1. Oktober 2002

Öl-Pipeline nach Kroatien geplant

Einem Bericht der Deutschen Welle zufolge wollen Kroatien, Jugoslawien und Rumänien eine gemeinsame Pipeline zum Weitertransport des kaspischen Erdöls nach Europa bauen.
Einen Vorvertrag zum Bau der 1 200 Kilometer langen Rohrleitung unterzeichneten Vertreter der drei Länder Anfang September in Bukarest. Die Pipeline soll zwischen dem rumänischen Schwarzmeerhafen Konstanza und dem kroatischen Adria-Hafen Omisalj entstehen. Geschätzte Baukosten: eine Milliarde Dollar. Finanziert werden soll die Pipeline größtenteils, so hoffen die drei Staaten, von internationalen Ölkonzernen und westlichen Banken.

Es ist kein Zufall, dass das kroatisch-jugoslawisch-rumänische Kooperations-Protokoll zum Bau der Schwarzmeer-Adria-Pipeline ausgerechnet in Bukarest unterschrieben wurde, berichtet die Deutsche Welle. Schon seit Jahren versuchen die rumänischen Regierungen, ihr Land in den Weitertransport des kaspischen Öls einzubinden. Rumänien hofft dabei, große Auslandsinvestoren anzuziehen, die es dringend benötigt. Das Land, so heißt es seit Jahren in Bukarest, sei vor Krisen sicher, also auch eine der sichersten Etappen, die das kaspische Öl auf dem Weg nach Westeuropa und Nordamerika nehmen könne. Das Interesse von Öl-Konzernen richtete sich in den letzten Jahren jedoch eher auf andere Pipelines – wie die aus der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku zum türkischen Schwarzmeerhafen Ceyhan. Das liegt auch daran, dass der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien, die Embargos gegen die Nachfolgestaaten und schließlich die Luftangriffe der NATO eine wirtschaftliche Kooperation bis vor kurzem unmöglich machten.

Das Kooperationsprotokoll zum Bau einer Schwarzmeer-Adria-Pipeline wurde im letzten Monat im Bukarester Industrieministerium unterzeichnet. Verlaufen soll die Pipeline vom rumänischen Schwarzmeer-Hafen Konstanza über die Karpaten ins westrumänische Temeswar, weiter an Belgrad vorbei bis in den kroatischen Adria-Hafen Omisalj. Allerdings ist noch nicht sicher, ob die Rohrleitung tatsächlich gebaut wird. Der rumänische Industrieminister Dan Ioan Popescu bewertet das Protokoll als ein wichtiges Signal für ausländische Investoren. Große internationale Ölkonzerne und westliche Banken hätten Interesse an dem Projekt bekundet. In Kürze werde man auch mit der Europäischen Union über das Projekt sprechen. Beobachter sehen in dem Protokoll vor allem ein Zeichen zu mehr wirtschaftspolitischer Kooperation in der Region selbst. So erklärte Ilie Serbanescu, Rumäniens ehemaliger Reform-Minister und einer der prominentesten Wirtschaftsexperten des Landes, gegenüber der Deutschen Welle: „Ein Teil des kaspischen Öls könnte durch Rumänien, Serbien und Kroatien nach Westeuropa gelangen, und das ist sehr wichtig für die Entwicklung dieser Region. Immerhin geht es hier um zwei Länder, die sich bekriegt haben und die sich jetzt die Hand geben, um von einer so wichtigen Wirtschaftsangelegenheit wie einer Ölpipeline zu profitieren. Rumänien hat natürlich ein großes Interesse, sich daran zu beteiligen.“

Laut bisherigen Schätzungen würde die Pipeline etwa eine Milliarde Dollar kosten. Das Projekt könnte aber dadurch billiger werden, dass von der insgesamt 1 200 Kilometer langen Pipeline-Infrastruktur bereits 800 Kilometer existieren, die lediglich modernisiert werden müssen. Neu gebaut werden müsste die Pipeline nur auf einer Länge von 400 Kilometern, die fast vollständig in Rumänien liegen. Von den geplanten zehn Millionen Tonnen Öl, die jährlich durch die Pipeline fließen sollen, wollen Kroatien, Jugoslawien und Rumänien sechs Millionen Tonnen für sich in Anspruch nehmen. Die restlichen vier Millionen Tonnen würden nach Westeuropa exportiert werden.

Wirtschaftsexperte Ilie Serbanescu ist sicher, dass der Bau der Pipeline neue Impulse für die Wirtschaftsentwicklung in Rumänien geben wird: „Sie wird ein Magnet sein und andere Investoren anlocken. Aus der Pipeline wird ja gewissermaßen links und rechts Öl herausfließen. Und die Möglichkeiten, die einige Millionen Tonnen Öl in den drei Ländern bieten, werden ganz ohne Zweifel sowohl Investoren aus den betreffenden Ländern wie auch aus dem Ausland nutzen.“

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