19. Juli 2024
Dem kulturell-geschichtlichen Gedächtnis verpflichtet
Stiftung Siebenbürgische Bibliothek feiert 25-jähriges Bestehen auf Schloss Horneck/Hatto Scheiner wird mit dem Goldenen Ehrenwappen des Verbandes ausgezeichnet

Mit einer Skizzierung dieser Erfolgsgeschichte begrüßte Nils H. Măzgăreanu, der Vorsitzende der Stiftung, am 29. Juni rund 100 Gäste im Festsaal des Schlosshotels Horneck und erinnerte an die Stiftungsgründung sowie die Gründerinnen und Gründer. Begrüßungsworte folgten auch von Konrad Gündisch, Vorsitzender des Stiftungsbeirats, sowie Stefan Măzgăreanu, Vorsitzender des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats e.V., dem Träger von Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv. Die Erträge der Stiftungsarbeit kommen dem Kulturrat zugute und decken schon seit langem den mit Abstand größten Anteil der Kosten für den Erhalt und Betrieb der Einrichtung. Stefan Măzgăreanu verdeutlichte die Bedeutung der Siebenbürgischen Bibliothek und des Archivs als Wissensspeicher für die Siebenbürger Sachsen und richtete seinen Dank nicht nur an die Stiftung und ihre Verantwortungsträger, sondern auch an frühere Vorstände des Kulturrats und vor allem die Mitarbeiter in Bibliothek und Archiv. Im jahrzehntelangen Zusammenwirken aller Betreffenden liegt der Schlüssel für das Funktionieren und den Fortbestand dieser Institution über alle Herausforderungen hinweg, von denen es zahlreiche gab.

Dem Festvortrag folgte ein von Konrad Gündisch vorbereitetes und moderiertes Gespräch zu „Engagement, Erbe, Erinnerung – Über Werden und Wachsen der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek“ mit Elfriede Herter, Thomas Guist, Hatto Scheiner und Gerald Volkmer. In diesem Gespräch wurde ergründet, welche Motivation die Verantwortlichen, Spender und Vorstände dazu bewog, die Stiftung zu schaffen und zu unterstützen.
Elfriede Herter, eine der treuesten und großzügigsten Unterstützerinnen der Stiftung und der Siebenbürgischen Bibliothek, erinnerte sich an annähernd sechs Jahrzehnte an der Seite ihres Mannes Balduin Herter, der sich hauptamtlich und nach seinem Ruhestand noch viele Jahre ehrenamtlich für die Stiftung und den Erhalt der Siebenbürgische Bibliothek eingesetzt hatte. Was sie zu diesem ungewöhnlich hohen Engagement bewogen habe, ohne dass man sich das heutige Siebenbürgen-Institut nicht vorstellen könne? Es musste eben getan werden, lautete die so schlichte wie nachdrückliche Antwort, aus der tiefe Überzeugung und selbstloser Einsatz sprachen. Davon wusste auch Thomas Guist zu berichten, ältester Sohn der beiden Stiftungsgründer Dr. Roswitha und Martin Guist. Ohne deren Großzügigkeit und Engagement und ohne deren Spende des Gründungskapitals wäre die Stiftung nicht entstanden. Auch hier waren die Überzeugung von der Notwendigkeit, handeln zu müssen, und die Unterstützung durch die Familie entscheidende Faktoren. Hatto Scheiner, der wenige Jahre nach der Stiftungsgründung für die Mitarbeit gewonnen werden konnte, als er – nach eigenen Worten – eine sinnvolle Aufgabe für den angetretenen Ruhestand suchte, übernahm 2005 den Stiftungsvorsitz und sollte ihn 16 Jahre lang behalten. Unter seiner Leitung wurde das Stiftungskapital stetig erweitert und so manche Herausforderung auf dem Kapitalmarkt gemeistert. So wie früher die Kirchenburgen den Menschen Schutz und Sicherheit in Krisensituationen boten, so ist es heute die im Bild der Bücherburg, dem Erkennungsbild der Stiftung, symbolisierte Bibliothek, die Schutz und Sicherheit für das schriftliche kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen verspricht und damit ein wichtiger Faktor ist für das kulturelle „Überleben“ über die Erlebnisgenerationen hinweg. Gerald Volkmer schließlich, Mitglied im Stiftungsbeirat, berichtete über Hildegard und Günter Volkmer, die ihr gesamtes Vermögen testamentarisch der Stiftung vermacht und ihn als Nachlassverwalter eingesetzt hatten. Es war die bisher höchste Einzelzuwendung an die Stiftung und die erste namensgebundene Unterstiftung, die daraufhin eingerichtet wurde. Hildegard und Günter Volkmer empfanden es als Verpflichtung, das kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen langfristig und für kommende Generationen zu sichern, und waren überzeugt, dass aus dieser Verpflichtung heraus auch gehandelt werden müsse. Damit wollten sie Beispiel und Vorbild für möglichst viele andere sein, da sie den Fortbestand der Bibliothek als eine gemeinsame Anstrengung und Aufgabe verstanden.

Die musikalische Gestaltung der Veranstaltung übernahm Hans Acker am Klavier zusammen mit dem Heidelberger Bariton Michael Roman. Zur Aufführung gelangten, dem Anlass entsprechend, von Heinz Acker vertonte Gedichte von Frieder Schuller („Wir kannten dich – Siebenbürgen“), Dagmar Dusil („Träume- Siebenbürgische Landschaft“) und Rose Ausländer („Vergiss es nicht – wir sind Brüder“) sowie die beiden Miniaturen „De griß Fäsch“ (Die großen Fische) und „Ijän Hierd äs Guldes wiert“ (Eigener Herd ist Goldes wert) aus den Kalendersprüchen nach einem Bilderzyklus von Sieglinde Bottesch. Dieses Repertoire fügte sich wunderbar in das Programm ein und schuf einen würdigen wie gelungenen künstlerischen Rahmen für die Festveranstaltung, den auch das Publikum mit begeistertem and langem Applaus honorierte.
Anschließend fand bei hochsommerlichen Temperaturen ein Empfang auf der Sonnenterrasse von Schloss Horneck statt. Bei Erfrischungen, anregenden Gesprächen und zahlreichen Begegnungen klang der herrliche und abwechslungsreiche Tag aus. Zusätzlich schlossen sich noch viele Teilnehmer und Besucher den Führungen durch Bibliothek und Archiv, das Siebenbürgische Museum und das Schloss mit seinen Themenwänden an und nahmen die vielen verschiedenen und hoffentlich bleibenden Eindrücke dieses Tags mit auf den Nachhauseweg.
Ingrid Schiel
Schlagwörter: Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, Jubiläum, Festveranstaltung
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