25. April 2023

Wertvolle Fotodokumen­tation für Marienburg: Nachruf auf Hans Mendgen

Am 16. März 2023 verstarb nach kurzer Krankheit Hans Mendgen im gesegneten Alter von 96 Jahren in der Nähe von Rosenfeld. Wir trauern um einen hervorragenden Menschen, der sich zeit seines Lebens für seine alte und neue Heimat eingesetzt hat und sich um die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland verdient gemacht hat.
Hans Mendgen, 2015 ...
Hans Mendgen, 2015
Geboren wurde Hans Eduard Mendgen am 19. Mai 1926 in Marienburg (Burzenland) als Sohn des Kunstmalers Martin Mendgen und Elsa Katharina, geborene Schirmer. Mit seiner ein Jahr älteren Schwester Hanna Elsa wuchs er in Marienburg auf, aber ohne seinen Vater, da sich die Eltern trennten. Es folgten mehrere Umzüge zusammen mit der Mutter und Großmutter, zunächst nach Kronstadt, wo er und seine Schwester die weiterführende Schule besuchten. Da der Vater in Trier geboren worden war, erhielten auch sie die deutsche Staatsbürgerschaft vom deutschen Konsulat in Kronstadt. Der Konsul schickte die Kinder im April 1940 nach Hohenelse bei Rheinsberg, wo sie weiter die Schule besuchten. Mutter und Großmutter folgten in die Nähe der Kinder.

Doch die Wirren des Krieges holten ihn auch ein. Sein Lehrer rettete ihn und eine kleine Gruppe von Schülern nach Dänemark, wo er aber zur Luftwaffe eingezogen und später in der Nähe von Mannheim zur Verteidigung eingesetzt wurde. Beim Rückzug kam er schließlich nach Rosenfeld, wo er seine zukünftige Frau Marta kennenlernte. Doch zunächst musste er von dort für drei Jahre in französische Gefangenschaft, wo er auf einem Bauernhof in Busson landete. Es war der Beginn einer Freundschaft mit der Bauernfamilie und später mit ihren Nachkommen. Hans Mendgen erkannte, wie wichtig es war, in Frieden zu leben, und es war Anlass für ihn, sich für deutsch-französische Freundschaft einzusetzen. Dafür wurde er mehrfach geehrt.

Nach der Gefangenschaft kehrte er zurück nach Rosenfeld und heiratete Marta. Er begann eine Tätigkeit als Uhrenmacher bei der Firma Beutter. Zusammen mit seiner Frau Marta eröffnete er ein Fotogeschäft, das sie 30 Jahre lang betrieben. Dieses war auch ein Glücksfall für seinen alten und neuen Heimatort. Für Rosenfeld entstanden über die Jahre viele Zeitdokumente, die er in späteren Jahren dem Stadtarchiv übergab. Für die Marienburger war sein fotografischer Beitrag besonders wertvoll, da es kaum andere Möglichkeiten gab, Bilder und Dokumente zu sichern. Als Georg Janesch (Troll) und Kurt Stephani sich entschlossen, eine Chronik der Marienburger zu erstellen, schloss er sich mit seiner Kamera an und trug so zum Erfolg einer beachtlichen Chronik bei. Als ich im Jahre 1981 mit den Marienburger Nachrichten begann, unterstütze er mich und später Harald Janesch über viele Jahre mit Bildern, die damals noch für den Druck aufwendig analog gerastert wurden.

Neben den ehrenamtlichen Tätigkeiten blieb Zeit, mit Frau und Kindern im Schwarzwald und im Allgäu zu wandern und zu reisen. Später machten sie auch viele Reisen in die neuen Bundesländer, wo Hans und Marta die Orte seiner Jugendzeit besichtigen konnten. Als sie älter wurden, gaben sie das Haus auf und zogen in ein Pflegeheim, wo Hans Unterstützung für die Pflege seiner Frau fand. Nach dem Tod seiner geliebten Frau (2011) war er noch lange aktiv. Bei der Trauerfeier am 25. März 2023 auf dem Friedhof in Rosenfeld erinnerte Pfarrer Bernd Hofmann an das Motto von Hans Mendgen: „Mach alles, was du erlebst, zu einem Teil deines Lebens. Wer auf bessere Zeiten wartet, wartet vergebens.“

Hans Mendgen bleibt in meiner Erinnerung ein aufrechter und vorbildlicher Freund. Besonders beeindruckt hat mich, dass er sich als Zeitzeuge des Krieges aktiv, in vielfältiger Weise zur friedlichen Verständigung zwischen Franzosen und Deutschen und im weiteren Sinne für ein geeintes Europa eingesetzt hat. Weil es wichtig ist, zu wissen, von wo man kommt, um Kraft und Halt für die Zukunft zu haben, war seine Unterstützung auch zur Dokumentation der heimatlichen Geschichte wertvoll. Für die Zeit der Freundschaft mit Hans Mendgen bin ich sehr dankbar. Für seinen wertvollen Einsatz wird die Marienburger Nachbarschaft ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Carl Sluka, stellvertretender Nachbarvater

Schlagwörter: Nachruf, Porträt, Marienburg

Bewerten:

14 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.