18. Februar 2013

Prof. Heinz Acker zum Ritter wider den tierischen Ernst gekürt

Als am 26. Jänner um 18.30 Uhr der historische Festsaal des Brauereigasthofs Zum Pflug geöffnet wurde, konnten die Organisatoren richtig staunen: Aus allen Himmelsrichtungen kamen Gäste, meist Siebenbürger Sachsen, zum Faschingsball und den Rottweiler Ritterspielen. Von Heidelberg bis München, von Heilbronn über Sachsenheim bis hin nach Lörrach reichte das Einzugsgebiet derer, die auf ihren Ka-Rossen nach Rottweil gefunden hatten.
Der Staufermedaillenträger und künftige Ritter Prof. Heinz Acker reiste in Begleitung einer Damenriege, bestehend aus seiner Gattin Marianne, Malvine Breckner und Renate König, aus Heidelberg an. Sein Laudator, Ritter Fredi vu Saxenhim, kam, wie es der Rittername verrät, mit seiner Gattin Brigitte aus Sachsenheim, das Ehepaar Rudi und Pia Klubitschko sowie Johannes Kravatzky mit Begleitung aus Heilbronn. Beispielhaft seien von den Gästen noch angeführt: Brigitte Schnabel mit ihren Kindern (Lörrach), Hans Mendgen (Rosenfeld), Konrad und Wiebke Backu sowie Adolf und Ilse Mathias (Albstadt), Erhard und Viktoria Mathias (Reutlingen), Hilda und Martin Brenndörfer (Tuttlingen) und viele andere mehr. Aus der eigenen Kreisgruppe waren zugegen: Helga und Paul Schuller, Ehrenvorsitzender und erster Ritter wider den tierischen Ernst; Hildegard Birk, Vorsitzende, und ihr Stellvertreter Andreas Schmidt waren mit einer größeren Gruppe tanzfreudiger Schwenninger eingetroffen. Ebenso tanzbegeistert war ein Paar zweibeiniger Rottweiler, sodass die flotte Tanzmusik der Memories 2-Band (Fritz Bretz und Ingmar Eiwen) während der ersten zwei Stunden, aber auch später, andauernd genutzt wurde.
Die Verwandlung: aus dem bürgerlichen ...
Die Verwandlung: aus dem bürgerlichen Musikprofessor wird gerade ein Adliger, Ritter Heinz der Siebenbürgische Troubadour vom hohen Acker. Foto: Hans Mendgen
Um 19.91 Uhr folgte die Ritterkür, die traditionell mit dem Aufmarsch der Protagonisten begann. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der Foederatio Saxonica Transsilvana waltete unser Landesvorsitzender Alfred Mrass seines Amtes als Laudator und sprach:

Hochverehrte Ritter- und Narrenschar, alle zwei Jahre versammelt sich in Rottweil König Siegfrieds Ritterrunde. Dieses hochlöbliche Gremium der „Ritter wider den tierischen Ernst“ kommt im Brauereigasthof Zum Pflug zusammen, um über Zahl und Größe, Gesundheit und allgemeines Befinden der Ritterschar zu urteilen. So auch heute. Und was kann man nun feststellen: Das Geschlecht der Ritter wider den tierischen Ernst hat in den letzten Jahren zahlenmäßig abgenommen. Es wird bedauert, dass von gewählten 18 Rittern sieben nur von oben, aus dem Himmel, auf uns herabblicken; es wird bedauert, dass die Geburtenrate bei den Rittern steil gen Null abgestürzt ist, d. h. dass die Ritter selbst keine weiteren leiblichen Nachkommen haben, (trotz gelegentlicher Anstrengungen). Es wird bedauert, dass es in dieser Beziehung auch nichts geholfen hat, zwei Frauen als Ritterinnen aufzunehmen. Auch danach wurde kein neues Ritterlein geboren. Des Weiteren wird festgestellt, dass neuerdings Ritterspiele in Rottweil nur von ganz wenigen Rittern besucht werden. Viele können aus gesundheitlichen Gründen das Ritterkostüm nicht mehr tragen, andere scheuen den weiten Ritt nach Rottweil, und wiederum andere schleichen sich einfach ohne Begründung und Entschuldigung irgendwohin fort.

