9. Juni 2023

Adriana Stănescu, Botschafterin von Rumänien in Berlin, sprach erstmals beim Heimattag in Dinkelsbühl

Über die strategische Bedeutung der deutsch-rumänischen Beziehungen hat die Botschafterin von Rumänien in Berlin, Adriana Stănescu, beim Heimattag in Dinkelsbühl gesprochen. In ihrem Grußwort bei der Eröffnungsveranstaltung am 27. Mai im Großen Schrannen-Festsaal dankte sie den Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben und allen, die sich für den Erhalt der deutschen Schulen und des Erbes der deutschen Minderheit in Rumänien einsetzen. Das Grußwort wird ungekürzt wiedergegeben.
Botschafterin Adriana Stănescu beim ...
Botschafterin Adriana Stănescu beim Heimattag 2023. Foto: Siegbert Bruss
Es freut mich sehr, erneut beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl zu Gast zu sein. Vielen Dank, sehr geehrter Herr Rainer Lehni, für Ihre Einladung!

Ich komme gerade aus Rumänien, wo ich den Staatsbesuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Bukarest, Hermannstadt und Temeswar, der Europäischen Kulturhauptstadt Europas 2023, begleitet habe. So wie der Bundespräsident es geäußert hat, nämlich dass es sich um einen „Besuch unter Freunden“ handelt, so fühle auch ich mich hier bei Ihnen stets unter Freunden, und dafür danke ich Ihnen herzlich.

Der Besuch in Rumänien hat noch einmal gezeigt, wie eng, vertrauensvoll und aussichtsreich die Beziehungen zwischen unseren Ländern sind, die wir heute nicht ohne Grund als „strategisch bedeutend“ betrachten. Unsere bilateralen Beziehungen haben, um die Worte des Staatspräsidenten von Rumänien zu zitieren, „einen Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht“. Das beweisen die zahlreichen und substantiellen politischen Kontakte bis auf höchster Ebene und auch deren Inhalte; die konkreten Ergebnisse sowie der gegenseitige enge Austausch und die Unterstützung für die europapolitischen und sicherheitspolitischen Themen. So sind zum Beispiel auch die Unterstützung Deutschlands für Rumäniens Beitritt zum Schengen-Raum, zur OECD sowie unsere Solidarität innerhalb der EU und NATO zu erwähnen. Ich freue mich, dass Herr Ministerpräsident Söder, der Bukarest im Februar dieses Jahres besucht hat, und sich für die Wiederbelebung der bayrisch-rumänischen Regierungskommission eingesetzt hat, auch dieses sehr gute Niveau bestätigte.

Es gilt nun, diese gute Dynamik beizubehalten und die Beziehungen weiter zu vertiefen. Und dafür sind Menschen, wie Sie, liebe Anwesende, auch ein Dankeswort würdig und weiterhin gefragt.

Die beiden Präsidenten haben während des Staatsbesuches die Rolle der deutschen Minderheit in Rumänien und die der rumänischen Gemeinschaft hier in Deutschland als Brückenbauer und Vermittler zwischen unseren Ländern unterstrichen.

Es ist meine Überzeugung, dass gerade hier in Dinkelsbühl, der Austausch zwischen der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft, der einheimischen deutschen Bevölkerung und der rumänischen Gemeinschaft gelebt wird. Dieser lebendige Austausch, ja Miteinander, bringt uns näher und hilft uns, uns besser zu verstehen, stärkt Vertrauen zueinander, fruchtbare Integration und Freude, die eigene Kultur zu bewahren und zu präsentieren. Das ist in unserem gemeinsamen Europa von außerordentlicher Bedeutung.

Der Staatsbesuch hat auch erinnert, in welcher besonderer Weise die deutsche Sprache und das Erbe der deutschen Minderheit in Rumänien geschätzt und gepflegt werden. Ich bedanke mich für die Unterstützung der Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben und all denjenigen, die sich persönlich oder in amtlicher Funktion dafür engagiert haben, die deutsche Schullandschaft und das Erbe der deutschen Minderheit in Rumänien zu erhalten, zu pflegen und weiter zugänglich zu machen. Diese und andere wichtige Themen werden erneut und lösungsorientiert in zwei Wochen in Temeswar, im Rahmen der jährlich stattfindenden rumänisch-deutschen Regierungskommission für Angelegenheiten der deutschen Minderheit in Rumänien, besprochen. Gerade in einer Welt, die geprägt ist von Konflikten, von Krieg und Krisen verschiedener Art, ist Zusammenhalt essenziell. Das gilt für unsere Gesellschaften einerseits, für die große Gemeinschaft der Europäischen Union jedoch ebenso.

Es ist wichtig, in unseren Bemühungen, uns an Persönlichkeiten zu orientieren, die diese Beziehung in herausragender Weise geprägt und gefördert haben. In diesem Sinne möchte ich zwei Persönlichkeiten erwähnen, die vor kurzem von uns gegangen sind:

Ich denke dabei an Frau Barbara Stamm, die langjährige bayerische Landtagspräsidentin, die „Mutter Bayerns“, wie Ministerpräsident Söder sie genannt hat. Sie alle kennen und schätzen sie, sie war oft hier in Dinkelsbühl. Sie war eine unermüdliche Unterstützerin der Menschen in Not in Rumänien sowie der europäischen Integration meines Landes. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich Ende Juli letzten Jahres die Ehre gehabt habe, bei der Verleihung des Ordens für „Verdienste für die Förderung der Menschenrechte und soziales Engagement“ an Frau Stamm im Schloss Cotroceni in Bukarest teilzunehmen und ihr zu gratulieren.

Des Weiteren erwähnen möchte ich Konsulent Dr. Fritz Frank, langjähriger Ehrenbundesobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, der leider im Februar im Alter von fast 100 Jahren von uns gegangen ist. Für mich ist er ein Beispiel für Engagement für die Gemeinschaft und seine alte Heimat, für Vertrauen und Optimismus auch in schweren Zeiten. Beide waren und sind für uns eine Inspirationsquelle, deren Tätigkeit noch länger nachwirken wird.

Lassen Sie uns in diesem Geist mit Zuversicht und hoffungsvoll in die Zukunft blicken und gemeinsam ein Europa des Dialogs, der Freiheit, der Demokratie, des Zusammenhalts und der Solidarität bauen.

Schlagwörter: Heimattag 2023, Dinkelsbühl, Botschafterin, Stanescu, deutsch-rumänische Beziehungen

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