14. Juni 2025
Bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf: "Bedeutende Architekten der guten Beziehungen zwischen Menschen in Europa"
Die bayerische Sozialministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Ulrike Scharf würdigte in Ihrem Grußwort beim Heimattag in Dinkelsbühl den Einsatz der Siebenbürger Sachsen bei der Pflege ihrer Kultur und Identität. Sie lobte die Volkstanzveranstaltung vor der Schranne, an der sie am Pfingstsonntag, dem 8. Juni, teilnahm, sowie die vorbildliche Jugendarbeit der Siebenbürger Sachsen. Zudem gratulierte sie dem Siebenbürger Sachsen Dr. Bernd Fabritius zur Ernennung zum neuen Bundesaussiedlerbeauftragten. Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen in Bayern sei eine Erfolgsgeschichte, sie sei gelebte Integration, gelebte Identität und gelebtes Europa. Die Siebenbürger Sachsen seien „bedeutende Architekten der guten Beziehungen zwischen den Menschen in Europa“. Bayern stehe zu ihnen, sei es bei der Förderung des Kulturwerks in München, bei der Rente für Spätaussiedler oder beim Heimattag in Dinkelsbühl. Die Ansprache der Staatsministerin Ulrike Scharf wird im Folgenden ungekürzt wiedergegeben.

Diese Herzlichkeit, diese Gastfreundschaft und diese Lebendigkeit hier bei Ihrem Heimattag sind etwas, was einen tief beeindruckt und berührt.
1951 fand hier in Dinkelsbühl der erste Heimattag der Siebenbürger Sachsen statt, heute wird er zum 75. Mal gefeiert. Ein Tag der Begegnung, ein Tag der Erinnerung. Es ist eine gelebte Geschichte, es ist gelebte Gemeinschaft und eine gelebte Identität. Es ist ein Bekenntnis zur Heimat, ein Ausdruck der tiefen Verbundenheit zu Ihrer alten Heimat, aber natürlich auch zu Ihrer neuen Heimat hier in Bayern.
Viele von Ihnen kamen nach Bayern – mit schwerem Gepäck, nicht nur in den Koffern, sondern auch in den Herzen. Die vertraute Welt war fort, die Heimat war verloren, ja, der Boden unter den Füßen war weg.
Herta Müller, die große Stimme der Heimatvertriebenen, hat ihre Erfahrung in dem Roman „Atemschaukel“ niedergeschrieben und sie hat es in einem Satz auf den Punkt gebracht: „Die Heimat war fort, und ich war fort von der Heimat.“
Es klingt so schlicht, und doch ist es so erschütternd. Zwei Verluste und ein tiefer Riss. Viele Landsleute kamen in Bayern an und waren hier fremd. Aber Sie haben sich nicht unterkriegen lassen, sie haben sich organisiert, Sie haben Verantwortung übernommen und ganz viel Mut, ganz viel Fleiß und vor allem den festen Willen gezeigt. Sie bewahren Ihre Identität, davon waren Sie zutiefst überzeugt, und man könnte es nicht besser spüren als hier beim Heimattag. Und Sie haben deshalb eine neue Heimat aufgebaut. Was Sie hier geschafft haben, ist wirklich bemerkenswert.

Bayern steht zu Ihnen – ich glaube, das wissen und spüren Sie. Das war gestern so, ist heute so und wird auch morgen so sein. Ob bei der Förderung Ihres Kulturzentrums in München, ob bei der Rente für Spätaussiedler oder auch hier beim Heimattag in Dinkelsbühl.
Und lieber Helmut Schnotz, ich darf dir an dieser Stelle nochmals herzlich danken. Der bayerische Landtag genehmigt unsere Gelder, genehmigt den Haushalt, und mit deiner Zustimmung ist auch klar, dass wir weiter an der Seite stehen und dass wir vor allem unterstützen können.
„Zusammen, Seite an Seite“ – das Motto Ihres Heimattags, ist für uns auch Haltung, es ist uns Auftrag, und es ist unser Versprechen.

