, die Jugendarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Interessenvertretung in den Bereichen Rente, Eigentumsrückgabe und Entschädigung für Russlandverschleppte, zudem die Beratung von Mitgliedern, die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Gremien, die Vertretung des Verbandes nach außen und vieles mehr. Insgesamt sei die Arbeit für den Verband für alle nutznießenden Landsleute „von einer deutlichen Verdichtung der Aufgaben geprägt, was auf eine verstärkte Wahrnehmung unserer Gemeinschaft und die sich daraus ergebenden Chancen zurückzuführen ist“, so Fabritius.

Der Stellvertretende Bundesvorsitzende Alfred Mrass hat sich für den Beitritt verschiedener Ver­eine zum Verband der Siebenbürger Sachsen ein­gesetzt und unter anderem darauf geachtet, dass das Zwischenmenschliche im Verband nicht zu kurz kommt. Die abgelaufene Legislaturperiode war auch für ihn „von einer hohen Arbeitsintensität und der Wahrnehmung vieler Termine gekennzeichnet“. Mrass ist zugleich Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg, einer stabilen Landesgruppe mit solider Grundlage. Der Mitgliederschwund ist auch hier das schwierigste Problem, mit dem sich nach seiner Ansicht alle Vorstände der Kreisgruppen befassen müssten. Bundesweit ist die Mitgliederzahl des Verbandes der Siebenbürger Sachsen von 38.981 im Jahr 2007 auf 34.599 Anfang 2011 gesunken.

Aus dem Bericht der Vorsitzenden des Landesverbandes Bayern, Herta Daniel, geht hervor, dass die Jugend besonders aktiv ist. Vertreter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) übernehmen auf Kreis-, Landes- und Bundesebene zunehmend in beispielhafter Weise Verantwortung. Die Kreisgruppen in Bayern finanzieren gemeinsam einen Solidaritätsfonds, um größere Kulturveranstaltungen und den Kulturaustausch zu ermöglichen. Die kulturelle Breitenarbeit sei eng mit der Öffentlichkeitsarbeit vernetzt: „Es gilt, unsere Kultur und unser Brauchtum von der Basis her der breiten Öffentlichkeit Bayerns nahe zu bringen und an unsere junge Generation weiter zu geben“, so Daniel. Zu dem Erhalt unserer Traditionen trage die gesamte Arbeit der verschiedenen Formationen auf Kreisgruppenebene bei, die bei Jubiläen, Kronenfesten, Theaterstücken in Mundart und anderen Brauchtumsveranstaltungen zum Tragen komme.

Siebenbürgisch-sächsische Kultur und Gemeinschaftsleben werden auch in den kleineren Landesgruppen gepflegt. Anders als in Bayern, Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen ist hier der Mitgliederschwund jedoch stärker zu spüren, weil die Siedlungsdichte in den nördlichen Bundesländern geringer war und ist. Große Jubiläumsfeiern sind für alle Landesgruppen ein guter Anlass, um beachtliche Kulturprogramme auf die Beine zu stellen, sich mit der eigenen Geschichte zu befasssen, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren und die Kontakte zu den Politikern zu vertiefen.

Zu den Bundesvorstandsmitgliedern, die sich in Gundelsheim nicht mehr zur Wahl stellen wer­den, gehört neben Peter Pastior (Schatzmeister), Dr. Anneli Ute Gabanyi und Hannes Schuster (beide Beisitzer) auch Bundesfrauenreferentin Enni Janesch. Ihre ehrenamtliche Arbeit für unsere siebenbürgische Gemeinschaft habe sie mit Freuden getan, schreibt sie in ihrem Bericht.

In einem Antrag an den Verbandstag schlägt der Bundesvorstand vor, den jährlichen Mitgliedsbeitrag je Familie ab Januar 2012 von derzeit 40 Euro auf 46 Euro zu erhöhen. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass unser Verband und seine Untergliederungen auch künftig ihre Aufgaben und Leistungen ohne Abstriche bei Umfang und Qualität erfüllen können.

Neben geringfügigen redaktionellen und inhaltlichen Anpassungen der Satzung wird der Verbandstag auch über einen Antrag von Johann Lauer (Leimen) abstimmen. Er regt an, einen detaillierten Rechenschaftsbericht über die Verwendung der Gelder der „Interssengemeinschaft gegen Fremdrentenkürzungen“ (IfG) in der Siebenbürgischen Zeitung zu veröffentlichen.

Die „Interessengemeinschaft gegen Fremdrentenkürzungen“ konnte „durch einen Angriff in allen gemeldeten Fällen mit Rechtsmitteln und ausgewählten Musterprozessen erreichen, dass das Bundesverfassungsgericht die Kürzung wegen eines Verstoßes gegen das Vertrauens­prinzip für verfassungswidrig erklärt und den Bundestag verpflichtet hat, eine ausgleichende Übergangsregelung zu schaffen“, heißt es in einer Bilanz der IfG. In der Tagungsmappe wird nicht nur über die Finanzierung der Aktion berichtet, sondern Bundesrechtsreferent Ernst Bruckner führt auch aus, dass der Gesetzgeber 2007 die Übergangsregelungen sehr restriktiv ausgestaltet habe und weitere gerichtliche Überprüfungen dieser Regelungen erfolglos geblieben seien. Die IfG habe ihre Tätigkeit daher eingestellt.

Eine bemerkenswerte Analyse der Stärken und Schwächen des Verbandes ist auf Anregung von Robert Sonnleitner, Internetreferent des Verbandes, entstanden. Bundesvorstandsmitglieder, Landesgruppen und die Kreisgruppen haben darin viele sinnvolle Anregungen für die Zukunft unseres Verbandes eingebracht.

Die Jugendarbeit erlebte in den letzten Jahren einen Aufschwung. Rainer Lehni, Stellvertretender Bundesvorsitzender, schreibt in seinem Bericht für den Verbandstag: „Der Jugend muss unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit gelten, da diese die Zukunft des gesamten Verbandes bildet. Bei dieser aktiven Jugend, die wir zurzeit im Verband haben, mache ich mir für die nächsten Jahre keine Sorgen für den Verband.“ Mit einem klaren Konzept ist es der SJD gelungen, die Zahl ihrer Mitglieder auf derzeit 540 zu steigern. Elmar Wolff stellt fest: „25 Jahre nach Gründung der SJD als Jugendverband des Verbandes ist diese eine sehr facettenreiche und lebendige Organisation, die in den letzten Jahrzehnten vieles für die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft in Deutschland geleistet hat.“

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Verbandspolitik, Verbandstag 2011, Gundelsheim

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