24. Oktober 2019

Sommerakademie auf Schloss Bethlen

Unter der Leitfrage „Siebenbürgisches Kulturerbe – Schnee von gestern oder Brücke in die Zukunft?“ trafen sich vom 20. bis 26. September 20 Teilnehmer zur diesjährigen Siebenbürgischen Sommerakademie. Angefangen mit dem Sachsentreffen in Bistritz, das man im Rahmen der Akademiewoche besuchte, beschäftigte man sich anschließend in Kallesdorf (Arcalia) mit Themen rund um Siebenbürgen.
Nach der Ankunft am Freitagabend im einzigartigen Schloss Bethlen in Kallesdorf, der diesjährigen Tagungsstätte der Sommerakademie, gab es nach dem Abendessen sofort einen Einführungsvortrag. Dr. Harald Roth sprach über Welterbe und Kulturerbe, wovon es in Siebenbürgen reichlich gibt. Ausklingen ließ man den Abend in Bistritz beim Tanzgruppentreffen der siebenbürgisch-sächsischen Volkstanzgruppen und bei der Tanzveranstaltung der Band „Trio Saxones“.
Gruppenfoto der Teilnehmenden vor dem Schloss ...
Gruppenfoto der Teilnehmenden vor dem Schloss Bethlen.
Der ganze Samstag war dem Sachsentreffen gewidmet. Jeder konnte die für ihn interessantesten Programmpunkte besuchen. Nach dem Gottesdienst am Morgen und dem anschließenden Umzug konnte man sich die Tänze der siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppen anschauen, sich durch das kulinarische Angebot der Marktstände probieren, den Festvortrag hören, der Verleihung der Honterusmedaille beiwohnen und vieles mehr.

Das Programm am Sonntag startete pünktlich im Hauptgebäude des Schlosses. Veres Emese stellte das Projekt „Terra Barcensis“ vor, ein Programm zum Erhalt des kulturellen Erbes der Burzenländer Csángós, die in den Dörfern rund um Kronstadt anzutreffen sind. Über kirchliches Weltkulturerbe sprach Hans-Georg Junesch und forderte die Teilnehmenden auch auf, selbst aktiv zu werden. In kleineren Gruppen sollten Projektideen entwickelt werden, die man in und mit einer siebenbürgischen Kirchenburg realisieren könnte. Diese Denkanstöße werden sowohl der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien als auch der Stiftung Kirchenburgen vorgelegt. Im Anschluss referierte Thomas Șindilariu über die Siebenbürger-Sachsen im Kontext der Entstehung Großrumäniens 1918-1919. Gemeinsam ließ man den Abend bei Gesprächen und traditionellen kulinarischen Köstlichkeiten ausklingen.
Die Teilnehmenden hören sich gespannt ...
Die Teilnehmenden hören sich gespannt Ausführungen über den Baustil der evangelischen Kirche in Mönchsdorf an.
Der kreativen Ader freien Lauf lassen konnten die Teilnehmer am Montag bei dem praktischen Workshop von Zsólt Mathe. Magneten, Holzkästchen und Brettchen durften bemalt werden unter Verwendung von verschiedenen siebenbürgischen Motiven der Möbelmalerei. Am Nachmittag gab es die Gelegenhei, den über 15 Hektar großen Schlosspark bei praktischen Gartenarbeiten näher kennenzulernen. Der zweigeteilte Workshop von Aurelia Brecht und Winfried Ziegler verteilte sich über Montag und Dienstag. Die beiden brachten den Teilnehmenden die Arbeit des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) näher, indem sie den Teil des Strategiepapiers „Forum 2030“, der sich mit dem kulturellen Erbe beschäftigt, vorstellten. Auch hier waren alle wieder aufgefordert, eigene Ideen einzubringen. Diese mehr oder weniger konkreten Vorschläge wollten die beiden mitnehmen, um zu sehen, was sich umsetzen lässt. Den Montagabend beschloss Thomas Șindilariu mit einem Vortrag zum Ursprung der Farben Blau und Rot, mit denen sich die Siebenbürger Sachsen definieren.
Vortrag von Dr. Ulrich Wien im großen Saal des ...
Vortrag von Dr. Ulrich Wien im großen Saal des Schlosses
Am Dienstag folgte ein Vortrags-Marathon. Über die Darstellung der deutschen Minderheiten in den Schulbüchern nach dem Zweiten Weltkrieg in Rumänien sprach Dr. Gerald Volkmer. Mit der wichtigen Aussage, dass Bücher nur eine Möglichkeit seien, Geschichte zu erzählen, forderte er vor allem die jüngeren Teilnehmenden, die noch zur Schule gehen, auf, sich nicht blind darauf zu verlassen, was sie lesen, sondern immer mehr als nur eine Quelle zu Rate zu ziehen. Geschichtlich ging es weiter mit Dr. Tobias Weger, der über Denkmäler in Siebenbürgen referierte. Anhand von drei Beispielen sprach er darüber, welche Bedeutung sie in welcher Zeit für die Bevölkerung hatten und wie sich dies durch die jeweils Regierenden veränderte. Der Dozent am Nachmittag, Dr. Remus Anghel, gehörte quasi zu den Gastgebern. Er ist Angestellter der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg, in deren Besitz sich das Schloss Bethlen heute befindet. Er präsentierte seine Forschung über die Kraft der Struktur und wie und von wem das deutsche Kulturerbe heute mit Leben gefüllt wird. Den abschließenden Vortrag hielt Dr. Ulrich Wien über die Samaritergeistpredigt von Bischof Viktor Glondys. Hierbei wurde der Zusammenhang zwischen politischem Geschehen und geistiger Aufklärungsarbeit sehr deutlich.

Die Akademiewoche wurde mit dem Ausflugstag am Mittwoch abgerundet. In Kleinbussen fuhr man zu verschiedensten Sehenswürdigkeiten und Kirchen. So erfuhr man bei einer Familiengruft der Bethlens mehr über deren Familiengeschichte, in Mönchsdorf (Herina) sah man an der evangelischen Kirche sehr deutlich die unterschiedlichen Epochen an, in denen sie gebaut wurde, und in Botsch, eine der wenigen Dorfgemeinden in Nordsiebenbürgen, in denen noch regelmäßig evangelische Gottesdienste stattfinden, wurde die Kirche und das Gemeindehaus zur Besichtigung aufgeschlossen. Nach einer ereignisreichen Woche, vielen interessanten Gesprächen und neuem Input machen sich alle Teilnehmenden am Donnerstag auf den Heimweg. Die Kontaktdaten wurden ausgetauscht und viele freuen sich schon jetzt auf ein Wiedersehen bei der nächsten Sommerakademie. Großer Dank geht an den Deutschen Jugendverein Siebenbürgen (DJVS) für die Organisation, sowie an den Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL). Natürlich auch an die Förderer, ohne die das Programm nicht in der Form hätte stattfinden können. Der Minderheitenrat der rumänischen Regierung (DRI), Das Sächsische Staatsministerium des Inneren, das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS), das Institut für Auslandsbeziehungen (IfA).

Nathalie Bertleff

Schlagwörter: Sommerakademie, Siebenbürgen, Studenten, Geschichte

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