13. Juli 2022

Rainer Lehni wird 50: "Sich auf Neues einlassen, um als Gemeinschaft zukunftsfähig zu bleiben"

Rainer Lehni ist erfüllt von den siebenbürgisch-sächsischen Werten seit seiner Geburt am 13. Juli 1972 in Zeiden. Seit 1993 ist er vielseitig landsmannschaftlich aktiv, zunächst in Tanzgruppen in Stuttgart, dann als Pressereferent und Bundesjugendleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD). Seit 2010 wirkt er als Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen und seit 2012 als Nachbarvater der Zeidner Nachbarschaft. 16 Jahre lang war er stellvertretender Bundesvorsitzender, bevor er am 2. November 2019 zum Bundesvorsitzenden des Verbandes gewählt wurde. Seit dem 27. April 2021 ist er auch Präsident der Föderation der Siebenbürger Sachsen. Mit 50 Jahren steht er mitten in der Gemeinschaft, lässt sich aber auch immer wieder auf Neues ein, denn nur so könne diese zukunftsfähig bleiben. Rainer Lehni gibt im folgenden Interview mit Siegbert Bruss Auskunft über seine Eindrücke vom Heimattag in Dinkelsbühl, seine Ideen, wie man junge Leute für den Verband gewinnt, die aktuellen Prioritäten des Verbands und seine Zukunftsvision.
Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes ...
Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V.
Die Eindrücke von Pfingsten 2022 sind noch frisch. Wie hast du deinen ersten Heimattag als Bundesvorsitzender erlebt? War es ganz anders als 1991?

Dass ich drei Jahre fast auf einen „normalen“ Heimattag warten musste, hätte ich mir bei meiner Wahl zum Bundesvorsitzenden im Herbst 2019 sicher nicht träumen lassen. Die zwei Digitalen Heimattage waren zwar ein kleiner Ersatz, sie waren notwendig und sehr erfolgreich, sind aber mit einem Präsenz-Heimattag nicht zu vergleichen. Ich bin mit dem Heimattag voll und ganz zufrieden. Wir haben alle zusammen ein tolles Mega-Programm auf die Beine gestellt, das – wie die vielen Reaktionen der Gäste zeigen – sehr gut angenommen wurde. Zwei Sachen haben mich am Pfingstsonntag sehr beeindruckt. Einmal war es die Menge an Trachtenträgerinnen und Trachtenträgern, egal ob Jung oder Alt, die dem starken Regen trotzten und mit mehr oder weniger effektivem Regenschutz diesen Teil unserer Kultur zeigen wollten. Und das zweite war ein Erlebnis am Sonntagnachmittag, beim nächsten Regenschauer, als man am Weinmarkt vor der Schranne nur ein geschlossenes Meer von Regenschirmen sehen konnte, unter dem sich die Heimattagbesucher einfach unterhielten und austauschten. Nach zwei Jahren Pandemie hielt das Nass von oben keinen davon ab, einfach in Dinkelsbühl dabei zu sein.
Seit 1991, meiner ersten Teilnahme am Heimattag, bin ich immer dabei gewesen, zuerst als normaler Besucher und dann ab 1994 auch als Aktiver, damals als Tänzer der Tanzgruppe Stuttgart. Das Erfolgsrezept des Heimattags ist das Gleiche geblieben wie vor 30 Jahren: Eine bunte Mischung an Veranstaltungen zieht unsere Landsleute von überall her an, für jede und jeden ist etwas dabei. Sicher hat sich in dieser Zeit einiges geändert, vor allem sind viele Sachen auf professionellere Beine gestellt worden. Das hat dem Heimattag gut getan, was auch die konstanten Besucherzahlen der vergangenen Heimattage gezeigt haben.

„Das Rad muss nicht von jeder Generation neu erfunden werden“, hast du in einem Interview vor drei Jahren gesagt. Was kann die heutige Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) aus der Jugendarbeit der neunziger Jahre und der Zeit von 2001 bis 2010, als du Pressereferent bzw. Bundesjugendleiter der SJD warst, lernen?

