28. Juni 2004

Erstes siebenbürgisches Heimatblatt wird 50

Zeidner Gruß" hat sich als Spiegel der Gemeinschaft etabliert. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich ca. 350 Zeidnerinnen und Zeidner in Deutschland und Österreich nieder. Mit der Gründung der Zeidner Nachbarschaft im Jahr 1953 sorgten die damals Verantwortlichen (Balduin Herter, Alfred Schneider und Gustav Bügelmeyer) bald dafür, dem Nachbarschaftsgeist in Deutschland einen neuen Ausdruck zu verleihen. Dass sich dabei andere Aufgaben als für eine geschlossene siebenbürgische Gemeinschaft, eine Nachbarschaft im eigentlichen Sinne des Wortes, ergaben, verstand sich von selbst.
Um die in Deutschland, Österreich, anderen Ländern Europas sowie in Übersee verstreut lebenden Zeidner und Zeidnerinnen mit Informationen zu erreichen, gab der damalige Nachbarvater Balduin Herter 1954 den ersten Heimatbrief der Zeidner Nachbarschaft in Stuttgart heraus, der fortan als "Zeidner Gruß" als willkommenes Bindeglied der Zeidner Schicksalsgemeinschaft galt.

Die erste Ausgabe des
Die erste Ausgabe des "Zeidner Gruß" erschien 1954

Heute feiert der "Zeidner Gruß" sein 50-jähriges Jubiläum. Die Publikation nimmt für sich in Anspruch, das erste Nachrichtenblatt einer siebenbürgisch-sächsischen Nachbarschaft (HOG) in Deutschland zu sein. 50 Jahre "Zeidner Gruß", das sind 1 558 Seiten Heimatbrief in insgesamt 96 Ausgaben. Hinter diesen nüchternen Zahlen steckt nicht nur eine Menge Fleiß und Arbeit, sondern auch ein hohes Maß an Wissen und das nie verloren gegangene Engagement von unzähligen sehr aktiven Redaktionsmitgliedern und umsichtigen Nachbarvätern (Balduin Herter 1954-1980, Volkmar Kraus 1980-2003 und Udo Buhn seit 2003). Dass wir auf dieses Potenzial zurückgreifen durften bzw. heute noch dürfen, ist in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Es ist vielmehr ein Glücksfall für die Zeidner Nachbarschaft, engagierte und Heimat verbundene Leute in ihrer Mitte zu haben. Dank außergewöhnlicher Fähigkeiten, gepaart mit dem notwendigen Maß an Teamfähigkeit und dem Willen zu einer harmonischen Zusammenarbeit, bringen sie nach wie vor halbjährlich ein niveauvolles Heimatblatt heraus. Die Jubiläumsausgabe, Folge 1/2004, ist dafür der beste Beweis.

Nach 50 Jahren stellen die Leser die berechtigte Frage, ob der "Zeidner Gruß" seine eigentliche Aufgabe erfüllt hat und den Ansprüchen der Leser noch gerecht wird. Balduin Herter schrieb einleitend in der 1. Ausgabe 1954: "Wir wollen nicht der Journalistik ein Betätigungsfeld eröffnen, nicht schreiben um des Schreibens willen, sondern aus diesen Zeilen wollen wir gewissermaßen den Pulsschlag des Zeidners in Vergangenheit und Gegenwart ablesen. Wir wollen Freud und Leid einander mitteilen, denn geteilter Schmerz ist halber Schmerz, und mitgeteilte Freude ist doppelte Freude. Der Zeidner Gruß will ein Spiegel sein, in dem wir als Gemeinschaft uns selbst wieder erkennen."



Die Jubiläumsausgabe des
Die Jubiläumsausgabe des "Zeidner Gruß" kann zum Preis von 3 Euro beim HOG-Vorsitzenden Udo Buhn, Schlierseeweg 28, 82538 Geretsried, Telefon: (0 81 71) 3 41 28, E-Mail: Udo.Buhn@t-online.de, bestellt werden.
Die Herausgeber haben diesen Vorsatz in den vergangenen 50 Jahren meisterhaft in die Tat umgesetzt. Der Heimatbrief berichtete über die Ereignissen der "Zeidner Nachbarschaft" und deren Vorhaben sowie - parallel dazu – über die politische und wirtschaftliche Lage der Heimatgemeinde, deren kirchliches und kulturelles Leben. Beiträge zur Heimat-, Orts- und Familiengeschichte bereichern regelmäßig den Heimatbrief. Diese Themen liefern wichtige Impulse und Ideen für die Herausgabe der Broschüren-Reihe "Zeidner Denkwürdigkeiten. Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde von Zeiden" (seit 1983). Das Interesse an diesen Beiträgen hat auch dazu geführt, dass auf Anregung Balduin Herters 1998 der "Zeidner Ortsgeschichtliche Gesprächskreis" (ZOG) gegründet wurde.

