21. November 2021

Wie klingen eigentlich Donauwellen?

Seit Juli kann man das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS) auch hören: Der Podcast „Donauwellen. Der Südostcast“ rückt in mittlerweile sechs Folgen Zentral- und Südosteuropa in den Mittelpunkt; Menschen, Themen und Bücher rund um das IKGS werden vorgestellt. Dessen Direktor Dr. Florian Kührer-Wielach spricht als Podcast-Gastgeber mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Donau-Karpaten-Raums – und im Interview mit Doris Roth über das Projekt „Donauwellen“.
Lieber Florian, Podcasts gibt es zuhauf – warum produziert das IKGS nun auch einen?
Podcasts werden immer beliebter, denn sie haben mehrere Vorteile: Eine Podcast-Show ist relativ einfach und günstig zu produzieren und ebenso einfach zu konsumieren. Man braucht nur seinen Rechner oder sein Handy und Kopfhörer. Podcast-Hören kann man auch beim Spazierengehen oder beim Zusammenräumen. In einer Welt voller Reizüberflutung tut es doch gut, einem Gespräch zu lauschen und dabei mitzudenken. Die Bilder entstehen dann im besten Falle im Kopf. Podcasts wollen und sollen das Radio nicht ersetzen, aber auf zeitgemäße Weise ergänzen: Diese Form der Kommunikation ist also gleichzeitig altbewährt und ziemlich modern.
Ich halte nun schon zum zweiten Mal eine Lehrveranstaltung am Institut für Deutsch als Fremdsprache, die sich dem Thema „Deutsche im und aus dem Osten“ widmet. Statt eine Hausarbeit zu schreiben, produzieren die Studentinnen und Studenten einen Podcast. Die Ergebnisse, die auf der Website des IKGS unter https://www.ikgs.de/deutsche-podcast2020 zu finden sind, können sich hören lassen. Man erreicht also auch die junge Generation. Ich denke aber, dass der Podcast ein Medium ist, das alle Altersgruppen ansprechen kann. Es gibt noch viel zu wenig Angebote für eine ältere Generation.

Wie findest du die Themen?
Die Themen finde ich im IKGS oder rund um das Institut. Das ist uns wichtig: Wir möchten uns auf „unsere“ Themen fokussieren – deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas in ihren verschiedenen Facetten. Es geht dabei um Menschen, Bücher und Themen, die mit unseren Aktivitäten in Verbindung stehen. Wir stellen eines unserer Projekte vor oder widmen uns einem aktuellen Anlass wie zum Beispiel dem Brukenthal-Jubiläum oder der Verleihung des Rolf-Bossert-Preises. Wichtig ist mir dabei, auch hinter die Kulissen zu blicken und nicht nur Dinge zu besprechen, die man ohnehin anderswo nachlesen kann.

Wie läuft die Produktion technisch ab?
Auch wenn die Aufzeichnung einer Podcast-Folge im Vergleich zu Videoproduktionen oder dem Herausgeben von Zeitschriften relativ einfach ist, mussten wir uns einiges an technischem Wissen aneignen. Das gilt insbesondere für die Aufzeichnungen über Distanz, da gibt es immer eine Überraschung mit der Internetverbindung, den Endgeräten oder der Software. Zum Glück haben wir im Haus ein begeistertes und kompetentes Team, das mich bei der Produktion unterstützt, von der Grafik über die Postproduktion bis hin zum Online-Stellen. Wir haben mit Ralf Grabuschnig sogar einen erfahrenen Podcaster als Kollegen. Seine eigene Show „Déjà-vu Geschichte“ auf https://ralfgrabuschnig.com/deja-vu-podcast/ kann ich sehr empfehlen.

Florian Kührer-Wielach. Foto: privat ...
Florian Kührer-Wielach. Foto: privat
Für wen ist der Podcast gedacht?
Der Podcast richtet sich einerseits an all jene Deutschen und Deutschsprachigen mit Wurzeln im südöstlichen Europa, die auf unterhaltsame Weise mehr über ihre Geschichte und Kultur erfahren wollen. Also auch konkret an die Leserschaft der Siebenbürgischen Zeitung. Und dann möchten wir andere Interessierte erreichen, auch unsere Kolleginnen und Kollegen, die vielleicht noch nicht allzu viel über unsere Themen gehört haben und möglicherweise in dem einen oder anderen Klischee verhaftet sind. Und wir generieren gleichzeitig bleibende Zeitdokumente.

Was erwartet die Hörer in den nächsten Folgen?
Aktuell ist eine Folge zu Samuel von Brukenthal erschienen, für die ich mit dem Kronstädter Historiker Thomas Șindilariu gesprochen habe. Er berichtet uns auch über seine Tätigkeit als Unterstaatsekretär für Minderheiten in Rumänien. Und dann geht auch bald ein Interview mit Birgit Fernengel online, die für uns eine digitale Ausstellung zu deutschsprachigen Kinder- und Jugendbüchern im sozialistischen Rumänien gemacht hat. Ich denke, die Ausstellung wird bei den Deutschen in und aus Rumänien sehr gut ankommen, da diese teils großartigen Bücher sehr stark mit der eigenen Kindheit verbunden sind. Birgit stammt ja selbst aus Siebenbürgen und bringt die nötige Empathie für ein solches Projekt mit. Das wird man auch in der betreffenden Podcast-Folge deutlich spüren.

Vielen Dank für das Gespräch!

„Donauwellen. Der Südostcast“ besteht aktuell aus sechs Folgen:

#1: Wie kam der Nachlass Zillich ins IKGS? Über Vertrauen, Forschungspotentiale und Publikationsethik zwischen Zeitgeschichte und Literaturwissenschaft
#2: „Brassó ist Scheiße, Kronstadt ist eine Welt“. Mehrsprachigkeit, Transkulturalität und Rauminszenierungen am Beispiel einer Stadt in Siebenbürgen
#3: Die Bukowina – ein Europa im Kleinen?
#4: Die Vermessung der Ghettos – Digitale Geschichtsvermittlung zwischen Krieg, Pandemie und Diktatur
#5: Rolf Bossert und sein Preis
#6: Brukenthal – Ein früher Europäer feiert Geburtstag

Der Podcast kann kostenfrei und ohne Anmeldung unter www.ikgs.de/podcast, auf dem Youtube-Kanal des IKGS, auf Spotify, Apple Podcasts und überall sonst, wo es Podcasts gibt, abgerufen werden. Monatlich erscheint eine neue Folge. Kontakt: podcast[ät]ikgs.de

Schlagwörter: Interview, Kultur, IKGS, Südosteuropa, München, Podcast, Kührer-Wielach

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