16. April 2021

DER Ehrenvorsitzende Dr. Wolfgang Bonfert: seine Spuren in Dinkelsbühl, sein Wirken für die Jugend- und Sozialarbeit

Dr. Wolfgang Bonfert, Ehrenvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, und Ehrenpräsident der Föderation der Siebenbürger Sachsen ist am 4. April 2021 im Alter von 90 Jahren in Saarbrücken gestorben. Als Verbandspolitiker hat er große Spuren hinterlassen. Lesen Sie Worte des Gedenkens von Dr. Bernd Fabritius, Ehrenvorsitzender des Verbandes, sowie Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer und Altbürgermeister Dr. Jürgen Walchshöfer seitens der Stadt Dinkelsbühl. Sein Wirken in der Jugendarbeit wird von Dr. Harald Roth und Fabian Kloos, seine soziales Engagement von Dr. Johann Kremer gewürdigt.
Beim Kronenfest 1985 der Kreisgruppe wurde ein ...
Beim Kronenfest 1985 der Kreisgruppe wurde ein Platz in Dinkelsbühl nach dem Gourverneur von Siebenbürgen Samuel von Brukenthal benannt. Vom Bundesvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert assistiert, brachte Bürgermeister Dr. Jürgen Walchshöfer das Straßenschild an.
Tief betroffen habe ich vom plötzlichen Ableben unseres Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert erfahren. Dr. Bonfert war mir Vorbild und Freund. Er brachte sich wie kaum ein anderer über viele Jahrzehnte in den wichtigsten Ämtern und Gremien in die Arbeit des Verbandes erfolgreich und wegbestimmend ein. Aufgrund seiner sachlichen und gleichzeitig empathischen Präsenz brachten wir ihm viel Achtung und großes Vertrauen entgegen. Seine Meinung, seine Anregungen und Standpunkte waren uns in manch schwierigen Situationen unentbehrlich.

Im Vordergrund seiner Überlegungen stand immer das Wohl der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft weltweit. Ihm und seiner guten Vernetzung in der Föderation der Siebenbürger Sachsen ist es maßgeblich zu verdanken, dass wir heute einen freundschaftlichen Umgang mit dem Siebenbürgenforum, der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und selbstverständlich auch den Schwesterverbänden in den USA, in Kanada und Österreich pflegen.

Beeindruckend und beispielhaft für mich war der starke Rückhalt seines Wirkens in der Familie. Seine Ehefrau Ingeborg, selbst Oberschlesierin, begleitete ihn zu den vielen Terminen, die Dr. Bonfert gerne wahrgenommen hat. Die herzlichen Begegnungen und Gespräche, z.B. am Heimattag in Dinkelsbühl, erfolgten entsprechend meist mit beiden, also dem Ehepaar Bonfert.

Mit seinem Ableben haben wir alle einen wichtigen Freund und Berater, einen Mitstreiter für die Interessen unserer Landsleute verloren. Seine Geradlinigkeit, seinen Optimismus, sein dem Großen und Ganzen gewidmetes Tun werden wir sicherlich nicht vergessen und uns auch künftig daran orientieren. Die Person Dr. Wolfgang Bonfert werde ich für immer in guter und herzlicher Erinnerung bewahren. Meine aufrichtige Anteilnahme gilt seiner lieben Ehefrau Ingeborg sowie den Kindern und deren Familien.

Dr. Bernd Fabritius, MdB, Ehrenvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen

Partnerschaft mit Dinkelsbühl begründet

Mit großer Trauer nimmt die Stadt Dinkelsbühl Abschied von Herrn Dr. Wolfgang Bonfert. In seiner Amtszeit als Bundesvorsitzender, 1985, wurde die Partnerschaft zwischen dem Verband der Siebenbürger Sachsen und der Stadt Dinkelsbühl besiegelt – eine Verbindung, die im Laufe der Jahre immer weiter gewachsen ist und für die Stadt Dinkelsbühl eine große Bedeutung hat.

In den vielen Jahren seines Wirkens hat er die Interessen der Siebenbürger Sachsen auf die vielfältigste Art und Weise sowie mit Beharrlichkeit, Mut und großer Fachkenntnis vertreten. Auch war ihm die enge Verbundenheit zur Stadt Dinkelsbühl stets ein wichtiges Anliegen, was nicht zuletzt auch durch seine zahlreichen Besuche in unserer Stadt – zusammen mit seiner Frau Ingeborg – zum Ausdruck gekommen ist. Die Begegnungen mit Herrn Dr. Bonfert werden mir als stets angenehme Erlebnisse in Erinnerung bleiben.

