23. Oktober 2003

Neue Flugverbindungen nach Siebenbürgen

Die rumänisch-schweizerische Fluglinie Carpatair schafft bessere Verbindungen von Deutschland nach Siebenbürgen. Ab Winter sind auch Flüge von Düsseldorf geplant. Neben Geschäftsleuten sind "die Siebenbürger Sachsen eine der wichtigsten Zielgruppen" der Gesellschaft, erklärte Vizepräsidentin Paula Ardelean.
Als die März 1999 ins Leben gerufene Airline mit einer Maschine (Yak 40) und Flügen von Klausenburg nach Treviso (Italien) ihren Flugbetrieb aufnahm, boomte nicht nur die Weltwirtschaft, sondern auch die gesamte Tourismus- und Flugindustrie. Eine Gruppe schweizerischer Geschäftsleute (Gründer der Crossair) und rumänischer Partner erkannten, dass das Angebot für Regionalflüge sowie für Flüge von kleineren Flughäfen, insbesondere aus Siebenbürgen Richtung Westen nur unzureichend abgedeckt wurde.



Es zeichnete sich ab, dass die rumänische Wirtschaft endlich die Talsohle durchschritten hatte und zunehmend für westliche Investoren interessanter wurde. Daraus entstand die Idee, den rumänischen Markt (und hier vornehmlich die kleineren Regionalflughäfen), mit einem dichten Angebot an Verbindungen abzudecken. Dazu setzte Carpatair von Beginn an auf relativ kleine Flugzeuge (Yak 40 und Saab 340, jeweils 30-Sitzer), um hohe Kostenrisiken zu vermeiden und möglichst tägliche Verbindungen zu gewährleisten. Das Konzept ist offensichtlich aufgegangen, denn Carpatair hat nicht nur die Luftfahrtkrise nach dem 11. September 2001, sondern auch die darauf folgende Wirtschaftskrise offenbar unbeschadet überstanden. Die junge private Fluggesellschaft konnte bereits in ihrem dritten vollen Geschäftsjahr (2002) einen Gewinn einstreichen, die Zahl der angeflogenen Ziele bereits auf 16 erhöhen und die Flotte auf insgesamt zehn Flugzeuge erweitern. Die Zahl der beförderten Passagiere stieg von 36 000 (2000) auf 100 000 (2002) und wird in diesem Jahr erheblich darüber liegen.

Insbesondere die Flugverbindungen nach Deutschland hat die staatliche Tarom in den letzten Jahren immer weiter zum Leidwesen vieler Landsleute gestrichen: Berlin, Düsseldorf und Stuttgart werden gar nicht mehr angeflogen, München nur noch mit kleineren Maschinen (48-Sitzer statt 130-Sitzer). Und das, obwohl offensichtlich Bedarf für diese Destinationen besteht. Denn bereits zwei Monaten nach Aufnahme der Carpatair-Flugverbindung nach Stuttgart Ende März dieses Jahres (die Siebenbürgische Zeitung berichtete) wurde die Flugfrequenz von drei auf sechs Flüge pro Woche verdoppelt, und die Strecke München-Temeswar wird inzwischen täglich bedient. Angesichts des steigenden Bedarfs hat Carpatair kurzfristig bereits zwei Saab 2000 (50-Sitzer) von der Swiss angemietet, die oft auch die Strecke Stuttgart-Hermannstadt oder München-Temeswar bedienen. Besonders vorteilhaft ist das perfekt organisierte Drehkreuz Temeswar, über das alle Flüge von Carpatair laufen. So kann man von Stuttgart und München über Temeswar mit einer Umstiegszeit von mitunter lediglich 30 Minuten nach Hermannstadt, Klausenburg, Großwardein (Oradea), Bacau und neuerdings auch nach Jassy fliegen. Aufsichtsratsvorsitzender Nicolae Petrov kündigte kürzlich in einem Pressegespräch neue Flüge an. Noch in diesem Winter werde auch die Destination Düsseldorf dreimal wöchentlich mit dem Drehkreuz Temeswar verbunden (genauer Termin steht noch nicht fest). Schon ab Ende Oktober werden mit Beginn des Winterflugplanes die Flüge nach München und Stuttgart regelmäßig mit den größeren Saab-2000-Maschinen bedient, ab Dezember wird München zweimal täglich angeflogen. Außerdem führt Carpatair Verhandlungen mit der Deutschen Bahn, um ihren Kunden zukünftig ein so genanntes „Rail & Fly“-Angebot (Bahnfahrt zum günstigen Festpreis bis zum nächsten Flughafen) unterbreiten zu können.

„Wir haben festgestellt, dass das Interesse in Deutschland an Flügen nach Rumänien und insbesondere nach Siebenbürgen und in das Banat sehr groß ist. Viele deutsche Firmen haben in den letzten Jahren dort investiert und auch die vielen in Deutschland lebenden Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben pflegen einen regen Kontakt zur alten Heimat; sie gehören zu unseren wichtigsten Zielgruppen“, erklärte Vizepräsidentin Paula Ardelean. Auf enge Beziehungen zu den Betreibergesellschaften der Zielflughäfen werde großer Wert gelegt, bestätigt der aus Siebenbürgen stammende Hans-Jörg Hadbawnik, Marketing-Leiter des Flughafens Stuttgart: „Wir unterstützen Carpatair nicht nur nach besten Möglichkeiten mit der Bereitstellung von Start- und Landezeiten, sondern auch im gesamten Marketing-Bereich hier vor Ort.“

Die Preise lassen schnell erkennen, wo Carpatair ihre wichtigste Zielgruppe sieht: Geschäftsreisende, aber auch Privatleute, die relativ kurzfristig und auch nur für einige Tage nach Rumänien fliegen wollen. Bei kurzfristigen Buchungen (einige Tage im Voraus) und mit Rückflug innerhalb der gleichen Woche bietet Carpatair auf der Strecke München-Hermannstadt ca. 20-25% günstigere Preise als Tarom. Bei langfristigen Buchungen (einige Wochen/Monate im Voraus) ist jedoch Tarom günstiger. Die günstigeren Tarom-Tarife gelten allerdings oft nur für eine begrenzte Anzahl von Sitzen je Flugzeug, so dass ein Flug mit Carpatair auf der Strecke München-Hermannstadt fallweise preiswerter sein kann. Ein Vergleich lohnt sich auf jeden Fall. Für alle anderen Strecken, die Carpatair bedient, bietet Tarom ohnehin keine Alternative. Die Flüge können in jedem Reisebüro gebucht werden.

Thomas Schuster


(gedruckte Ausgabe: siebenbürgische Zeitung, Folge 18 vom 31. Oktober 2003, Seite 4)

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