Ich will danke sagen für Ihre Begeisterung, für Ihren Stolz, aber vor allen Dingen für Ihre Kulturarbeit, die Sie über Generationen hinweg machen. So viele junge Menschen, Kinder und Jugendliche sind dabei, das ist wirklich mit am schönsten. Die Jugend tanzt mit, nicht weil sie muss, sondern weil sie will. Sie tanzt mit so viel Überzeugung, so viel Ausdruck, dass man nur begeistert sein kann, und dafür möchte ich nochmals danke sagen.
Die Siebenbürger Sachsen sind ein wichtiger Teil von Bayern geworden, ein starker Teil, ein stolzer Teil, ja, ich würde sagen ein unverzichtbarer Teil.
Lassen Sie mich noch ein paar Worte sagen, die mir am Herzen liegen. Neben mir steht Bernd Fabritius. Lieber Bernd, du bist die starke Stimme und das starke Gesicht für Millionen Menschen. Dass du nun zurück im Amt als Beauftragter für Aussiedlerfragen und deutsche Minderheiten bist, ist ein unglaublich wichtiges Zeichen der Wertschätzung – für die deutsche Minderheit in Rumänien, für die Spätaussiedler in Deutschland, aber vor allen Dingen für das Band zwischen Bayern und Siebenbürgen. Nochmals meinen herzlichen Glückwunsch! Ich freue mich unglaublich über deine Berufung und über unsere weitere Zusammenarbeit.
Wir beide waren im letzten Jahr gemeinsam in Rumänien, in Bukarest, Temeswar und Hermannstadt. Und auf rumänischer Seite habe ich immer diese Offenheit, dieses Interesse und diesen Respekt erlebt. Meine Damen und Herren, ich will behaupten, das hat mit Ihnen zu tun: Sie sind bedeutende Architekten der guten Beziehungen zwischen den Menschen in Europa!
Ich habe das gesehen: Die Brücken zwischen Rumänien und Bayern, die haben Sie, die habt Ihr und die hast du, lieber Bernd, gebaut. Mit viel Geduld, mit einer klaren Haltung und vor allen Dingen mit ganz viel Herz. Sie sind und Ihr seid Brückenbauer. Europäer im besten Sinne: fest verwurzelt in der Geschichte, aber offen für die Gegenwart und engagiert für die Zukunft. Und das verdient Hochachtung und größten Respekt. Denn Verbindungen schaffen Vertrauen, Verständigung schafft Frieden, und Erinnerung schafft Richtung. Und darum muss es uns gehen!
2025 ist ein Jahr der besonderen Jubiläen.
Wir begehen 80 Jahre seit Ende des Zweiten Weltkriegs, den 75. Heimattag und 75 Jahre Charta der Heimatvertriebenen. Für mich ist diese Charta immer wieder tief bewegend und fordert größten Respekt, weil sie ein klares Bekenntnis ausdrückt, nur fünf Jahre nach Kriegsende. Die deutschen Heimatvertriebenen haben der Welt gezeigt: Wir schauen nicht zurück im Groll, sondern wir blicken positiv nach vorne, immer in der Absicht, dass „die Völker ohne Furcht und Zwang leben können“, wie es wortwörtlich in Charta steht.
Ich freuen mich, dass die Stichwahl der Präsidentschaftswahl so ausgegangen ist, dass wir in Rumänien einen europafreundlichen, einen glaubwürdigen, einen unabhängigen Menschen an der Spitze sehen – dazu kann man Rumänien nur gratulieren!
Und gerade heute, wenn die Zeitzeugen weniger werden, aber die Verblendung immer mehr wird, brauchen wir die Erinnerungsarbeit. Erinnerung ist das Fundament für eine wehrhafte Demokratie. Und alle, die einen Schlussstrich in der Erinnerungskultur fordern, werden sich täuschen. Es darf keine Kultur verloren gehen. Sie ist unser Kompass, sie ist unser Schutzschild, denn wer weiß, was war, der weiß auch, was nie wieder sein darf.
Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen in Bayern ist eine Erfolgsgeschichte, sie ist nicht nur gelebte Integration, sie ist auch gelebte Identität und gelebtes Europa. Und mit dieser Erfolgsgeschichte werden wir weitermachen, gehen wir in Zukunft.
Dafür wünsche ich Ihnen und uns wirklich das Beste, alles Gute, heute auch ein gesegnetes Pfingstfest an alle und einen gesegneten Heimattag. Und es freut mich unglaublich, dass wir Seite an Seite stehen, nicht nur heute, sondern auch morgen und für Europa!
Schlagwörter: Heimattag 2025, Ulrike Scharf, Bayern
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