Mit einer außergewöhnlichen Vielfalt an Beiträgen und Dokumentationen erinnert der "Zeidner Gruß" immer wieder an historische Gedenktage und verdiente Persönlichkeiten. Ausführlich wird über das aktuelle Geschehen in Zeiden informiert. Die Zeidner Nachbarschaft pflegt vorbildliche Kontakte zur Kirchengemeinde in Zeiden, neben materiellen und finanziellen Hilfen fühlt man sich den in Zeiden Lebenden eng verbunden. Ein aktuelles Beispiel ist diesbezüglich die "2. Begegnung mit Kulturtagen in Zeiden" vom 6.- 9. August 2004 in Zeiden.

Beiträge zur Brauchtumspflege und zur Zeidner Mundart durften in der Vergangenheit in der Berichterstattung ebenfalls nicht fehlen. Nicht selten rückten unter dem Titel "Zeidner Allerlei" interessante und längst vergessene Textbeiträge in den besonderen Blickpunkt des Lesers.

Vieles von dem, was in 50 Jahren geschrieben wurde, vieles, was uns an Wissen über Zeiden, das Burzenland und auch über Siebenbürgen vermittelt wurde, kann hier nicht oder nur ansatzweise aufgezählt werden. Vieles, was uns allen an Leid und an Freude mitgeteilt wurde, hat unsere Herzen bewegt. Es ist erstaunlich, wie viele Zeidner in diesen 50 Jahren zur Feder gegriffen haben, um uns mit ihren Beiträgen, Aufsätzen, Berichten, Nachrichten und Gedichten Freude zu bereiten und den "Zeidner Gruß" in 50 Jahren zu dem zu machen, was er heute ist – ein Stück Heimat.

Ziel der Redaktion ist es weiterhin, möglichst ausgewogen über Zeiden und über die Aktivitäten der Zeidner in Deutschland zu berichten und vor allem Aussagen von Zeitzeugen zu veröffentlichen, um noch möglichst viel vom Wissen der älteren Generation zu profitieren und es zu dokumentieren. Das ehrenamtliche Redaktionsteam, das vom Anspruch her professionell arbeitet, trifft sich zweimal im Jahr, um die Beiträge abzusprechen, mit dem Vorstand abzustimmen und vorzubereiten. Heute hat der "Zeidner Gruß" eine Auflage von rund 1 200 Exemplaren und wird in ganz Deutschland, in Österreich, Ungarn, England, Frankreich, in der Schweiz, USA Kanada und nicht zuletzt in Rumänien, vor allem in Zeiden, gelesen. Seit 1992 redigiert Hans Königes das Blatt und Carmen Kraus layoutet es. Mitarbeiter sind Balduin Herter (bis 1997), Udo Buhn, Renate Kaiser und Kuno Kraus.

Für den Versand war jahrelang Anneliese Schmidt mit ihrer Mutter Rosa Herter, geborene Königes, zuständig. 1980 übernahm der damalige Nachbarvater Volkmar Kraus mit seiner Familie und seinen Eltern diese Aufgabe in Raubling. Abgelöst wurden sie von Anni Theiss und ihrer Helfergruppe in Tuttlingen. Seit 2004 besorgt Oswin Christel (Hanau) dankenswerterweise den Versand.

Im Namen aller Zeidner und Zeidnerinnen spreche ich allen, die in den vergangenen 50 Jahren dazu beigetragen haben, dass wir im Jahr 2004 mit Stolz auf dieses Jubiläum unseres Heimatblattes blicken können, einen besonders herzlichen Dank aus. Rückblickend betrachtet, hat es der "Zeidner Gruß" in beachtenswerter Weise geschafft, seinem Leitbild fünf Jahrzehnte lang treu zu bleiben und Ereignisse, Personen und die prägende Kraft der Gemeinschaft in den Mittelpunkt des Leserinteresses zu rücken.

Der Vergleich mit einem Spiegel, den Balduin Herter 1954 bei der Vorstellung der ersten Ausgabe in seinem Weihnachtsbrief heranzog, ist wohl mehr als zutreffend. Mit dem "Zeidner Gruß" identifizieren wir Zeidner uns in besonderem Maße, denn, wie Herter damals schon sagte: "Er ist ein Geschenk an uns selbst". Dem können wir als aufmerksame Leser heute im Jubiläumsjahr vorbehaltlos zustimmen.

Helmuth Mieskes

Schlagwörter: Heimatblatt, Zeiden

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