22. Mai 2024

Beispielhaftes gesellschaftliches Engagement gewürdigt: Parlamentarischer Staatssekretär Hovenjürgen spricht bei Kundgebung des Heimattages

Josef Hovenjürgen MdL, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, gratulierte dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. im Namen der Landesregierung zum 75-jährigen Jubiläum. In Vertretung für Hendrik Wüst, Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, des Patenlandes unseres Verbandes, dankte der 61-jährige CDU-Politiker in seiner Ansprache am Pfingstsonntag bei der Kundgebung vor der Schranne den Siebenbürger Sachsen „für ihr seit Jahrzehnten andauerndes Engagement und ihren Einsatz für unsere Gesellschaft“ und rief sie dazu auf, ihren „Einsatz für Frieden, Freiheit und Demokratie in Europa“ fortzusetzen. Seine Rede wird im Folgenden ungekürzt wiedergegeben.
Ich fühle mich sehr geehrt, an diesem besonderen Heimattag bei Ihnen zu sein und Ihnen die Grüße des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, überbringen zu dürfen. Im Namen der nordrhein-westfälischen Landesregierung gratuliere ich dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland zum 75. Jubiläum.

1949 in München gegründet, wurde der junge Verband 1957 ein „Patenkind“ des Landes Nordrhein-Westfalen. Hintergrund dieser Entscheidung war, dass zu Beginn der 1950er Jahre besonders viele Siebenbürger Sachsen in Nordrhein-Westfalen ihre neue Heimat gefunden haben. Der Vollständigkeit halber muss man sagen: nicht nur Heimat, sondern auch Beschäftigung gefunden haben, denn im Bergbau und in der Industrie waren fleißige Hände vonnöten. Die Siebenbürger Sachsen haben unser Land mitaufgebaut und am Wirtschaftswunder mitgewirkt! Joachim Herrmann hat es schon beschrieben. Es gilt genauso für Nordrhein-Westfalen wie für Bayern: Wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihr Mittun und für das, was Sie zum Erfolg unserer Länder beigetragen haben. Herzlichen Dank!
Josef Hovenjürgen MdL, Parlamentarischer ...
Josef Hovenjürgen MdL, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, bei seiner Ansprache. Foto: Christian Schoger
Die Patenschaft Nordrhein-Westfalens über den Verband der Siebenbürger Sachsen war ein Ausdruck dieser Dankbarkeit. Und ich darf Ihnen versichern, Nordrhein-Westfalen übt sein Ehrenamt nach wie vor gerne und auch in Zukunft aus. Mehr noch: Wir sind stolz auf diese Patenschaft, die sich inzwischen zu einer Partnerschaft entwickelt hat – zu einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Und das ist sehr fruchtbar für uns beide. Unsere Patenschaft ist auch deswegen eine Erfolgsgeschichte, weil die Siebenbürger Sachsen und ihr Verband über Jahrzehnte hinweg in einer beeindruckenden Art und Weise das Geschick an den Tag gelegt haben, dass wir uns in unserem gemeinsamen Erfolg sehen und wiederfinden können. Es ist beeindruckend, auch heute der Festumzug, auch das, was ich hier erlebt habe an Zusammenhalt, auch die Gastfreundschaft der Dinkelsbühler natürlich. Ich finde es sehr beeindruckend, das ist beispielgebend. Ich würde mir wünschen, dass wir in der deutschen Gesellschaft diese Bereitschaft zum Miteinander stärker leben würden, so wie ich sie heute und gestern habe erleben dürfen. Danke nochmal dafür.

Sie sind angekommen in unserer Republik, Sie haben sich gesellschaftlich und materiell etabliert. Beispielhaft ist, dass es den Siebenbürger Sachsen gelungen ist, solide Strukturen, auf lokaler und auch auf regionaler Ebene aufzubauen. Die Nachwuchsarbeit schreitet, wie wir gesehen haben, voran. Auch die internationale Vernetzung ist gegeben. Sie stehen im prallen Leben hier in Deutschland, aber auch international. Selbstbewusst können die Siebenbürger Sachsen behaupten, eine der aktivsten und sichtbarsten Gruppen in der großen Familie der Vertriebenen zu sein.

Es ist beeindruckend, mit welcher Selbstverständlichkeit und mit welcher Ausdruckskraft die Siebenbürger Sachsen die verschiedenen Facetten des Begriffes „Heimat“ bespielen. Da ist die alte Heimat: Das Herkunftsland der Vorfahren – das heutige Rumänien –, die Erinnerung an die schmerzhafte Geschichte, das Wachhalten der Traditionen, der Bräuche, die Erhaltung und Weitergabe der Kultur.

Und da ist das Leben in der neuen Heimat, das heißt das gesellschaftliche Engagement hier und jetzt, die Einbindung von jungen Menschen in die Vereinsarbeit, das Füreinander-Dasein der Generationen, Solidarität und Hilfe, wo sie benötigt werden, die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg.

Das eine Heimat-Erlebnis schließt das andere nicht aus. Und das macht den Wert Ihrer Arbeit aus. Dafür auch nochmal einen herzlichen Dank! Man kann also beides haben. Das historische Erbe und das Leben hier und jetzt können in Einklang gebracht werden. Die Siebenbürger Sachsen geben ein Beispiel, wie dies gelingen kann.

Wir haben das große Glück, dass uns die europäische Integration diese umfassende Erfahrung von Heimat ermöglicht. Die Europäische Union hat es geschafft, dass sich Nationen nach Krieg und Heimatverlust nicht nur versöhnlich, sondern freundschaftlich und familiär begegnen können. Auch da nochmals herzlichen Dank, Frau Botschafterin und Frau Generalkonsulin, wie Sie diese Arbeit unterstützen, ist wirklich beeindruckend.

