6. März 2022

Sie verwaltet Kasse und Mitglieder in der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen: Anna Martini im Gespräch

In diesem Interview mit Anna Martini, der Kassenwartin und Mitgliederverwalterin der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen, werden der mehrheitlich natürliche Mitgliederschwund sowie das Gebot und die Möglichkeiten zum Gegensteuern erörtert. Anna Martini, Mädchenname Schwarz, wurde am 24. Juli 1968 in Reps geboren und lebte bis 1989 in Deutsch-Kreuz. Das Gespräch führte Dietmar-Udo Zey.
Anna Martini. Bildquelle: Foto-Rahmen-Shop, ...
Anna Martini. Bildquelle: Foto-Rahmen-Shop, Göttingen
Anna, wir kennen uns nun seit 2012, als du dein Ehrenamt als Mitgliederverwalterin übernommen hast.
Ist das schon so lange her? In einer Vorstandssitzung der Landesgruppe wurde in Erwägung gezogen, dass neben dem damaligen Kassenwart eine weitere Person die Mitgliederverwaltung übernehmen sollte. Mein Mann hatte mich, nach Rücksprache, dafür vorgeschlagen. Es kam dann aber anders: Ich wurde, zunächst kommissarisch, zur Ausübung beider Ämter ernannt.

Und nun bist du bereits zum zweiten Mal wieder gewählte Amtsträgerin und wir sind alle froh, dass du das so gekonnt machst.
Ich mache das gerne und es macht mir auch Spaß. Die, die mich kennen, wissen, dass ich nicht gerne im Vordergrund bzw. Mittelpunkt stehe. Die Arbeiten, die im Hintergrund gemacht werden, sind aber genauso wichtig. Eine gute Zeitplanung, die Unterstützung durch die Familie; mit Interesse und Mut kann man viel erreichen, auch wenn man Vollzeit arbeitet. Und wenn ihr mit meiner Arbeit zufrieden seid, dann bin ich es auch.

Nur nicht so bescheiden! Deine Berichte über unsere Finanz- und Vermögenslage, über das Kommen und Gehen von Mitgliedern, die Abwicklung des Zahlungsverkehrs, die Erstellung der Steuererklärung usw. sind so professionell, dass uns die Zahlen noch nie in Verwirrung gebracht haben.
Wobei wir beim Thema wären. Wenn Zahlen sprechen, dann zeichnet sich ein reales Bild. Und auch das aktuelle Bild zeigt, dass wir gut wirtschaften, mit den finanziellen Mitteln sorgsam umgehen, aber auch, dass wir immer mehr Mitglieder verlieren und zu wenig Neue dazu kommen. Vor allem jüngere Mitglieder brauchen wir in unserem Verband. Hast du die Anzeige in der Folge 2 unserer Zeitung gesehen? „Ohne Mitglieder kein Verband …“? Es ist erschreckend!

Ja, ich hab’s gesehen. Es ist also nicht von ungefähr, dass wir uns fragen, wie wir gegensteuern können. Die Frage lautet auch nicht, ob wir gegensteuern, sondern was wir konkret tun müssen!
Ich würde mir wünschen, dass sich mehrere Siebenbürger, die noch keine Verbandsmitglieder sind, einbringen und den Verband, ich meine unsere Gemeinschaft, stärken und erhalten. Wichtig finde ich auch, wenn Kritik geübt oder Probleme angesprochen werden. So kommen wir ins Gespräch und finden eventuell Lösungen.
Seit 2003 gehöre ich dem Verband an. Wir gehören auch zur HOG Deutsch-Kreuz, deren Mitglieder auch Verbandsmitglieder sind. Mein Mann und unsere Kinder haben regelmäßig an Veranstaltungen der Kreisgruppe Göttingen teilgenommen. Bei Sommerfesten, Weihnachtsfeiern usw. haben unsere Kinder ihr musikalisches Können unter Beweis gestellt. Aber heute haben sie leider keinen Bezug mehr zum Verband. Das beruht darauf, dass im Umfeld von Göttingen keine gleichaltrigen Siebenbürger leben, mit denen sie in Kontakt treten, gleiche Interessen und Neigungen teilen könnten.

Verstehe. Wenn die Kinder die Erinnerung an Siebenbürgen, an das siebenbürgisch-sächsische Leben nicht oder nicht mehr haben, dann fehlt etwas – das Bindeglied. Wenn der Kontext der Gegenwart nicht mehr dem Abrufkontext entspricht, dann müssen neue Beweggründe da sein, um unseren Kindern den Weg in den Verband zu ebnen.
Das hört sich philosophisch an. Aber du hast ja recht! Was könnte es aber sein, was diese Bindung herstellt? Unsere Trachten zu tragen, Kronenfeste zu feiern, Hanklich zu backen – typisch Siebenbürgisch-Sächsisches eben – lockt die paar jungen Leute nicht mehr.

Vielleicht ein paar gemeinsame Besuche mit den Kindern in Siebenbürgen. Unsere Töchter waren sieben- bzw. vierjährig, als wir aus Siebenbürgen nach Deutschland ausgewandert sind. Mit der einen Tochter und ihrem Mann – er ist Hamburger – waren wir zwei Mal in Siebenbürgen. Das letzte Mal vergangenen Sommer. Der Sohn, also unser Enkel, war auch dabei. Seit einigen Jahren sind sie Mitglieder in unserem Verband. Nun sind sie in die USA gezogen, keiner weiß für wie lange Zeit, aber ihre Mitgliedschaft haben sie nicht aufgegeben.
Das ist ein Beispiel. Vielleicht sollten wir uns mehr Gedanken darüber machen, was wir, die Erlebnisgeneration, für die Jüngeren tun können, damit sie unsere unvergleichliche Kultur und Identität derart wertschätzen, dass sie gerne dazugehören möchten, dem Verband beitreten, um zu erleben, zu erhalten und weiter zu tragen. Das geht dort natürlich leichter, wo in einem begrenzten Raum – ich denke vor allem an Wolfsburg und Salzgitter, bei uns im Norden – viele Siebenbürger leben.

Ja, die haben es leichter, weil dort auch viele Veranstaltungen stattfinden, die mobilisierend wirken. Es ist schon mal gut, dass unsere Situation thematisiert wird und sich in unser Bewusstsein drängt. Wir werden nicht lockerlassen und nach Lösungen suchen müssen.

Wie du schon sagtest: In Gesprächen mit unseren Landsleuten dieses Thema erörtern und Ideen sammeln. Vielen Dank für dieses Gespräch!

Schlagwörter: Interview, Reihe, Landesgruppe, Niedersachsen/Bremen, Mitgliedschaft, Verbandsleben, Verbandspolitik

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