5. Mai 2012

Ausstellung „Fluchtwege“ in Overath eröffnet

Am 28. April wurde die Ausstellung über Vertriebene und Flüchtlinge unter dem Motto „Denn ihr seid selbst Fremde gewesen“ in der Friedenskirche Neichen in Overath eröffnet. Bei der Eröffnungsveranstaltung mit über 100 Besuchern waren als Ehrengäste Pfarrer Reinhard Bartha, Superintendent des Kirchenkreises An Sieg und Rhein, Andreas Heider, Bürgermeister der Stadt Overath, Dr. Hartwig Soicke, Projektleiter des Projektes der Trägergruppe Friedenskirche Neichen, Dr. Dagmar Kift, wissenschaftliche Referentin des LWL Industriemuseums, Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur, Michael Hartig, Zeitzeuge aus Drabenderhöhe, Günter Scheipner, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen der Siebenbürger Sachsen, und Ortspfarrerin Patricia Thon anwesend. Die „Siebenbürger Musikanten Overath“ unter der Leitung von Uwe Brand umrahmten die Feier musikalisch.
In der Eröffnungsansprache erläuterte Pfarrerin Patricia Thon das Motto der Ausstellung „Denn ihr seid selbst Fremde gewesen“ und die Beweggründe für das Zustandekommen. „Dieses Zitat aus Exodus 22,21 ist für das Projekt der Overather Kirchengemeinde zu einem Programm geworden. Mit der Vorbereitung der Ausstellung ,Fluchtwege‘ begab sich die Trägergruppe der Friedenskirche Neichen auf die Spurensuche der Menschen, die nach dem 2. Weltkrieg hier siedelten und die Friedenskirche mit aufbauten. Die Kirchengründer aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und aus Siebenbürgen haben selbst Flucht und Vertreibung sowie das Suchen und Finden einer neuen Heimat erlebt. Die Menschen in unserer Kirchengemeinde mit ihren Fluchterfahrungen der Vergangenheit und wir als Teil der heutigen Gesellschaft werden mit aktuellen, neuen Fluchtgeschehen, Vertreibung, Integration und daraus entstehenden Folgen konfrontiert. In einem zweiten Themenschwerpunkt stellen wir uns daher auch in der Ausstellung dem Thema Fluchtwege der Gegenwart.“

Plakat zur Ausstellung. Foto: Günter Scheipner ...
Plakat zur Ausstellung. Foto: Günter Scheipner
Pfarrer Reinhard Bartha hob in seinem Grußwort die Verantwortung hervor, die wir als Gesellschaft gegenüber Flüchtlingen haben, und dass wir nicht wegsehen dürfen, wenn Menschen in Not und unter der Verfolgung leiden.

Bürgermeister Andreas Heider brachte in seiner Ansprache anhand von Zitaten aus historischen Dokumenten zum Ausdruck, mit welchen Schwierigkeiten und Problemen die Stadt Overath zu kämpfen hatte, als sie nach 1945 über 11 000 Flüchtlinge aufgenommen und mit den Siedlungsprojekten (Neichen I, Neichen II und Neichen III) den Mitbürgern eine Perspektive auf bezahlbaren Wohnraum gegeben hatte. „Die Mitbürger sind näher zusammengerückt und jeder war für den anderen da und sie haben einander geholfen bei der Bewältigung dieser riesigen Herausforderung.

Dr. Dagmar Kift, Hauptrednerin zum Thema „Flucht, Vertreibung und Integration“, ging auf die Integration ein und verdeutlichte anhand des Beispiels der Kohleaktion in NRW das Zustandekommen der Siebenbürger Siedlungen in Oberhausen, Herten und Setterich.

Dr. Hartwig Soicke erläuterte die einzelnen Stationen der Ausstellung und bedankte sich sehr herzlich für die Leihgaben der Privatpersonen, die zu einer Bereicherung der Dokumentation der Ausstellung beigetragen haben. Sein Dank ging auch an alle Helfer, die für das gute Gelingen der Ausstellung sorgten.
Die Siebenbürger Musikanten Overath umrahmten die ...
Die Siebenbürger Musikanten Overath umrahmten die Ausstellungseröffnung. Foto: Günter Scheipner
Michael Hartig aus Drabenderhöhe ist ein Zeitzeuge der Flucht und Vertreibung aus Rumänien. In einem sehr gelungenen Vortrag berichtete er anschaulich und lebhaft über die Schwierigkeiten, Gefahren, Not und Entbehrungen während der Flucht vor der Roten Armee aus seinem siebenbürgischen Heimatort Botsch nach Niederösterreich. Der Spannungsbogen seiner Erzählung reichte von seiner Schulzeit über die Flucht nach Niederösterreich und seine verschiedenen Stationen in Österreich und Deutschland bis heute. Er, seine Familie und weitere 5000 Siebenbürger haben in der größten Siebenbürger Siedlung in Drabenderhöhe eine neue Heimat gefunden, aber die Wurzeln zur alten Heimat soll man nie verleugnen und nie vergessen.

Pfarrerin Patricia Thon eröffnete die Ausstellung. Die Gäste wurden nach der Besichtigung zu den schwungvollen Klängen der „Siebenbürger Musikanten Overath“ mit siebenbürgischen Spezialitäten (u. a. Nussstritzel, Hanklich, Palukes mit Käse und Kleingebäck) verwöhnt.

Günter Scheipner


Weitere Informationen und das Begleitprogramm zur Ausstellung, die bis zum 19. Mai läuft, finden Sie hier.

Schlagwörter: Ausstellung, Flucht und Vertreibung, Nordrhein-Westfalen, Eröffnung

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