Seit Gründung der SJD im Jahr 1986 sind bereits mehrere Generationen an Jugendlichen in unserer Jugendgliederung aktiv gewesen. Nicht alle, aber viele der damaligen Jugendlichen sind heute weiterhin im Verband aktiv. Allein im aktuellen Bundesvorstand haben wir drei ehemalige Bundesjugendleiter und zwei ehemalige stellvertretende Bundesjugendleiter. Kontinuität ist dadurch im Verband auf jeden Fall vorhanden, da sie wichtig ist.
Zu meiner Zeit in der Jugendarbeit war die große Mehrheit der aktiven Jugendlichen noch in Siebenbürgen aufgewachsen und hatte ein entsprechendes Hintergrundwissen. Die heutigen Jugendlichen sind ausnahmslos in Deutschland geboren und aufgewachsen. Wenn sie – was leider viel zu selten passiert – siebenbürgisches Hintergrundwissen in der Familie mitbekommen, haben sie es auch im Verband einfacher.
Was bei der Jugend immer gut ankommt, ist eine gesunde Mischung aus Kultur- und Freizeitveranstaltungen. Mit Kultur alleine lockt man, heute wie früher, keine Jugendlichen in einen Verband wie den unseren. Wir müssen immer etwas Besonderes anbieten, damit junge Leute den Weg zu uns in den Verband finden.
Das Rad muss nicht jede Generation neu erfinden, aber vielleicht muss jede Generation diese Erfahrungen durchleben. Ich möchte die aktive Jugendlichen der Bundesjugendleitung ermuntern: Geht hin und sammelt Erfahrungen an der Basis, engagiert euch im Vorstand einer Tanzgruppe, Kreisgruppe oder in der Landesjugendleitung – und das wird eure Arbeit in der Bundesjugendleitung bereichern. Wer sich in einer Kreisgruppe engagiert, wo Jung und Alt zusammenarbeiten, gewinnt viel Verständnis und Empathie für die jeweils andere Generation.

Die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen wird ihr 70-jähriges Bestehen am 3. September in Schwerte feiern. Welche Bilanz kann diese Landesgruppe, deren Vorsitzender du seit 2010 bist, ziehen?

Die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen feiert ihr 70-jähriges Jubiläum pandemiebedingt ein Jahr später als ursprünglich geplant. Ich freue mich auf eine schöne Feier mit mehreren Tanzgruppen, Chören und Blaskapellen und einer Tanzveranstaltung mit „Schlager-Taxi“. Nach sechs Jahren feiern wir nun wieder gemeinsam ein großes Fest in Schwerte.
Ich leite die drittgrößte Landesgruppe unseres Verbandes zurzeit in der dritten Amtszeit, im Frühjahr 2023 stehen die nächsten Wahlen an. In diesen zwölf Jahren habe ich den Fokus auf unterschiedliche Veranstaltungen gelegt, die dezentral in NRW stattfinden, um möglichst viele Landsleute in den einzelnen Landesteilen zu erreichen. Unser „zentraler Treffpunkt“ ist zwar das Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf, mir ist es aber wichtig, dass wir eine Lesung oder einen Vortrag auch in den Kreisgruppen durchführen. In diesem Jahr hatten wir zum Beispiel Liederabende mit dem Ensemble „De Lidertrun“ in Düsseldorf und Wiehl, fürs Frühjahr 2023 ist eine Lesereise mit der Schriftstellerin Dagmar Dusil geplant. Die Landesgruppe arbeitet gut mit dem Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf zusammen, 2019 und 2020 wurden drei Ausstellungen durchgeführt, zudem finden regelmäßig Vorträge als Kooperationsveranstaltungen statt.
Der Kontakt unseres Verbandes – sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene – zur Landespolitik in Nordrhein-Westfalen ist dank der seit 65 Jahren bestehenden Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen über unseren Verband schon immer ein besonderer. Mit den Verantwortlichen der Landesregierung in Düsseldorf arbeiten wir vor allem seit 2017 sehr gut und intensiv zusammen. Wir hoffen, dass das auch mit der kürzlich vereidigten Landesregierung so weitergehen wird, und würden uns freuen, Ministerpräsident Hendrik Wüst als Gast des Heimattages in Dinkelsbühl begrüßen zu können. Durch meine Beteiligung im Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen sind wir im Land sehr gut vernetzt und werden vielerorts als Siebenbürger Sachsen gut wahrgenommen.
Die meisten der 15 Kreisgruppen in Nordrhein-Westfalen sind aktuell gut aufgestellt, doch könnte es bei den nächsten Wahlen generationsbedingt Probleme bei der Besetzung verschiedener Funktionen geben. Hier empfehle ich den Kreisgruppen, rechtzeitig neue Leute und Nachfolger für den Vorstand zu gewinnen.

