9. Dezember 2023

Grundkurs Bergsteigen im Stubai

Treffpunkt mit allen Teilnehmern des „Grundkurses Bergsteigen“ war am 23. Juni um 14.00 Uhr in Seduck (unterhalb des Stubaier Gletschers im Tal). Es wurde die Ausrüstung verteilt und mit einem kurzen Zwischenstopp an der Oberissalm weiter Richtung Franz-Senn-Hütte auf ca. 2147 m üNN gewandert. Dort genossen wir eine ausgiebige Runde Material- und Knotenkunde. Schließlich sollten die Grundlagen sitzen – und ohne Achterknoten, Verwendungszeiten von Seilen und HMS-Karabiner, Mast- und Halbmastwurf sowie den Prusikknoten geht in Sachen Sicherheit bekanntlich gar nichts.
Nach dem leckeren Frühstück verteilten sich die Gruppen zu den Ausbildungsstationen. Abseilen aus einer Höhe von ca. fünf und 30 m, Kletter- und Sicherungstechnik im Vorstieg wie auch im sogenannten Toprope waren nur nach einer eingehenden Einweisung in die zu verwendende Ausrüstung und deren Anwendungstechnik möglich. Sehr interessant war dabei die Möglichkeit, verschiedene Arten von Sicherungstechniken anzuwenden, sei es bei der Selbstsicherung beim Abseilen oder bei der Sicherung des Kletterpartners. Nach Durchlaufen der verschiedenen Ausbildungsstationen bekamen wir eine Einweisung in die Rettung von Seil- bzw. Kletterpartnern. Anwendungstechnik von verschiedenen Seilklemmen wie „Petzl Basic“, „Micro Traxion“ und „Edelrid Spoc“ und diese in Kombination mit einer Selbstsicherung und Prusikknoten waren mit von der Partie.
Gipfelglück auf dem Linken Fernerkogel (3277 m). ...
Gipfelglück auf dem Linken Fernerkogel (3277 m). Nach der Fels- kommt die Gletscherausbildung. Foto: Hans Werner
Am letzten Ausbildungstag wanderten wir zum Eingang des Höllenrachen-Klettersteigs und kletterten die ca. 130 Klettermeter mit behelfsmäßigen Kletterschlaufen (als Klettersteigset-Ersatz) durch, ein sehr origineller Klettersteig der Schwierigkeit B/C, der eindrucksvoll am Alpeiner Bach entlangführt. Währenddessen legten einige der Ausbildenden entlang des Bachs bzw. des Klettersteigs Fixseile. Hier konnten wir unsere Kletterfertigkeiten sowie das Material nochmal auf Herz und Nieren prüfen. Außergewöhnlich war die Anlehnung an die Natur und eben nicht der „vorgefertigte“ Klettersteig. Zu guter Letzt konnte man die Rettungsausbildung vom Vortag wiederholen oder sich in den Edelweiß-Klettersteig in der Schwierigkeit C/D trauen. Nach dem gemeinsamen Abstieg sowie einem Verpflegungshalt an der Oberissalm versammelten wir uns am vereinbarten Parkplatz. Dort wurde eine Feedback-Runde eingelegt und die Ausrüstung auf Vollständigkeit überprüft.

Ausbildung „Eis und Firn“

Eine Vollsperrung der Ötztaler Gletscherstraße wegen eines Lkw-Absturzes unterbrach unsere Anfahrt zum Ausbildungswochenende vom 7. bis 9. Juli. Wir nutzten die unfreiwillige Zeit des Wartens mit theoretischer Ausbildung. Angekommen am höchsten Straßenpunkt Europas, 2798,16 m üNN, passierten wir das Pitztaler Jöchl und wanderten dann schnurstracks zu unserer Unterkunft, der Braunschweiger Hütte.

Am Samstagmorgen ging es nach dem Anpassen der Steigeisen an den Fuß des Linken Fernerkogels, wo unsere Ausbildung begann. Nach einer Wiederholung der grundlegenden Sicherungstechniken aus dem Grundkurs Bergsteigen und den Grundlagen bezüglich Eisschrauben, deren Verwendungsdauer und Einsatzbereich seilten wir uns erstmals an redundant versicherten Eisschrauben ab. Wahlweise konnte man sich auch an nur einer einzelnen Eisschraube abseilen. Wir übten das Gehen mit Eispickel und Steigeisen an schrägen Hanglagen im Eis. Hans und Sergii zeigten uns die Abalakov-Eissanduhr, die man als Sicherungspunkt im Eis zum Abseilen oder als Standplatzbau verwenden kann. Nach unserer Mittagspause ging es weiter mit der bereits bekannten Rettungsmethode aus dem Grundkurs Bergsteigen, hier eben im Eis, sowie einer Methode, sich nach dem Abseilen die verbliebene Eisschraube wieder zu beschaffen. Eine Schlechtwetterfront zwang uns dann zum Abbruch unserer Ausbildung im Eis, was aber bezogen auf die Ausbildungsinhalte kein Nachteil war. Nach dem Vorbeiziehen des schlechten Wetters konnten wir noch eine Ausbildungseinheit direkt an der Hütte einlegen. Wir bekamen mittels Bandschlingen, Prusikknoten, „Petzl Basic“ und „Micro Traxion“ gezeigt, wie man sich im Notfall selbst aus einer misslichen Lage am Seil ziehen kann.

Ausgestattet mit dem notwendigen Material und dem erforderlichen Wissen in der Kameradenrettung und im Gletscherwandern, ging es am Sonntagmorgen wieder Richtung Ötztaler Gletscher. Das Ziel war, die Ausbildungsgruppe in zwei Seilschaften zu teilen und das Gehen in Eis und Firn und eben in einer Seilschaft zu üben. Gegen Mittag hatten wir den Gipfel des Linken Fernerkogels erreicht und genossen für eine Weile die wunderschöne Aussicht ins Pitztal und auf die Wildspitze. Bevor wir den Abstieg antraten, gab es eine kurze Ausbildungseinheit in luftiger Höhe unterhalb des Gipfels. Der sogenannte T-Anker oder auch „Toter Mann“ gilt im Firn als sehr zuverlässige Fixpunktsicherung mittels Eispickel, Skiern oder auch Rucksack. Nach einem langen und beschwerlichen Abstieg zur Braunschweiger Hütte genossen wir auf der Terrasse die hochstehende Sonne bei einem leckeren Getränk. Dann traten wir gestärkt und zufrieden die Überschreitung des Pitztaler Jöchls an und erreichten alle wohlbehalten unsere Autos.

Ich persönlich hatte sehr viel Spaß bei beiden Ausbildungen, alle Teilnehmer sind sehr lustige, freundliche und liebenswerte Menschen und die Ausbilder waren sehr vertrauensvolle, zugängliche und einfühlsame Mentoren. Ich freue mich jetzt schon auf die nächste Tour und den nächsten Ausbildungsabschnitt mit der DAV-Sektion Karpaten.

Benny Jokat

Schlagwörter: DAV, Sektion Karpaten des DAV, Klettern, Bergsteigen, Grundkurs

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