Um die ganze Dramatik in den Reihen der Ritterschar zu beweisen, teile ich mit, dass von 18 gewählten und 11 lebenden Rittern heute nur zwei Ritter wider den tierischen Ernst anwesend sind. In dieser katastrophalen Demografie-Situation der siebenbürgischen Ritter hat König Siegfried beschlossen, einen weiteren, wackeren Siebenbürger Sachsen zum Ritter zu schlagen, nämlich Prof. Heinz Acker aus Heidelberg in Baden. Dieser hat seinen Edelmut, seine Fähigkeit, das Rittergeschlecht zu stärken, schon durch das Zeugen von drei männlichen Nachkommen bestens bewiesen. Also muss ich sagen, der Foederatio und ihrem Vorsitzenden Siegfried Habicher ist heute ein sehr guter Griff gelungen. Man hat einen Mann ausgewählt, der es verdient, zum Ritter geschlagen zu werden. Prof. Heinz Acker aus Heidelberg genügt allen Anforderungen, die an einen sächsischen Ritter wider den tierischen Ernst gestellt werden, er erfüllt diese mit summa cum laude. Noch nie wurde hier in Rottweil ein so vielseitiger, in mehreren Kunst- und Kulturbereichen (wie z. B. Musik, Literatur, Pädagogik, Heimatkunde) versierter und humorvoller Ritter gewählt.

Ritter Heinz der Siebenbürgische Troubadour vom hohen Acker


In seiner gereimten Erwiderung bedankte sich der frisch gekürte Ritter für die erwiesenen Ehrungen und Schmähungen. Im Habitus eines Minnesängers, ausgestattet mit Harfe und Steckenpferd, akzeptierte er das neue Ritteramt, allerdings unter einer Bedingung: nicht in der „kämpfenden Truppe“, sondern als deren Sänger, berufen, die Heldentaten der anderen grimmen Ritter zu besingen. Diese Arbeitsteilung habe ja Tradition, da schon Siegfried und Kriemhilde ihren Sänger Volker von Alzey stets dabei hatten, und auch Lothar de Maizière neuerdings ein Musikcorps zum Afghanistan-Einsatz mitgenommen hat.

Anschließend konnte man den Ritter Heinz mit einem kabarettistischen Auftritt erleben, in dem der „Siebenbürgische Troubadour vom hohen Acker“ – so sein Rittername – mit karnevalistisch-humorvollen Musikbeiträgen auftrat. Das Programmatische „wider den tierischen Ernst“ inspirierte den Ritter zunächst zu einem „Protestsong“ in dem der Ritter heftigst „wider“ so manches wetterte und vom Keyboard aus das Publikum zum Mitmachen animierte. Aus den Anfangsbuchstaben des Ehrentitels „Dr. humoris causa Heinz Acker“ leitete er dann eine Tonfolge (d-d-h-c-h-a) ab, aus der nach und nach neue Liedmelodien entwickelt wurden, quasi als Illustration dieses Ehrentitels. So Paganinis bekannte Variation über „Ein Karneval in Venedig“, dann J. Offenbachs bekannte „Barcarole“ mit textlichen Querbezügen zum Karneval in Venedig und Rottweil, dann „Ein Hund lief in die Küche“, als Ausdruck des tierisch Ernsten“, wie auch „Mein Hut, der hat drei Ecken“, gesungen mit einem dreieckigen Dr.-Hut, als Attribut des neuen Dr.-Titels. Das mündete schließlich in ein Finale, bei dem dieses Lied von allen, und zwar in sächsischer Sprache (Meng Hot, die huet drå Äken), gesungen wurde. Schließlich war es ja eine Veranstaltung der Foederatio Saxonica Transsilvana. Instrumentale Unterstützung hatte sich Ritter Heinz aus dem Publikum geholt, nämlich zwei Geiger, Brigitte Schnabel und Konrad Backu, die dem ritterlichen Auftritt gekonnt weitere Farbnuancen verliehen.

All das hielt auch Herr Veit, Rundfunkredakteur von SWR 4, fest, der anschließend Heinz Acker, Siegfried Habicher und Alfred Mrass interviewte. Mit Tanzen, Tombola, Tratsch und Klatsch ging es weiter. Bis in die frühen Morgenstunden des 27. Januar. Am Sonntag nahmen jene Gäste, die geblieben waren, an einer Führung von Dr. Dieter Steilner durch Rottweils Stadtkern teil. Bei dieser Gelegenheit stellte der neu gekürte Ritter und Doktor humoris causa Heinz Acker fest, dass er sein Herz zuallererst in Hermannstadt an seine Zukünftige, Marianne Rether, dann in Heidelberg und während der letzten Jahre in Rottweil verloren habe.

Traute Habicher

Schlagwörter: Rottweil, Ritterkür, Foederatio Saxonica Transsilvana

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