29. Oktober 2016

Richtfest am Deutschlandhaus in Berlin

m 17. Oktober wurde über dem Erweiterungsbau des Deutschlandhauses in Berlin, dem zukünftigen Sitz der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ (SFVV) als eine den ­Vertreibungsgeschehen im 20. Jahrhundert gewidmete Einrichtung sowie Standort der Dauerausstellung zu Flucht und Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg als „sichtbares Zeichen“ in der Bundeshauptstadt, die Richtkrone gehisst und damit eine neue Phase in den Bau- arbeiten eingeläutet.
Anwesend waren viele Verantwortungsträger dieses erinnerungs- und kulturpolitischen Großprojektes, wie etwa die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und Vorsitzende des SFVV-Stiftungsrates, Staatsministerin Prof. Monika Grütters MdB, die Leiterin der Abteilung Bauwesen, Bauwirtschaft und Bundesbauten im Bundesbauministerium, Monika Thomas, die Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Petra Wesseler, der Vorstandssprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben , Dr. Jürgen Gehb, die SFVV-Direktorin Dr. Gundula Bavendamm sowie der Architekt Stefan Marte. Der Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV) Dr. Bernd Fabritius MdB war gemeinsam mit den fünf weiteren Stiftungsratsmitgliedern des BdV und fast dem gesamten BdV-Präsidium ebenfalls zugegen. Auch die Weichensteller der Anfangsjahre, wie die Vorsitzende der Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN und Mit-Initiatorin dieses Gedenkortes, BdV-Ehrenpräsidentin Erika Steinbach MdB, waren zur Veranstaltung eingeladen worden, die wegen der Bausituation ansonsten nicht öffentlich war.

Staatsministerin Grütters freute sich über den nächsten „Meilenstein“ im Aufbau von Stiftung und Ausstellung. Grundlage der Arbeit bleibe „die schon in der Konzeption 2012 formulierte Aufgabe an die Stiftung, schwerpunktmäßig die Darstellung von Flucht, Vertreibung und Integration der Deutschen darzustellen.“ Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit im europäischen Rahmen und der Respekt für die Perspektive der Anderen seien darüber hinaus maßgebliche Beiträge zu Versöhnung und Verständigung. „Wegen der unabwendbaren Verzögerung bei der Fertigstellung des Baus“ sei die Übergabe an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Bauherrin erst 2018 zu erwarten.

Beim Richtfest am Deutschlandhaus in Berlin, von ...
Beim Richtfest am Deutschlandhaus in Berlin, von links: Erika Steinbach MdB, Dr. Gundula Bavendamm, Dr. Jürgen Gehb, Prof. Monika Grütters MdB, Petra Wesseler, Dr. Bernd Fabritius MdB, Monika Thomas und Stefan Marte. Foto: privat / BdV
Die seit April dieses Jahres amtierende Stiftungsdirektorin Dr. Bavendamm beschrieb beim Richtfest den „langen und nicht immer einfachen Weg der Stiftung zu sich selbst und zu den Menschen“, auf dem nun wieder ein großer Schritt getan sei. Ziel sei es, Zwangsmigrationen, Vertreibungen und Flucht als historische und gegenwärtige Phänomene begreifbar zu machen.

Mit Blick auf die immer weiter abnehmende Erlebnisgeneration kritisierte BdV-Präsident Dr. Fabritius am Rande der Veranstaltung die Bauverzögerungen, sprach aber gleichzeitig von einem guten Tag für Deutschland, denn es sei „bereits jetzt erkennbar, dass dies ein modernes, offenes, tolles Projekt wird, welches unser Thema als Teil der gesamtdeutschen Biografie in die Mitte der Gesellschaft trägt.“ Im umgebauten Deutschlandhaus – „ein neuer Markstein im Stadtbild von Berlin“, wie der verantwortliche Architekt Stefan Marte formulierte – werden rund 3000 Quadratmeter für die SFVV zur Verfügung stehen, davon allein ca. 1700 Quadratmeter Ausstellungsfläche für die Dauerausstellung. Hinzu kommen etwa ein Raum der Stille für das individuelle Gedenken, ein öffentlicher Lesesaal mit Bibliothek, Archiv und Zeitzeugenberichten sowie Büroräume für die Stiftung. Monika Thomas vom Bundesbauministerium zeigte sich überzeugt, dass das fertige Projekt „die Museumslandschaft Berlins inhaltlich wie baukulturell bereichern“ werde.

Im Rahmen der am gleichen Tag stattfindenden Sitzung des 21-köpfigen Stiftungsrates der SFVV wurde ein neuer Wissenschaftlicher Beraterkreis berufen. Zwölf Experten aus Deutschland (darunter Dr. Mathias Beer vom Institut für Donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, ­Tübingen; die Redaktion), Großbritannien, Österreich, der Schweiz, Tschechien und den USA werden die Arbeit der Stiftung in fachlichen Fragen zukünftig begleiten. Namens der sechs BdV-Mitglieder im Stiftungsrat begrüßte Bernd Fabritius diese Neu-Bestellung ausdrücklich. Die internationale Zusammensetzung zeige eine grenzüberschreitende Akzeptanz des Projektes. „Äußerst bedauerlich“ sei es, dass sich kein polnischer Experte zur Mitarbeit bereiterklärt habe. Dies sei aber vor dem Hintergrund „der gegenwärtigen politischen Lage dort verständlich“, bestätigte der BdV-Präsident eine Einschätzung der Kulturstaatsministerin.

Die thematisch breitere Aufstellung des Gremiums, in dem neben Historikern mit unterschiedlichen Schwerpunkten fortan auch Wissenschaftler anderer für die Stiftungsarbeit wertvoller Fachrichtungen vertreten sind, bezeichnete Dr. Fabritius als „angemessene Reaktion auf die konkreten Herausforderungen der bevorstehenden Arbeitsphase“. Diese Herausforderungen, aber auch der bisherige Weg der Stiftung würden es nun erfordern, die Kommunikation und die Zusammenarbeit innerhalb des Beraterkreises, insbesondere aber zwischen den Gremien zu stärken. „Wenn alle Beteiligten ihre Aufgaben entsprechend dem Stiftungsgesetz wahrnehmen und der Aufbau der Dauerausstellung im Sinne der geltenden Stiftungskonzeption fortgesetzt wird, sehe ich das Projekt weiterhin auf gutem Weg“, so Fabritius.

Marc-P. Halatsch

Schlagwörter: BdV, Berlin, Bernd Fabritius, Flucht und Vertreibung, Dokumentations

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