25. Oktober 2022

Herbstsitzung des BW-Gesamtlandesvorstands auf Schloss Horneck

Der Gesamtlandesvorstand der Landesgruppe Baden-Württemberg kam am 8. Oktober auf Schloss Horneck zu seiner traditionellen Herbstsitzung zusammen. Von Aalen bis Zollernalb: 31 Kreisgruppen umfasst die Landesgruppe Baden-Württemberg im Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. Ihre Vorsitzenden sind zweimal jährlich – im Frühjahr und im Herbst – zu einer Landesvorstandssitzung geladen, an der natürlich auch der Landesvorstand sowie dessen Referenten und Beisitzer teilnehmen. Was lag näher, als eine dieser Sitzungen nach Gundelsheim zu verlagern? Schließlich befindet sich das Siebenbürgische Kultur- und Begegnungszentrum Schloss Horneck, das das kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen bewahrt, auf dem Gebiet der Landesgruppe.
Die Teilnehmer aus ganz Baden-Württemberg waren ...
Die Teilnehmer aus ganz Baden-Württemberg waren zur Sitzung angereist und nutzten auch die Gelegenheit, Schloss Horneck zu besichtigen. Foto: Heidrun Rau
Am 8. Oktober trafen sich rund 50 Mitglieder des Gesamtlandesvorstandes im Jugendstilsaal des Schlosses an herbstlich dekorierten Tischen. Geleitet wurde die Zusammenkunft von Michael Konnerth, dem Vorsitzenden der Landesgruppe, und seinem Stellvertreter Helge Krempels. Seit der letzten Sitzung im März in Stuttgart hat sich das Vereinsleben, das pandemiebedingt lange ruhte, erholt. Viele Kreisgruppen haben ihre Wahlen abgehalten, sodass in der Runde einige neue Gesichter zu sehen waren. Konnerth berichtete über die gute Zusammenarbeit mit den Institutionen in ­Baden-Württemberg, allen voran dem Innenministerium, das die Landesgruppe finanziell unterstützt. Auch die Beziehungen zum rumänischen Generalkonsulat in Stuttgart sind sehr gut – vor kurzem erst war sogar die rumänische Botschafterin, ihre Exzellenz Adriana-Loreta Stănescu, zu Gast auf Schloss Horneck. Zur Kirche und zum Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen besteht ebenfalls ein guter Kontakt. So haben sich beispielsweise die Stuttgarter Blaskapelle und Tanzgruppen aus Baden-Württemberg in diesem Jahr beim Siebenbürgischen Kultursommer eingebracht.

Konnerth und Krempels diskutierten mit den Teilnehmern Themen, die wohl alle beschäftigen, darunter: Wie ist der Stand bei der Entschädigung von Russlanddeportierten und deren Kindern – auf welche organisatorischen Details gilt es bei den Anträgen zu achten? Wie melden die Kreisgruppen die bei ihren Veranstaltungen gespielten Lieder bei der GEMA an? Oder: Was ist bei der Nutzung von Bildern, zum Beispiel in Publikationen oder in den sozialen Netzwerken, zu beachten, um keine Urheber- oder Fotorechte zu verletzen und entsprechenden Schadensersatz zu riskieren? Angesprochen wurden auch die stark gestiegenen Energiepreise etwa für Gas und Strom. Einige Kreisgruppen haben eigene Vereinsheime, deren Betrieb nun immer teurer wird. Konnerth verwies hier auf eine Initiative des Bundes der Vertriebenen, der dieses Problem im Innenministerium angesprochen hat. Nächstes Jahr im März stehen Neuwahlen im Landesvorstand an. Einstimmig wurde Alfred Mrass, der Ehrenvorsitzende der Landesgruppe, gebeten, mit einer Findungskommission geeignete Kandidaten für die verschiedenen Aufgaben im Vorstand zu suchen. Auch die Neuwahlen im Bundesvorstand werfen bereits ihre Schatten voraus: Bei der nächsten Sitzung im Frühjahr müssen die Delegierten und Ersatzdelegierten bestimmt werden, die Baden-Württemberg auf dem Verbandstag vertreten werden.