Seit 2012 leitest du die Zeidner Nachbarschaft, eine der ältesten und größten Heimatortsgemeinschaften in Deutschland. Welche Herausforderungen ergeben sich in diesem Ehrenamt?

Die Zeidner Nachbarschaft wird 2023 ihr 70-jähriges Jubiläum begehen, wir wollen es ein ganzes Wochenende auf Schloss Horneck feiern. Aktuell zählen rund 880 Familien zu meiner Heimatortsgemeinschaft. Im Juni dieses Jahres haben wir unser 24. Nachbarschaftstreffen erfolgreich in Dinkelsbühl durchgeführt. Mit rund 350 Besucherinnen und Besuchern sind wir für heutige Verhältnisse sehr zufrieden.
Wichtig ist uns in der Zeidner Nachbarschaft die Unterstützung der Heimatgemeinde Zeiden. Mit der dortigen Kirchengemeinde pflegen wir seit vielen Jahren einen engen Austausch, wir unterstützen verschiedene Projekte wie die aktuelle Renovierung der Kirchenburg und hoffen, dass auch die Pfarrstelle baldmöglichst wieder besetzt wird. In Deutschland hat die Zeidner Nachbarschaft die Geschichte unseres Heimatortes durch viele Publikationen festgehalten und tut es weiterhin, auch wenn die Mitarbeit bei solchen Projekten durch den Abgang der Erlebnisgeneration schwieriger geworden ist. Was mir in der Zeidner Nachbarschaft Sorgen bereitet, ist die fehlende junge Generation. Es ist auch in vielen anderen Heimatortsgemeinschaften ähnlich, dass viele der Aktiven noch zur Erlebnisgeneration gehören. Die Erfahrung hat gezeigt, dass junge Siebenbürger Sachsen sich eher im Verband engagieren, weil dieser näher am Wohnort ist als eine bundesweit agierende Heimatortsgemeinschaft. Was mich aber zuversichtlich stimmt, ist die mittlere Generation, die gerade auch beim diesjährigen Zeidner Treffen verstärkt vertreten war.

Die Siebenbürger Sachsen sind weltweit gut vernetzt. Eine herausragende Rolle spielt dabei die Föderation der Siebenbürger Sachsen, deren Präsident du seit April 2021 bist. Was kann die Föderation tun, um die Gemeinschaft in den jeweiligen Mitgliedsländern zu stärken?

Wir sind zwar eine weltweit verstreute Gemeinschaft, haben aber durch die Föderation der Siebenbürger Sachsen ein Bindeglied geschaffen, das uns über Kontinente hinweg zusammenhält, auch wenn die Entwicklung in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich ist. Mir fallen da immer wieder die US-amerikanischen Siebenbürger Sachsen auf, wenn sie sagen „I‘m proud to be a Transylvanian Saxon“, auch wenn sie kein Deutsch oder Sächsisch sprechen und verstehen. Immerhin wird die Alliance of Transylvanian Saxons in den USA in diesem Jahr 120 Jahre alt. In Kanada gibt es noch viele Landsleute, auch im jüngeren Bereich, die Deutsch oder Sächsisch sprechen. Österreich wiederum hat eine ganz andere Entwicklung, da hier die meisten Siebenbürger Sachsen durch die Flucht aus Nordsiebenbürgen 1944 ansässig geworden sind. Oder die Lage in Siebenbürgen selbst, wo heute viele rumänische Absolventinnen und Absolventen der deutschen Schulen die Grundlage der Tanzgruppen bilden. Die Ausgangsbasis ist zwar überall anders und an die örtlichen Gegebenheiten angepasst, durch die Föderation verlieren wir uns aber nicht aus dem Blickfeld. Kulturaustausch und Föderationsjugendlager bleiben weiterhin die wichtigsten Veranstaltungen, die wir schon bis ins Jahr 2041 im Turnus geplant haben. Nach der pandemiebedingten Unterbrechung wird der Kulturaustausch 2023 wieder aufgenommen, 2024 folgt dann das Föderationsjugendlager.
Etwas ganz Besonderes ist vom 23. Juli bis 15. August dieses Jahres der erstmalig durchgeführte „Siebenbürgische Kultursommer“. Federführend ist das Siebenbürgenforum, es wirken ferner mit die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien, der HOG-Verband und die beiden Verbände in Österreich und Deutschland. Über 130 Einzelveranstaltungen warten in ganz Siebenbürgen auf zahlreiche Besucherinnen und Besucher und ich lade Sie ein, die (alte) Heimat Siebenbürgen und die vielen Veranstaltungen des Kultursommers zu besuchen. Vor allem für unsere Jugendlichen ist es eine gute Gelegenheit, Siebenbürgen kennenzulernen.

