31. Juli 2003

40 Jahre Rosenauer Nachbarschaft

Die Rosenauer haben dieses Jahr allen Grund, sich selber zu feiern: das 40-jährige Gründungsjubiläum ihrer Nachbarschaft in Deutschland.
Zu Pfingsten 1963, beim Heimattag in Dinkelsbühl, saß man im "Fränkischen Hof" und feierte, wie es die Sachsen eben tun, wenn sie sich nach langer Zeit wieder treffen. Sollten wir nicht auch - wie schon zuvor die Neustädter und Heldsdörfer - eine Nachbarschaft gründen? fragte Kurt Rhein. Nach regem Gedankenaustausch stand einstimmig fest: Hier in Deutschland war gerade eine neue Rosenauer Nachbarschaft gegründet worden. Die Gründungsmitglieder waren Kurt Rhein, Hans Rhein, Andreas Sadlers, Otto Truetsch, Martin Truetsch-Menneges, Martin Bruss und Herta Marzell. Und weil jede zünftige Nachbarschaft auch zwei Nachbarväter haben musste, stellten sich Kurt Rhein und Andreas Sadlers für diese Ämter zur Verfügung, die sie dann 30 Jahre lang selbstlos ausgefüllt haben.

Rosenauer Nachbarschaft beim Festumzug in Dinkelsbühl 2003. Foto: Siegbert Bruss
Rosenauer Nachbarschaft beim Festumzug in Dinkelsbühl 2003. Foto: Siegbert Bruss

Man stelle sich vor: Eine Handvoll damals noch recht junger Männer (Mitte 30), die vor gut zwei Jahrzehnten in ihrer alten Heimat als Kinder und junge Burschen ihren Vätern vielleicht über die Schulter geguckt, jedoch nie als ordentliche Mitglieder am Nachbarschaftsleben teilgenommen hatten, "erdreistete" sich, eine Nachbarschaft aus der Taufe zu heben und dieser sogar vorzustehen, was ja in Rosenau einst nur den weisen altehrwürdigen Herren zugestanden hatte! Die Art und Weise, wie sie dann diese selbst gestellten Aufgaben gegenüber der neuen, vorerst kleinen Gemeinschaft wahrnahmen, fand Bestätigung durch den Beitritt der meisten damals durch die Kriegs- und Nachkriegswirren nach Deutschland und ganz Europa verschlagenen Rosenauer/innen. Für das, was die Gründer unserer Nachbarschaft in Deutschland insbesondere in den ersten Jahren geleistet haben, gibt es meines Wissens keine geeichten Maße.

Waren es anfangs nur das innere Bedürfnis des Miteinander, das wiedererwachte Gefühl der Zugehörigkeit zu der vertrauten Gemeinschaft, die sich ehemals rings um den Rosenauer Kirchturm scharte, die alljährliche Wiedersehensfreude bei den Heimattagen in Dinkelsbühl, die das Nachbarschaftsleben beseelten, so kam später, als die politischen Verhältnisse klarer wurden, der Gedanke des Füreinanders groß heraus, des eigentlich einseitigen Füreinanders in Richtung Rosenau. Die familiären und verwandtschaftlichen Beziehungen waren ja noch da. Den Heimatgedanken hatten die meisten noch in ihren Herzen verankert, obwohl sie sich hier in Deutschland eine neue Existenz und eigene Familie aufgebaut hatten. So dürfte es für die Nachbarväter nicht schwer gewesen sein, dieses meist nostalgisch schlummernde Heimatgefühl zu erwecken, um es sich zur Ehrenpflicht zu machen, die heimatliche Kirchengemeinde durch Sach- und Geldspenden bei der Erhaltung und Pflege des Vätererbes zu unterstützen. Diejenigen, die diese hilfreiche Stütze in Anspruch nahmen, betrachteten es als ihre Pflicht und Verantwortung - nicht nur den ausgesiedelten Rosenauern gegenüber -, unsere sächsische Kultur für die Nachwelt zu bewahren.

Heute zählt die Rosenauer Nachbarschaft in Deutschland ca. 540 Familienmitgliedschaften. Bei dem Mitgliedertreffen im Herbst 2002 wurde der neu gewählte Vorstand unter dem Vorsitz von Klaus Balthes und Alexander Bobes beauftragt, die Weichen für den Übergang in die rechtliche Form eines eingetragenen Verein zu stellen. Dies ist dann geschehen in der Gründungssitzung vom 26. April 2003 – also im 40. Jubiläumsjahr. So können wir darauf stolz sein, die erste Heimatortsgemeinschaft des Burzenlandes zu sein, die diesen Schritt zum eingetragenen Verein gewagt hat. Künftig führt unsere Gemeinschaft den Namen „Rosenauer Nachbarschaft e.V.“.

Für die gleiche Vorstandssitzung hatten der 1. Nachbarvater und die Schriftführerin klammheimlich eine weitere Überraschung vorbereitet. Nach einem kurzen Rückblick auf das 40-jährige Bestehen unserer Nachbarschaft in Deutschland und die Tätigkeit der Gründer ließ Klaus Balthes die Katze aus dem Sack: Er überreichte Kurt Rhein für seinen langjährigen Einsatz im Dienst der Rosenauer Nachbarschaft die Ehrenurkunde und die Ehrennadel in Gold des Verbands der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V. Zudem überreichte er der Kassiererin Gerlinde Truetsch, dem Schriftleiter des Nachrichtenblattes Horst Boltres und dem Kassenprüfer Hermann Binnen für ihre zehnjährige Nachbarschaftsarbeit die Ehrenurkunde und die Ehrennadel in Silber des HOG-Verbands. Mit der Ehrung verdienter Mitglieder hat Rosenau wiederum als Vorreiter unter den Burzenländer Nachbargemeinden Neuland betreten.

Und nochmals sind wir über unseren eigenen Schatten gesprungen und haben ein Anliegen verwirklicht, das vielen unserer Landsleute schon seit Jahren im Magen liegt. Zum 40. Jahrestag der Gründung der Rosenauer Nachbarschaft ist es unserer nimmermüden Schriftführerin Melitta Bartesch gelungen, für den Trachtenumzug beim Heimattag in Dinkelsbühl eine Gruppe von 36 Trachtenträgern zwischen 4 und 70 Jahren auf die Beine zu stellen. Noch höher schlugen die Herzen der Rosenauer bei der Parade vor der Festtribüne, als die Moderatorin Hannelore Scheiber der Tausende von Menschen zählenden Zuschauermenge die erstmalige Beteiligung Rosenaus - und dies im Zeichen des 40. Jahrestags der Gründung der Nachbarschaft – verkündete. Sodann hob sie die gebockelte Trachtenträgerin in unserer Gruppe hervor. Bei der Kundgebung auf dem Schrannenplatz garnierten unsere „geschleijerte“ Erika Wagner und die mit Kirchenmänteln bekleideten Andreas Gagesch und Wilhelm Elsen auf der Festbühne das offizielle Rednerpult.

Bei der anschließenden Zusammenkunft im „Fränkischen Hof“, dem Stammlokal, in dem die Rosenauer Nachbarschaft vor 40 Jahren gegründet worden war und in dem sich seither unsere Landsleute jedes Jahr zu Pfingsten treffen, präsentierte Helga Kraus ein extra zum 40-jährigen Jubiläum gereimtes Lied, das alle Anwesenden zu den Akkordeonklängen von Helga kräftig mitgesungen haben.

Horst Boltres


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 12 vom 31. Juli 2003, Seite 19)

Schlagwörter: Rosenau

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