Nachdem der erste Teil der Sitzung vom geschäftsführenden Landesvorstand gestaltet wurde, kamen im zweiten Teil die Kreisgruppen ausführlich zu Wort. Jede Kreisgruppe berichtete von ihren zurückliegenden Aktivitäten, aber auch von aktuellen Herausforderungen und Sorgen, und hatte Anregungen für die anderen Teilnehmer. Zusammenfassend lässt sich ­sagen, dass die Kreisgruppen den Landsleuten vor Ort im Verlauf des Jahres ein beeindruckendes Spektrum an Veranstaltungen anbieten: Begegnungs- und Grillfeste, Muttertags- und Erntedankfeste, Adventsfeiern und Weihnachtsgottesdienste. Es gibt Vorträge, Tanzgruppen, Wandergruppen, gemeinsame Reisen, Handarbeitskreise, aktive Chöre und Blaskapellen. So kommt ein sehr reges und vielfältiges Verbandsleben zustande. Auch bei den Veranstaltungen in ihrer jeweiligen Region, etwa dem Zeltfestival in Sachsenheim, dem Dorffest in Dellmensingen oder dem Pferdemarkt in Bietigheim, sind die Siebenbürger dabei, sei es mit einem Trachtenumzug oder einem Essensstand. Doch nicht alle Erfahrungen sind positiv. An vielen Orten haben sich die Routinen von vor der Pandemie noch nicht wieder etabliert. Vorstände und aktive Helfer organisieren oft mit viel Herzblut Veranstaltungen, die dann nur mäßig besucht werden. Wie ein roter Faden zog sich durch die Berichte der Kreisgruppen das Problem fehlenden Nachwuchses. Oft fielen Aussagen wie „unsere Mannschaft schrumpft“, „wir haben keine Jugend“, „die mittlere Generation fehlt“. Umso größer ist das Bedürfnis, sich mit anderen Kreisgruppen zu vernetzen und auszutauschen, voneinander zu lernen.

Anregungen kamen zum Beispiel von der Kreisgruppe Mannheim – Heidelberg: Aus Sicht des Vorsitzenden Hans-Holger Rampelt sind Ausstellungen eine interessante Option, um sowohl den Landsleuten als auch den Einheimischen die hochinteressante Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen nahezubringen. Konkret empfahl er die Wanderausstellung „Deutsche Minderheiten in Rumänien“, die 30 Rollups umfasst und vom Deutschen Forum in Hermannstadt zusammen mit der rumänischen Botschaft organisiert wurde. Sie war bisher in Bad Wimpfen und in Heilbronn zu sehen und kann von anderen Kreisgruppen für ihre Orte angefragt werden. Das gleiche gilt auch für die Ausstellung zu Samuel von Brukenthal.

Jürgen Binder, stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Heilbronn, konnte von der Gründung einer weiteren Tanzgruppe berichten. Weil Heilbronn nun drei Tanzgruppen hat, für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, reißt der Faden siebenbürgischer Sozialisation nicht abrupt ab. Auch mit Filmabenden hat die Kreisgruppe gute Erfahrungen gemacht: Im Arthaus-Kino Heilbronn wurden fünf Dokumentarfilme mit siebenbürgischem Bezug gezeigt, die jeweils 30 bis 50 Zuschauer anlockten – auch die jeweiligen Filmemacher waren jedes Mal vor Ort oder zugeschaltet. Die Aufführungen wurden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert und zusammen mit Dr. Heinke Fabritius, der Kulturreferentin für Siebenbürgen, umgesetzt.

Zum Abschluss der Sitzung führte Helge Krempels, der zugleich Vorsitzender des Vereins „Siebenbürgisches Kulturzentrum Schloss Horneck e.V.“ ist, die ganze Gruppe persönlich durch das Schloss. Die Teilnehmer sahen mit eigenen Augen das eindrucksvolle Ergebnis der umfangreichen Umbauarbeiten der vergangenen Jahre – vieles davon wurde aus Spenden finanziert. Schloss Horneck hat viel Interessantes zu bieten und ist immer eine Reise wert: So lautete die Botschaft, die die Teilnehmer mit in ihre Kreisgruppen nahmen.

Heidrun Rau

Schlagwörter: Baden-Württemberg, Landesvorstand, Kreisgruppenvorsitzende, Sitzung, Schloss Horneck

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