15. Oktober 2004

Rumänien gedenkt erstmals der Holocaust-Opfer

Mehr als 60 Jahre nach der Judendeportation in die Todeslager von Transnistrien hat Rumänien erstmals einen Holocaust-Gedenktag begangen. Als offiziellen Gedenktag hat die rumänische Regierung den 9. Oktober festgelegt. An diesem Tag begann 1942 die Deportation von 750 000 Menschen jüdischen Glaubens (so die Holocaust-Enzyklopädie) in ein zwischen Bug und Dnjestr unter rumänischer Verwaltung stehendes Gebiet. Da der 9. Oktober heuer auf einen Samstag fiel, fanden die Gedenkveranstaltungen am 12. Oktober statt.
Staatspräsident Ion Iliescu erinnerte in einer Ansprache vor dem Bukarester Parlament, dass während der faschistischen Militärdiktatur des Marschalls Ion Antonescu von 1940 bis 1944 ungefähr 250 000 Juden ermordet worden waren. Der Holocaust sei ein Thema, das lange vermieden worden sei und daher weder verharmlost noch vergessen werden dürfe, so Iliescu. Die rumänische Presse kommentierte die widersprüchlichen Aussagen Iliescus, der . noch im Sommer 2003 in einem Interview mit der israelischen Zeitung Haaretz die Judendeportation unter Antonescu relativiert hatte.

Die vergangenes Jahr einberufene Kommission zur Erforschung der Konsequenzen des Holocaust in Rumänien hat die Aufarbeitung dieses leidvollen Kapitels zum Ziel. Ihr gehören namhafte Historiker und Forscher aus Rumänien, Israel (u.a. aus Yad Vashem), den USA, Frankreich und Deutschland sowie Mitglieder der jüdischen Gemeinde Rumäniens an. Vorsitzender der Kommission ist der in Rumänien geborene Schriftsteller und Nobelpreisträger Elie Wiesel.

Alexander Di Leonardo


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