Die Stadt Dinkelsbühl verliert mit Herrn Dr. Bonfert eine wichtige Persönlichkeit und einen Freund der Stadt. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Dr. Christoph Hammer, Oberbürgermeister der Stadt Dinkelsbühl

Ein großer Freund der Stadt Dinkelsbühl

Er wird uns sehr fehlen! Meine Frau und ich sind sehr traurig, weil wir ihm jetzt nicht mehr begegnen können und uns nicht mehr über die sich ständig ändernden Zeitläufte und über Politik austauschen können! Tatsächlich waren es viele Zusammentreffen, die wir seit 1980 hatten – nicht nur während der siebenbürgischen Heimattage in Dinkelsbühl, auch bei manchen gemeinsamen Reisen in alle Himmelsrichtungen und bei gegenseitigen Besuchen!

Als ich im Spätherbst 1979 meinen Dienst im Dinkelsbühler Rathaus antrat, hatte ich – weil ich kein Dinkelsbühler war – zunächst keine zutreffende Vorstellung von den wichtigen und prägenden Veranstaltungen des Dinkelsbühler Jahres: Da war natürlich die Kinderzeche, die vor allem wegen der Vielzahl von Bürgern, die dieses Heimatfest gestalten, weithin bekannt ist, da waren aber auch die ebenso bedeutsamen Heimattage der Siebenbürger Sachsen, die alljährlich über die Pfingsttage unsere Stadt zur „Hauptstadt“ der Siebenbürger Sachsen machten. Dr. Wolfgang Bonfert hat mir häufig von seinem ersten Besuch der Heimattage des Jahres 1954 in Dinkelsbühl erzählt. Heute weiß ich, dass er mit seiner offenen und pragmatischen Art das Treffen als Begegnung der Menschen, vor allem auch als eine Möglichkeit der Gemeinschaftsorientierung verstanden hat. Er hat als Bundesvorsitzender des Verbandes wesentlich daran mitgewirkt, dass die Siebenbürger Sachsen – nicht nur bei uns – als deutschsprachige Minderheit in Rumänien und als Auswanderer mit großer Anerkennung wahrgenommen wurden und werden.

Noch gut kann ich mich daran erinnern, dass ich 1983 zum Verbandstag nach Ingolstadt eingeladen war: Da dort die Neuwahl des Bundesvorsitzenden vorgesehen war, wurde ich gefragt, ob ich diese Wahl leiten möchte. Natürlich habe ich nicht abgelehnt! Seit dieser Zeit wurde das Verhältnis zu den Siebenbürger Sachsen und ihrem neuen Bundesvorsitzenden Wolfgang Bonfert noch etwas enger und vertrauter und . . . schließlich fühlten wir einander als Freunde verbunden. Gerade die „inoffiziellen“ Begegnungen waren geeignet, den Menschen Wolfgang Bonfert noch besser kennenzulernen: So hat mich die Präzision seiner Beobachtungsgabe stets fasziniert, ebenso sein ausgewogenes Urteil über das, was sich gerade tagesaktuell ereignete. Dabei kam ihm sein phänomenales Gedächtnis zugute – nicht nur für Zahlen, sondern auch für Namen und Details! Wolfgang und seine Ingeborg waren für meine Frau und mich immer verlässliche Freunde! Dafür sind wir außerordentlich dankbar!

Wolfgang Bonfert wird uns sehr fehlen! Wir werden ihn stets in bester Erinnerung behalten.

Gundula und Jürgen Walchshöfer

Bundesvorsitzender Dr. Wolfgang Bonfert mit ...
Bundesvorsitzender Dr. Wolfgang Bonfert mit Gattin Ingeborg beim Heimattag 1983 in Dinkelsbühl. Seit 1954 war er „amtlich“ oder privat 57 Mal beim großen Pfingstfest dabei.

Beständiger Unterstützer der Jugend und Kultur

Dr. Wolfgang Bonfert hat sich als Bundesvorsitzender immer mit großer Ernsthaftigkeit der Anliegen der jüngeren Generation angenommen, da er sie bestens aus jener Zeit kannte, als er im Bundesvorstand für Nachwuchsfragen zuständig gewesen war. Seine jungen Gesprächspartner konnten immer den Eindruck haben, für voll genommen, ja eigentlich als gleichwertig angesehen zu werden – alles andere als eine Selbstverständlichkeit vor drei, vier Jahrzehnten. Er nahm sich stets Zeit für die Anliegen der Jugend und war bei unterschiedlichsten Anlässen präsent, hatte immer wertvolle, aber unaufdringliche Ratschläge und konnte mit sachlicher Argumentation in Problemsituationen eine große Stütze sein. Diese stärkende Begleitung war gerade in den Jahren der Gründung und des Aufbaues der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) von ausgesprochen großem Wert.

Und wie selbstverständlich fanden wir uns auch auf dem Parkett der Kultur und Wissenschaft mit gemeinsamen Themen wieder, wo Bonfert als regelmäßiger Teilnehmer, als beständiger Unterstützer und als treues Mitglied – etwa des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde – über viele Jahrzehnte hin, rund ein halbes Jahrhundert dabei war, übrigens meist in Begleitung seiner Frau Ingeborg. Eine Persönlichkeit also, deren Fehlen wir künftig immer wieder schmerzlich feststellen und damit Anlass haben werden, seiner würdig zu gedenken.