Joachim Herrmann hat es gerade schon getan und deswegen lassen Sie uns durchaus nochmal an diesen Erfolg der Europäischen Union erinnern! Denn er droht in Vergessenheit zu geraten, wenn ich mir so manche Petita im Europawahlkampf anschaue! Die Europäische Union hat es ermöglicht, dass nach dem verheerenden Krieg, nach der moralischen Katastrophe für unser Land es jetzt möglich ist, innerhalb der Europäischen Einigung wieder Heimat zu leben, zu erleben, das ist der Große Gewinn Europas, und das lassen wir uns von denen, die Europa zerstören wollen, nicht gefallen. Wir werden für unsere Freiheit, für die Demokratie, für ein freies Europa kämpfen. Sie können mithelfen und Sie werden mithelfen, und das beginnt natürlich am 9. Juni mit dem Datum der Europawahl. Gerade und insbesondere angesichts der schrecklichen Kriege vor den Toren der Europäischen Union müssen wir Europäerinnen und Europäer und wir Demokratinnen und Demokraten der westlichen Welt noch enger zusammenhalten!

Geschichte und Gegenwart auch nach einer schmerzhaften Kriegserfahrung versöhnen, über Grenzen hinweg zusammenarbeiten: Für die Siebenbürger Sachsen ist das selbstverständlich. Vielerorts auf der Welt ist dies leider eine andere Realität.

Denken wir an den schrecklichen Krieg in der Ukraine, einige Hundert Kilometer von Siebenbürgen entfernt. Auf brutalste Art und Weise verfolgt dort der Kreml seine revisionistischen und imperialen Ziele. Russland will die ukrainische Kultur, Sprache und Nation bekämpfen. Putin kämpft gegen die europäische Idee. Er kämpft gegen die Prinzipien, die Europa ausmachen, gegen Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Deswegen müssen wir die Ukraine weiter unterstützen. Der Westen muss seine militärische Hilfe für die Ukraine weiter ausbauen.

Rumänien engagiert sich hier konsequent und vorbildlich. Schon lange drängten Vertreterinnen und Vertreter Rumäniens zurecht auf die Stärkung der NATO-Ostflanke. Es ist gut, dass Deutschland und Rumänien ihre sicherheitspolitische Zusammenarbeit vertiefen. Die Unterstützung der Ukraine und die Stärkung der operativen Fähigkeiten der NATO vor Ort ist eine der wichtigsten Investitionen, die unser Land tätigen kann. Es ist eine Investition in unsere gemeinsame Sicherheit. Denn: Eine Demokratie muss in jeder Hinsicht wehrhaft sein. Recht und Freiheit dürfen nicht schutzlos bleiben. Die Erfahrung von Diktatur, von Verfolgung, Terror und Krieg gehört zu unserem deutschen und zu unserem europäischen Erbe. Es gehört zu Europa und zu seinen Werten, dass wir den Menschen Schutz bieten, die ihn wirklich brauchen, weil sie vor Krieg und Vertreibung fliehen. Diese Hilfe wollen wir dauerhaft leisten, so lange es nötig ist. Das ist das Gebot der Humanität und der Nächstenliebe.

Beim besten Willen gilt es aber, die Grenzen des Machbaren zu respektieren. Die Realität ist nämlich so, dass zu viele Menschen zu uns kommen, die zwar gute Gründe, aber kein Recht auf Asyl haben. Die Folge sind überlastete Kommunen und das gefährdet ein Stück weit die Integration. Aktuell gehen wir bei Flucht und Migration bis an die Grenze dessen, was möglich ist – und an einigen Orten auch schon darüber hinaus. Dies kann und vielleicht nicht mehr lange gutgehen, auch vor diesem Hintergrund müssen wir die angespannte Haushaltslage betrachten, in der sich unsere kommunale, Landes- und Bundesebene befinden. Daher appellieren die Länder unermüdlich an die Bundesregierung, die irreguläre Migration effektiv zu begrenzen, etwa über Drittstaaten-Modelle oder Migrationsabkommen. Ziel muss sein, dass wir vor Ort den Menschen gerecht werden können, die unseren Schutz dringend brauchen.

Das 75-jährige Jubiläum der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ist ein Beispiel dafür, wie Integration gelingen kann. Diese Erfolgsgeschichte wollen wir – bei allen Unterschieden zwischen der Flucht damals und heute - fortschreiben.

In diesem Sinne gratuliere ich auch nochmal im Namen der nordrhein-westfälischen Landesregierung, ihres Ministerpräsidenten dem Verband der Siebenbürger Sachsen zu seinem stolzen Jubiläum. Ich danke den Siebenbürger Sachsen für ihr seit Jahrzehnten andauerndes Engagement und ihren Einsatz für unsere Gesellschaft. Bleiben Sie aktiv, bleiben Sie sichtbar und setzen Sie Ihren Einsatz für Frieden, Freiheit und Demokratie in Europa fort. Verbunden mit einem herzlichen Dank für das, was ich hier erleben durfte, verbunden mit dem Dank für die Gastfreundschaft der Dinkelsbühler wünsche Ihnen einen weiterhin schönen Heimattag und ein frohes Pfingstfest! Und vielleicht trifft der Heilige Geist in Berlin auch den einen oder anderen und kann ihm bei klaren Gedanken helfen.

Schlagwörter: Heimattag 2024, Dinkelsbühl, Jubiläum, Hovenjürgen, NRW

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