Welches sind die aktuellen Prioritäten des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland?

Anders als bei meiner Wahl 2019 geplant, hat uns situationsbedingt das Thema Digitalisierung beschäftigt. In den beiden Pandemiejahren haben wir einen regelrechten Digitalisierungsschub erfahren, den wir ohne Corona sicher nicht erlebt hätten. Wenn man der Pandemie etwas Positives abgewinnen möchte, dann ist es die Entwicklung in diesem Bereich. Auch wenn wir seit einigen Monaten zu den Präsenzveranstaltungen zurückgekehrt sind, wird die Digitalisierung im Verband bleiben, auch in Zukunft.
Seit mehr als zwei Jahren beschäftigen wir uns auf Bundesebene mit dem Thema Mitgliederwerbung, ein Bereich, der dauerhaft aktuell bleiben wird. Die im März 2020 gegründete Arbeitsgruppe hat verschiedene Aktionen durchgeführt und angestoßen. Ich werde nicht müde, zu wiederholen: Ohne Mitglieder kein Verband, ohne Verband keine Veranstaltungen. Das muss jedem Siebenbürger Sachsen bzw. Nichtmitglied klar sein, der eine Veranstaltung unseres Verbandes besucht.
Die Corona-Zeit hat uns selbstverständlich auch stark betroffen. Seit diesem Frühjahr haben wir unsere Aktivitäten wieder aufgenommen, doch sind wir noch weit davon entfernt, das Vor-Corona-Niveau zu erreichen. Man merkt es im Verband bei den Kulturgruppen, die doch einen beträchtlichen Aderlass an Aktiven verzeichnen, vor allem bei den älteren Landsleuten. Nicht jeder ist schon wieder bereit, in einer größeren Menschenmenge dabei zu sein. Die weitere Entwicklung werden wir sicher auch im kommenden Herbst erleben.
Wichtig ist uns im Verband auch die Stabilisierung der Einrichtungen auf Schloss Horneck. Der Verein Siebenbürgischen Kulturzentrum Schloss Horneck als Eigentümer leistet bei der Instandhaltung des Schlosses eine großartige Arbeit. Das vom Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat betriebene Siebenbürgen-Institut mit angeschlossener Bibliothek und Archiv sowie das Siebenbürgische Museum betreiben die wissenschaftliche Aufarbeitung unserer Gemeinschaft in hervorragendem Maße. Hand in Hand werden wir es gemeinsam schaffen, unsere Kultureinrichtungen in Gundelsheim zukunftsfähig zu machen.

Dein Leben ist in hohem Maße der Gemeinschaft gewidmet. Du bist, ebenso wie deine Frau Heike, sehr oft im ehrenamtlichen Einsatz, organisierst, repräsentierst, nimmst viele Termine wahr. Wie gelingt es dir, einen Ausgleich zwischen Familie, Beruf und Ehrenamt zu schaffen?

Ich werde öfters gefragt, ob ich auch noch einen Beruf ausübe. Ja, ich tue das natürlich und das auch in Vollzeit als Bundesbeamter. Man bekommt meistens alles unter einen Hut, auch wenn es manchmal schwierig wird. Ich sage immer, man muss seine Zeit optimal einteilen können. Meistens klappt das auch. Die Veranstaltungen im Verband finden meistens am Wochenende statt, deren Zahl aber bekanntlich begrenzt ist, so dass ich nicht jeder Einladung Folge leisten kann. Zu besonderen Anlässen versuche ich aber dabei zu sein, werde aber auch von den vier Stellvertretenden Bundesvorsitzenden sehr gut unterstützt.
Das Privatleben kommt dann doch manchmal zu kurz. Meine Frau ist im Landesvorstand, Heimattagausschuss, anderen Verbandsbereichen und als Vorsitzende der HOG Tobsdorf engagiert. Wir unterstützen uns natürlich gegenseitig, und sie ist mir eine gute Ratgeberin. Wenn ich dann von Beruf und Ehrenamt abschalten will, dann schwing ich mich auf mein „Bizikel“ und genieße das gut ausgebaute Fahrradnetz am Rhein rund um Köln.

