16. November 2003

Schwarze Kirche in der siebenbürgisch-deutschen Literatur

Unter dem Titel „Vom ‚sternumfunkelten Schild’ zum ‚hilflos erhobenen Stumpf’" setzt sich der Literaturwissenschaftler Dr. Peter Motzan am 21. November 2003, 19.00 Uhr, im Stuttgarter Haus der Heimat mit dem Bild der Schwarzen Kirche in der siebenbürgisch-deutschen Literatur der Jahre 1920 bis 2000 auseinander.
Die Schwarze Kirche in Kronstadt nimmt im Erinnerungsdepot der Siebenbürger Sachsen einen herausragenden Platz ein. In Romanen und Gedichten figuriert sie als Emblem der Gruppen-Solidarität, als Stätte der Selbstfindung, als Nachweis einer bleibenden kulturellen Leitung und als Kronzeuge der Überlebenskraft und Daseinskontinuität der Siebenbürger Sachsen in der angestammten Heimat. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entschwinden diese traditionsverhafteten Deutungsmuster der Schwarzen Kirche aus der „rumäniendeutschen“ Literatur zwar nicht völlig, doch geraten sie eindeutig ins Hintertreffen. Der Wandel der Darstellungsweisen, der Bedeutungszuschreibungen und Funktionsbestimmungen dokumentiert den veränderten Stellenwert dieses Dingsymbols im Prozess literarischer Realitätsbefragung. Die Schwarze Kirche wird ihrer mythisch-heroischen Aura entkleidet und von nationalpädagogischer Sinnüberfrachtung befreit. An den Texten lassen sich auch Erscheinungsformen der Auflösung einer Jahrhunderte alten Gemeinschaft im Zeitalter der Extreme ablesen.

Dr. Peter Motzan, geboren 1946 in Hermannstadt, zwischen 1970 und 1988 Assistent und Dozent am Germanistik-Lehrstuhl der Universität Klausenburg, lebt seit 1990 in Augsburg. Seit 1992 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas München, seit 2001 auch Lehrbeauftragter der LMU München und seit 2003 Honorarprofessor der Universität Klausenburg. Motzan ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur rumäniendeutschen, deutschen und rumänischen Literatur des 20. Jahrhunderts.

Siegfried Habicher


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