21. Mai 2002

Von Weltmeistern und Olympiasiegern

Helmut Heimann stellt in seinem Buch „Tarzan, Puskás, Hansi Müller“ 16 Spitzensportler vor / Auch der zweifache Handball-Weltmeister Roland Gunnesch ist darunter
Als Neuheit auf dem deutschen Büchermarkt stellt Verleger Oswald Hartmann das Buch „Tarzan, Puskás, Hansi Müller“ vor, das von 16 Spitzensportlern handelt, teilweise von Weltruf. Der Autor Helmut Heimann war früher Sportredakteur bei der Neuen Banater Zeitung in Temeswar und arbeitet zurzeit bei der Bild-Zeitung in Stuttgart. Die behandelten Sportler wurden Weltmeister, Olympiasieger, Weltrekordler oder auch „nur“ Europapokalsieger oder Landesmeister. Vertreten sind Handballer, Fußballer, Schwimmer und Leichtathleten. Eines haben sie alle gemeinsam, sie haben etwas mit dem Raum zu tun, in dem die Donauschwaben einst zu Hause waren und zum Teil noch sind. Manche sind im Pannonischen Raum, andere als Nachfahren vertriebener Donauschwaben in Deutschland geboren.
Einer davon ist Roland Gunnesch. Turnlehrer Hans Zultner hat den Denndorfer an der Bergschule in Schäßburg entdeckt, gefördert und ins Banat entlassen. Die meiste Zeit seines Lebens hat Roland in Temeswar verbracht, wo er 19 Jahre lang für Poli als Handballspieler und Trainer tätig war. Zum Abschied wurde er mit der Temeswarer Studentenmannschaft als Vizetrainer Meister. Die großen Erfolge feierte er jedoch als Nationalspieler: Als Bollwerk in der Abwehr gewann er zwei Weltmeistertitel, eine WM-Bronzemedaille und zwei Olympiamedaillen.
Helmut Heimann, in Groß-Jetscha in der Banater Heide geboren, stellt in dem reich bebilderten Band neben Gunnesch zwei weitere Weltklassehandballer vor. Hans-Günther Schmidt, 1942 in Marienfeld an der serbischen Grenze geboren, ist 98facher deutscher und 18facher rumänischer Nationalspieler und mehrfacher Europapokalsieger. Mit seinem Namen ist der kometenhafte Aufstieg des VfL Gummersbach in den 60er Jahren verbunden. Der Dritte im Bunde ist Josef Jakob aus Mercydorf im Banat, Weltmeister 1964, vielfacher Landesmeister und Europapokalsieger mit Steaua Bukarest und weltbester Rechtsaußen in den 60er Jahren.
Daneben ist auch Johnny Weißmüller zu finden, der Anfang des letzten Jahrhunderts im längst zu Temeswar gehörenden Freidorf geboren wurde und mit seinen Eltern als Kind in die USA ausgewanderte. Als Schwimmer brach erWeltrekorde, feierte Olympiasiege und gewann Weltmeistertitel am laufenden Band, um anschließend in Hollywood Tarzan-Darsteller zu werden, Millionen zu verdienen und wieder zu verlieren.
Josef (Jupp) Posipal aus Lugosch errang 1954 mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Bern durch das legendäre 3:2 über Ungarn den Weltmeistertitel und war jahrelang für den Hamburger SV im Einsatz. In einem weiteren Beitrag räumt Heimann mit der Legende auf, der „Elfmetertöter von Sevilla“, der in Semlak am Mieresch geborene Helmut Duckadam, sei Opfer des Ceausescu-Clans geworden und habe deshalb seine Karriere nach dem legendären Europapokalsieg 1986 gegen den FC Barcelona beenden müssen. Mit dem Temeswarer Emmerich Vogl, sechsfacher rumänische Fußballmeister, Nationalspieler und Funktionär des Fußball-Verbandes, und dem Ferdinandsberger Josef Leretter, der fast schon als Auslaufmodell die Mannschaft des Arader Textilbetriebs UTA zu Meisterehren führte und den legendären Ernst Happel mit der damals großen Feyenoord-Elf aus dem Europapokal warf, setzt Hermann seine Geschichten fort. Zu den Fußballlegenden gehört ferner der in Temeswar geborene Josef Petschovszky, Sohn eines Zipsers und einer Temeswarerin, der 1941 von der Chinezul-Mannschaft auszog, um im inzwischen zu Ungarn gehörenden Großwardein Meister und ungarischer Nationalspieler zu werden. Nach dem Krieg spielte er in Klausenburg und debütierte 1945 in der rumänischen Nationalmannschaft in Budapest gegen Ungarn. Über Großwardein kam er zu IT Arad, die er 1947 und 1948 zum Meistertitel und 1948 zum Pokalsieg führte. 1952 wechselte er zum Bukarester Armeeklub CCA, wo er zweimal in Folge Meister und einmal Pokalsieger wurde. 1958 bestritt er sein 32. und letztes Länderspiel für Rumänien.
Hansi Müller, Fritz Walter und Hermann Ohlicher sind drei in Deutschland geborene Nachfahren von Donauschwaben, die in dem Band vertreten sind. Die drei Fußballer haben mit dem VfB Stuttgart Erfolge gefeiert. Und unter allen hat auch der legendäre Ferenc Puskás einen Platz gefunden. Der in Kleinpest geborene Franz Purczeld, Sohn eines Deutschen und einer Ungarin, wurde 1939 zum Puskás, weil sich sein Vater magyarisieren ließ. Der begnadete Fußballer wurde sechsmal ungarischer und fünfmal spanischer Meister und dazu Europapokalsieger. Er spielte 84 Mal für Ungarn und mit 35 Jahren sogar noch viermal für Spanien. Er ist mit 511 Toren der erfolgreichste Torschütze des 20. Jahrhunderts.
Heimann legt mit dem Band ein lesenswertes und spannend geschriebenes Buch vor, in dem ab und an durchschimmert, dass er für eine Boulevard-Zeitung schreibt. Die im Laufe von mehreren Jahren im Donautal-Magazin erschienenen Biografien liegen jetzt als Buch zusammengefasst vor und sind jedem Sportliebhaber wärmstens zu empfehlen.

Waltraud Steiner


Helmut Heimann, Tarzan, Puskás, Hansi Müller, Stelldichein Donauschwäbischer Spitzensportler, 272 Seiten, ISBN 3-925921-49-4, Oswald-Hartmann-Verlag, Sersheim 2001, 18,00 Euro. Zu beziehen im Buchhandel oder beim Oswald-Hartmann-Verlag, Großsachsenheimer Straße 20, 74372 Sersheim.

Schlagwörter: Fußball, Handball, Banat, Helmut Heimann

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