Welches ist deine Zukunftsvision? Wie stellst du dir die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft in 20-30 Jahren vor?

Unsere Landsleute in Übersee haben es uns seit Jahrzehnten vorgemacht, dass die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft auch außerhalb unserer angestammten Heimat bestehen kann. Mit der Fortführung des siebenbürgisch-sächsischen Dialektes sieht es hingegen nicht so gut aus, weil er nur in wenigen Familien weitergegeben wird. Deshalb möchte ich uns allen bewusst machen, wie wertvoll unsere Sprache, Kultur und unser Brauchtum sind: Pflegen und erhalten wir diese Werte!
Dank der heute vielen engagierten Aktiven im Verband mache ich mir für die nächsten 20 bis 30 Jahre keine Sorgen, sofern wir es schaffen, einen gewissen Mitgliederstand im Verband zu halten. Es wird sicher Veränderungen in unserer Gemeinschaft geben. Die heutige Erlebnisgeneration wird nach und nach durch die sogenannte Bekenntnisgeneration abgelöst. In einigen Kreisgruppen ist dies schon der Fall und diese Entwicklung wird sich dort verstärken, wo es heute aktive junge Landsleute gibt. Veränderungen wird es sicher auch in der Aufteilung der Kreisgruppen geben. Damit meine ich nicht nur Auflösungen oder Zusammenlegungen, sondern auch Neugründungen, dort wo Bedarf besteht.
Der Spruch „Mer wälle bleiwe, wat mer sen“ wird für unsere Gemeinschaft auch künftig Gültigkeit haben, wie ich das vor drei Jahren in einem SbZ-Interview sagte. So wie unsere Vorfahren werden auch wir uns immer wieder auf neue Gegebenheiten und Änderungen einlassen müssen. Nur dann können wir die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft zukunftsfähig machen. Dazu gehört natürlich auch die Kontaktpflege nach Siebenbürgen. Besuche und Reisen dorthin muss es immer wieder geben, nicht nur vom Verband aus, sondern auch durch die Familie. Die Siebenbürger Sachsen leben heute zwar weltweit verstreut, unsere Heimat Siebenbürgen aber wird unser gemeinsamer Mittelpunkt bleiben.

Herzlichen Dank für das Interview. Ich wünsche dir, auch im Namen der Redaktion und Bundesgeschäftsstelle, alles Gute zum 50. Geburtstag, viel Schaffensfreude, Glück und vor allem Gesundheit in deinem hervorragenden Einsatz für unsere Gemeinschaft!

Biographische Daten

Rainer Lehni wurde am 13. Juli 1972 in Zeiden geboren und ist seit 1993 vielseitig landsmannschaftlich aktiv, er war Mitglied der Volkstanzgruppe Stuttgart (bis 1997), Gründer und Leiter der Jugendtanzgruppe Stuttgart (1998-2006), Pressereferent in der Landesjugendleitung der Landesgruppe Baden-Württemberg der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (1995-1998). In der Bundesjugendleitung der SJD war er Pressereferent (1998-2001) und Bundesjugendleiter (2001-2010). Von 2003 bis 2019 wirkte er als Stellvertretender Bundesvorsitzender. Seit 2010 ist er Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen des Verbandes und seit 2012 Nachbarvater der Zeidner Nachbarschaft. Beim Verbandstag in Bad Kissingen wurde er am 2. November 2019 zum Bundesvorsitzenden des Verbandes gewählt, seit dem 27. April 2021 ist Präsident der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen. Verheiratet ist er seit 2006 mit Heike Mai-Lehni, die ihrerseits vielseitig ehrenamtlich für die Siebenbürger Sachsen engagiert ist. Er arbeitet als Bundesbeamter beim Bundesverwaltungsamt in Köln.

Schlagwörter: Verband, Verbandspolitik, Bundesvorstand, Heimattag, Rainer Lehni, Zeiden, Nordrhein-Westfalen

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