Dr. Harald Roth, Vorsitzender des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates

Starker Förderer der Jugend

Dr. Wolfgang Bonfert war immer ein starker Förderer der Jugend, der er mit Rat und Tat zur Seite stand. Dabei brachte er die Jugendarbeit, wie wir sie heute von der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) kennen, auf den Weg. Gemeinsam mit dem ehemaligen Bundesjugendreferenten Hans-Reiner Polder schuf er 1978 das „erweiterte Bundesjugendreferat“ mit fünf Mitgliedern, die „Geburtsstunde der modernen Jugendarbeit“.

Selbst hatte ich leider nur einmal das Vergnügen, in meinem Amt als Bundesjugendleiter mit Herrn Bonfert zu sprechen. Bei meiner ersten Bundesvorstandssitzung im November 2019 erzählte er mir von seiner Verbindung zur Jugendarbeit, wie sehr er die Erfolge meiner Vorgänger schätzte, drückte mir fest die Hand und wünschte mir viel Erfolg.

Aus Erzählungen meiner Vorgänger weiß ich, dass er die Jugendarbeit stets aufmerksam verfolgte und nicht müde wurde, diese zu loben. Dass dies keine leeren Worte waren, merkte jeder, der das Glück hatte, ihm persönlich zu begegnen. Er war stets informiert, wer mit welcher Funktion in den Vorständen der SJD saß, und besuchte Veranstaltungen wie z.B. das siebenbürgische Sommerlager. Eine Geschichte stach heraus. Vor einigen Jahren traf er am Heimattag eine junge Dame der SJD-Bundesjugendleitung und erinnerte sich, er habe ein Foto von ihr mit einem Politiker zu Hause. Er erkundigte sich nach ihrer Adresse, er würde es ihr gerne zukommen lassen. Gesagt, getan!

Die Jugend und ihr Beitrag zum Erhalt unserer Kultur lagen ihm am Herzen. Als Festredner beim 25-jährigen Jubiläum der SJD stellte er fest, dass „viele Namen später häufig in Verbindung mit ehrenamtlichen Positionen in anderen Gremien unserer Gemeinschaft wiederkehren, ein Zeichen dafür, dass die Tätigkeit in der Jugendarbeit offensichtlich prägend auf die Einstellung zu den Aufgaben dieser Gemeinschaft wirkt“.

Mit seiner bedingungslosen Unterstützung und seinen lobenden Worten hat er uns immer wieder neuen Wind in die Segel gegeben. Dr. Wolfgang Bonfert hat für die Jugendarbeit all das mitgebracht, was wir uns als SJD wünschen können. Er bleibt in unser aller Erinnerung.

Fabian Kloos, Bundesjugendleiter der SJD

Beim Verbandstag am 2. November 2019 in Bad ...
Beim Verbandstag am 2. November 2019 in Bad Kissingen: Der Bundesvorsitzende Rainer Lehni (Dritter von links), flankiert von den drei Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, von links: Dr. Bernd Fabritius, Herta Daniel und Dr. Wolfgang Bonfert. Foto: Siegbert Bruss

Soziale Hilfe als tragende Säule des Daseins

Mein großer Mentor, unser aller Vorbild Dr. Wolfgang Bonfert ist von uns gegangen.

Als Festredner würdigte er 2016 das Sozialwerk bei der Festveranstaltung „30 Jahre SJD, 30 Jahre Sozialwerk“ in der St. Pauls-Kirche zu Dinkelsbühl. „Soziale Hilfe war seit jeher eine tragende Säule siebenbürgisch-sächsischen Daseins“, betonte er. Im Herbst 1986 wurde in Dinkelsbühl das Sozialwerk aus der Taufe gehoben. Auch dieser Akt gehörte zu den nachhaltigen Ereignissen seiner Amtszeit als Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen.

Die drei Bereiche, Unterstützung für Einzelpersonen, Zuschüsse für soziale und gemeinnützige Einrichtungen und die Förderung kultureller Maßnahmen der Siebenbürger Sachsen, auf denen die Arbeit des Sozialwerks heute noch basiert, verstand er als tragende Säulen des Gemeinwesens. Unsere Gemeinschaft lebt heute auch dank dieses funktionierenden Gemeinwesens fort.

Jugendarbeit war Dr. Bonfert immer sehr wichtig. Als Sozialwerk wollen wir auch unseren Kindern bei der Identitätssuche helfen, sie all das miterleben lassen, was uns geprägt hat. Uns ist wichtig, die Jugend stärker einzubinden, damit unser Gemeinwesen weiterbesteht.

Wir trauern mit der Familie um einen Menschen, der sich um die Gemeinschaft sehr verdient gemacht hat, der stets ein Vorbild für uns bleiben wird, den wir nicht vergessen werden.

Dr. Johann Kremer, Vorsitzender des Sozialwerks

Schlagwörter: Verbandsleben, Nachruf, Wolfgang Bonfert, Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dinkelsbühl, Heimattag, SJD, Sozialwerk, Jugendarbeit

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