24. Oktober 2023

Sektion Karpaten des DAV: Gleiwitzer Höhenweg mit Hohem Tenn

Wer alle Zustiege zur Gleiwitzer Hütte begangen hat und den Höhenweg noch nicht, der weiß, dass etwas fehlt. Wenn die Besteigung des Hohen Tenn noch mit dabei ist, dann hat sich jeder Aufwand gelohnt. Die Gleiwitzer Hütte, Partner-Hütte der Sektion Karpaten, hat sechs Zustiege mit unterschiedlichen Längen. Der längste und schwierigste ist der Gleiwitzer Höhenweg. Für Reinhold Messner gilt er als der schönste Höhenweg der Alpen.
Gruppenfoto am Hohen Tenn, 3368 m. Foto: Detlev ...
Gruppenfoto am Hohen Tenn, 3368 m. Foto: Detlev Antosch
Das Wetter war für dieses Wochenende (15./16. Juli) beständig angesagt. Diese Prognose ist auch notwendig, wenn man weiß, dass man ca. zwölf Stunden auf ausgesetztem Grat unterwegs ist. Der Weg ist schneefrei und die Sicherungsseile sind überprüft.

Zwölf Teilnehmer sind angemeldet und freuen sich auf eine schöne und erfolgreiche Tour. Wir parkten unsere Autos im Parkhaus Kesselfall, und pünktlich fuhr der Bergsteigerbus und Schrägaufzug zum Mooserboden hoch. Alle gingen Richtung Großes Wiesbachhorn, 3564m. Nur unsere Gruppe hatte das andere Ziel. Hoher Tenn, 3368 m.

Erstmal führte der Weg hoch über dem Wasserfallboden-Stausee, entlang der Höhenlinie bis zum Wielingerbach. Hier sind noch Weginstandhaltungsarbeiten im Gang. Obwohl wir auf der Westflanke des Hohen Tenn aufstiegen, gab es noch einige Schneefelder, die uns am zügigen Vorankommen hinderten. Ob die Schneebrücke hält? Das war hier die Frage. Ab hier begann nun der Aufstieg, um auch Höhenmeter gutzumachen. Es sind ca. 1300 hm bis zum Gipfel zu bewältigen. Über grüne Matten schlängelt sich der Weg Richtung Grat. Die Aussicht wurde immer grandioser und atemberaubender. Leider blieb nicht viel Zeit zum Pause machen und Genießen. Die Sonnenstrahlen waren erreicht, und schlagartig wurde es trotz der Höhe wärmer. Der Durst stieg und der Wunsch nach einer Verschnaufpause auch. Das Ziel wollte aber nicht näher kommen, obwohl es zum Greifen nah schien. Nach 3,5 Stunden hatten wir ca. 1000 hm bewältigt und wurden mit einem grandiosen Panorama belohnt. Wir befanden uns am Kempsenkogel, 3090 m (es ist der nördlichste 3000er in Europa). Am Hauptkamm zweigt der Weg zum Hohen Tenn ab. Der Gleiwitzer Höhenweg führt am Grat weiter zur Hütte. Unsere Entscheidung stand fest. Das Wetter hält, Kraft ist noch da, also „auf geht’s!“. Es warteten noch weitere Auf und Abs auf dem Weg zum Gipfel. Es wurde noch ein weiterer 3000er überstiegen, der Bauernbrachkogel, 3125 m. Die eigentliche Herausforderung war jedoch der Kleine Tenn, 3158 m. Rechts oder links gab es kein Vorbeikommen. Der „Brocken“ musste überstiegen werden, am Ausstieg sogar mit leichtem Überhang. Zum Glück hatten die Wegebauer zur Hilfe Seile und Stufen eingebaut. Es folgte der Gipfelgrat über Blocksteine, wo es einige kleine Hindernisse zu überwinden galt.

Nachdem alle am Gipfel angekommen waren und das Gipfelglück genießen konnten, blieb nur wenig Zeit zum Erholen. Kurze Blicke in alle Himmelsrichtungen mit bester Sicht. Nach dem obligatorischen Gipfelfoto begann der Abstieg. „Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist – denn vorher gehörst du ihm.“ (Hans Kammerlander)

Der Hohe Tenn besteht aus einem Doppelgipfel, dem Hohen Tenn, 3368m, und der Schneespitze, 3317m. Da wir alle 3000er dieses Höhenweges mitnehmen wollten, stand auch dieser Gipfel auf dem Programm. Der Abstieg folgte dem gleichen Weg wie der Aufstieg. Nach den wunderbaren Eindrücken und dem Abstieg voller Konzentration erwartete uns ein herzlicher Empfang von der Hüttenwirtin Antje und ihrem Team. Wir freuten uns schon auf das kühle Weißbier und evtl. auf eine „Buchtel“.

Da an diesem Wochenende eine Bergmesse stattfinden sollte, kamen auch Freunde von der Sektion Tittmoning sowie eine zweite Gruppe der Sektion Karpaten auf die Hütte. Wieder mal wurden wir hervorragend beköstigt und aufs Äußerste verwöhnt. Bei Gitarrenmusik und einem Gläschen Wein ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Das Wetter für Sonntag war nicht vielversprechend, aber wir hofften trotzdem, noch trocken beim Auto am Parkplatz anzukommen.

Nach einer erholsamen Nacht wollten wir den Tag voller Elan beginnen. Am Sonnenaufgang konnte man schon erkennen, dass das Wetter vom Vortag nicht zu überbieten war. Wir ließen uns das leckere Frühstück munden und konnten so gestärkt in den neuen Tag starten. Der Himmel zog immer stärker zu. Trotzdem konnten wir einen letzten Blick auf die Schneespitze (Gipfel vom Vortag) werfen.

Der Abstieg begann mit einem Aufstieg. Erstmal ging es ca. 200 hm bergauf zur Brandlscharte, 2341m. Ab hier, dem höchsten Punkt des heutigen Tages, ging‘s nur noch bergab. Ca. 1500 hm beträgt der Abstieg zum Parkplatz der Gletscherbahn, wo eines unserer Autos geparkt war.

Ein wunderschönes Wochenende mit einer herrlichen Tour ging zu Ende. Es werden unvergessene Eindrücke bleiben, die wir auf weitere Touren mitnehmen und weitererzählen werden. Die Gleiwitzer Hütte wird uns bald wiedersehen. Ob das auch der Hohe Tenn tut, wissen wir nicht. Wir jedenfalls bleiben den Bergen treu und kommen wieder!

Detlev Antosch

Schlagwörter: Sektion Karpaten des DAV, Bergsteigen

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