11. Januar 2017

Gründungsdirektorin des IKGS Prof. Dr. Krista Zach verstorben

Die langjährige Geschäftsführerin des Südostdeutschen Kulturwerks (SOKW) und Gründungsdirektorin des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS), Hon.-Prof. Dr. Krista Zach, ist am 17. Dezember 2016 plötzlich und unerwartet verstorben. Mit ihr verliert das IKGS eine kenntnisreiche Beraterin und Mentorin, die die Entwicklung des IKGS zu einem profilierten und anerkannten Forschungsinstitut maßgeblich mitgeprägt hat. Das Fach der Südosteuropäischen Geschichte verliert eine renommierte Wissenschaftlerin, die auch im Ruhestand weiterhin unermüdlich als Forscherin und akademische Lehrerin tätig war.
Die Nachricht vom Tod der langjährigen Geschäftsführerin des SOKW und Gründungsdirektorin des IKGS, Prof. Dr. Krista Zach, hat im Kreis ihrer Freunde und Kollegen Bestürzung und Trauer ausgelöst. Die profunde Kennerin der Geschichte Ostmittel- und Südosteuropas, deren Arbeitsgebiet von religiösen Prozessen der Frühen Neuzeit bis zu den Umbrüchen der Region in der jüngsten Vergangenheit reichte, war 2004 feierlich aus ihrem Amt verabschiedet worden. Die nun von Verwaltungsaufgaben nicht mehr beanspruchte Zeit hat sie genutzt, um voller Engagement und mit großer Energie Forschungsfragen wieder aufzugreifen und weiter zu erkunden.

Ihr lebendiges Interesse an den konkreten Belegen ideengeschichtlicher Verbindungslinien war ansteckend, ihre Beharrlichkeit in der Rekonstruktion genauer Zusammenhänge wie auch ihre mit breitem Detailwissen und enormer Belesenheit in der europäischen Kulturgeschichte hergestellten Brückenschläge waren inspirierend für Kollegen und Schüler. Sie lebte diese Welt europäischen Geistes und Austauschs, deren Werden sie erkundete. Dass sich diese Gespräche nun plötzlich nicht mehr fortführen lassen, bedeutet einen großen Verlust.
Blumen für Krista: Verabschiedung von ...
Blumen für Krista: Verabschiedung von Institutsdirektorin Dr. Krista Zach in den Ruhestand (26. August 2004). Foto: Konrad Klein
Krista Zach wurde am 24. August 1939 in Hermannstadt geboren. Sie studierte Anglistik, Romanistik und Kunstgeschichte in Klausenburg und nach ihrer Ausreise nach Deutschland ab 1962 Neuere Geschichte, Geschichte Ost- und Südosteuropas, Politologie und Soziologie in München, Bristol und London. Ihre Dissertation „Orthodoxe Kirche und rumänisches Volksbewusstsein im 15. und 16. Jahrhundert“ (1977), die einen neuen Zugang zu diesem Thema und der darin enthaltenen Fragestellung formulierte, und ihre Studie über „Die bosnische Franziskanermission im südöstlichen Niederungarn“ (1979) prägen als genuine, auf breiten Archivrecherchen basierende Forschungsergebnisse bis heute das Bild der Historikerin in der deutschen wie südosteuropäischen Fachöffentlichkeit.

1984 wurde sie Geschäftsführerin des SOKW und trug besonders seit den neunziger Jahren wesentlich zu dessen Ausbau zu einer nach modernen fachlichen Kriterien arbeitenden Forschungsstelle bei. Ab 1999 leitete sie als Gründungsdirektorin den Aufbau des IKGS. Ihrem Einsatz ist es maßgeblich zu verdanken, dass es 2004 An-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München werden konnte. Ihre Leitungsaufgaben zwangen sie, ihre eigene Forschungsaktivität zurückzustellen; dennoch belegt eine Vielzahl von Tagungsbänden und Aufsätzen aus diesen Jahren ihr breites fachliches Interesse, das dem Institut zudem half, sein weites Netzwerk zu Kollegen bzw. Forschungseinrichtungen des Donau-Karpaten-Raums zu entwickeln. Dieser aktive Verbindungsaufbau kam 2004 auch der Einrichtung des Stiftungslehrstuhls „Deutsche Literatur im südöstlichen Mitteleuropa“ an der Babeș-Bolyai-Universität in Klausenburg zugute. Bereits 2003 wurden ihre Verdienste mit der Verleihung einer Honorarprofessur an jener Universität gewürdigt. Nach ihrer Pensionierung lehrte Krista Zach auch weiterhin an der Klausenburger Universität und vermittelte dort Hörerinnen und Hörern der Fakultät für Europastudien die Geschichte der Europa-Idee sowie der deutschen Minderheiten in Südosteuropa.
Stets anregende Gesprächspartnerin und streitbare ...
Stets anregende Gesprächspartnerin und streitbare Dame: Dr. Krista Zach, hier im Gespräch mit dem Klausenburger Zeithistoriker Dr. Ottmar Trașcă auf einer Tagung des IKGS im September 2014 in München. Foto: Konrad Klein
Wir sind dankbar, dass wir Krista Zach in den vergangenen Jahren als Begleiterin und Kollegin, stets an Neuem interessierte Wissenschaftlerin und gesellschaftlich engagierte, mutige Frau erleben durften. Ohne Krista Zach gäbe es das IKGS nicht.

Juliane Brandt
Florian Kührer-Wielach

Anmerkung der Redaktion:

Das Begräbnis von Prof. Krista Zach findet am 12. Januar 2017 um 14.15 Uhr auf dem Neuen Südfriedhof in München statt.

Schlagwörter: Kultur, Historikerin, Nachruf

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