5. Oktober 2004

Krankheit oder Erpressung? - Theodor Stolojan gibt Rennen auf

Ein Paukenschlag erschüttert die Politszene in Rumänien. Theodor Stolojan, Vorsitzender der Nationalliberalen Partei (PNL) und aussichtsreicher Kandidat der Allianz zwischen PNL und Demokraten (PD), „Recht und Wahrheit“ (Dreptate si Adevar, D.A), für das Amt des Staatspräsidenten Rumäniens gab das Rennen überraschend auf. „Aus Gesundheitsgründen“, ließ er am 2. Oktober auf einer Pressekonferenz wissen.
Noch am Freitag davor hatte Ex-Premier Stolojan an einer Wahlveranstaltung mit Rentnern teilgenommen, Plakate verteilt und Autogramme signiert. Am Samstag und nach einer Blitzberatung des PNL-Leitungsgremiums jedoch wurden die Spekulationen, die bereits Tage zuvor in den Medien kursiert hatten, bestätigt: Theodor Stolojan gab das Rennen auf. „Die Gesundheitsprobleme, mit denen ich konfrontiert werde, können jetzt noch behoben werden“, begründete Stolojan seinen Rückzieher. Traian Basescu, PD-Vorsitzender und Co-Präsident der Allianz, brach sofort in Tränen aus und äußerte tiefes Bedauern für den Rückzug seines Freundes und Amtskollegen.

Tags darauf vollzog Basescu einen Kurswechsel und enthüllte, dass Stolojan nicht operiert werden müsse, sondern gesundheitlich unter angedrohten Erpressungen zu leiden habe. Die regierenden Sozialdemokraten (PSD), so Basescu, habe „Dossiers parat“, um Stolojan, den aussichtsreichen Gegenkandidaten von Premier Adrian Nastase bei den Wahlen am 28. November, zu kompromittieren. Es handele sich um die einstige Geschäftsaffäre „Magapower“, in die Stolojan angeblich verwickelt gewesen sei, und um „irgendwelche Krankenzeugnisse von vor 20 Jahren“, so Basescu.

Mit suburbanen Adjektiven griff PSD-Chef Nastase sodann seinen künftigen Gegenkandidaten an. Denn noch am Samstag hatte die PNL-Exekutive sowohl den Nachfolger von Stolojan für die Spitze der eigenen Partei ernannt (Calin Popescu Tariceanu) als auch Basescu aufgefordert, seitens der Allianz in das Rennen um das Präsidialamt zu steigen. Gestern wurden diese Nominierungen von den Spitzenvertretern der Allianz bestätigt.

MO


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