13. April 2005

70 000 Bürger an die Sowjetunion ausgeliefert

Auf einer zweitägigen Konferenz (14.-15. März) befassten sich Historiker mit dem Thema "Finnland und der Zweite Weltkrieg: Kriegsgefangene und Auslieferungen". Zu den Teilnehmern der Tagung, die unter der Schirmherrschaft der Präsidentin der Republik Finnland, Tarja Halonen, im Nationalarchiv in Helsinki stattfand, gehörte auch der siebenbürgische Historiker Günter Klein.
Dr. Klein referierte (in Englisch) über "Die Auslieferung deutscher Bevölkerung in Südosteuropa an die Sowjetunion am Ende des Zweiten Weltkriegs". Der Vortrag stieß in diesem Fachkreis auf besonderes Interesse. Die anschließende Diskussion nahm daran Anstoß, dass Rumänien 70 000 Staatsbürger an die Sowjetunion ausgeliefert hat. Die Größenordnung der Deportation überraschte die Tagungsteilnehmer.

Hintergrund für die Einladung von Günter Klein ist ein aktuelles Forschungsprojekt über die Kriegsgefangenen in Finnland 1941-1945. Dabei böte sich, so Klein, ein Vergleich mit Rumänien an: Finnland und Rumänien "waren wichtige Partner des Dritten Reichs an der Ostfront bis 1944, beide haben fast zeitgleich diese Partnerschaft beendet. Es geht um die Mortalitätsrate der sowjetischen Kriegsgefangenen 1941-1944, aber auch um die deutschen Kriegsgefangenen, die nach dem Frontwechsel 1944 sowohl von den Finnen als auch von den Rumänen an die Sowjets ausgeliefert wurden. Die Finnen möchten, dass ich den rumänischen Part übernehme." Nach Ansicht des ebenfalls in Helsinki eingeladenen Referenten Rüdiger Overmans besteht noch erheblicher Forschungsbedarf. So sei der Frage nachzugehen, was mit den Angehörigen der 6. Armee geschehen ist, die Ende August 1944 bei Jassy binnen weniger Tage buchstäblich verschwunden sind. Auch die Zustände im Lager Focsani gelte es zu untersuchen.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische zeitung, Folge 6 vom 15. April 2005, Seite 8)

Link zu Artikel mit ähnlichem Thema:

Mit Würde und Zuversicht der Deportation gedacht, SbZ-Online, 17. Februar 2005

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