31. Oktober 2021

Såchsesch Songwriter: SJD-Bundesjugendleitung experimentiert mit sächsischem Liedgut

Am Rande des Singens und Experimentierens ging es auch um Perspektiven der Zusammenarbeit von Jugendlichen der Bekenntnisgeneration (mit sächsischen Wurzeln und in Deutschland geboren) mit Mundartautoren. Was am Ende des Tages herauskam, waren erfreuliche Wünsche an die Erlebnisgeneration in verschiedenen Gremien und in Familien, vielversprechende eigene Projekte für die Zukunft und gesanglich: Gänsehautfeeling!
Die frischgebackenen Songwriter umrahmen Ingrid ...
Die frischgebackenen Songwriter umrahmen Ingrid Hausl und Doris Hutter. Foto: Sebastian Hausl
Das Seminar wurde am 16. Oktober im Haus der Heimat Nürnberg von der ehrenamtlichen Kulturreferentin des Landesverbandes Bayern des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Doris Hutter, in Kooperation mit der ebenfalls ehrenamtlich aktiven Bundesjugendleitung der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) geplant und durchgeführt, gefördert dankenswerterweise vom Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e.V.

Im Hinblick auf das Mundartautorenseminar mit öffentlicher Lesung am 5. Dezember in Schweinfurt stellte Hutter Fragen zum Umgang der Teilnehmenden mit Mundart allgemein, mit Theateraufführungen in Sächsisch, zur Rolle unseres vielfältigen Dialektes in ihrem Leben und in ihren Gremien. Leider wurden und werden Kinder zu oft ausgelacht, wenn sie versuchen, sächsisch zu sprechen. Wie schade! Verbinden doch viele Jugendliche mit unserem Dialekt die erlebte Gemeinschaft in der Verwandtschaft, den Duft vertrauter Speisen, den Klang alter Lieder und damit ein Stück Heimat der Eltern, Großeltern. Also entstand die Idee, seitens der SJD ein Bilderbuch mit kurzen sächsischen Texten für Kinder und deren hier geborene Eltern zu erstellen.

Viele wünschen sich auch in den Kreisgruppen eine Atmosphäre, in der es nicht peinlich ist, sächsisch zu sprechen. Die Teilnehmenden regten an, dass in den Kreisgruppen themenbezogene Treffen von Jugendlichen für Jugendliche initiiert werden, bei denen z.B. eine Oma eingeladen wird, die zum Thema Hanklich oder Trachten sächsisch spricht bzw. ein Opa Gartenarbeit oder das Weinmachen auf Sächsisch erklärt.

Sächsische Theaterstücke sind auch bei Jugendlichen beliebt, wenn siebenbürgische Lebensart mit Humor und Schalk authentisch dargestellt wird. Von Mundartautoren wünschen sich die Jugendlichen kurze Sketche für den Einstieg in die Mundart. Gelegenheiten, diese einzustudieren, gibt es dann bei ihren geselligen Treffen.

Altes Liedgut neu in Form, Stil oder Text?

Viele Jugendliche identifizieren sich z.B. nicht so sehr mit Dirndl und Lederhose, sondern eher mit der sächsischen Tracht. Siebenbürgen ist für sie die geistige Heimat. Umso mehr gehören unsere alten Lieder zu dem „Gefühl“, das sie mit der alten Heimat der Eltern, Großeltern verbinden. Kann man unser altes Liedgut in die Welt der Bekenntnisgeneration übertragen?

Dieser Aufgabe stellten sich die in Agnetheln geborene Sächsin und Musikvermittlerin Ingrid Hausl zusammen mit dem Schlagzeuger und Orchestermusiker Sebastian Hausl aus Augsburg im Workshop „Såchsesch Songwriter – Experimente mit unserem alten Liedgut“. Ihr Angebot war, siebenbürgisch-sächsische Volkslieder abzuwandeln, also Liedtext, Liedform und Musikstil zu variieren. Dabei durften die Jugendlichen kreativ mitwirken, indem sie eigene Texte und eigene Rhythmusbegleitungen erfinden.

Es wurde viel gesungen und mit Instrumenten und Körperpercussion musiziert. Z.B. verwandelten sie das bekannte Lied „Åf deser Iërd“ in ein mehrteiliges Arrangement, in dem gesummt, gegroovt und im Chor gesungen wurde. Eine Kostprobe dieser „Weltpremiere“ finden Sie mit dem untenstehenden QR-Code oder unter https://youtu.be/RO_lKmcLhso.

Doris Hutter

Meinungen der frischgebackenen „Såchsesch Songwriter“ zum Seminar

Mundartseminar – beim Lesen dieses Begriffes dachte ich anfänglich an ein trockenes Vokabellernen. Umso viel mehr Spaß hat der Tag im Nachhinein gemacht. Mit viel Freude und Engagement haben Ingrid und Sebastian uns die Volkslieder auf fast schon spielerische Art und Weise nähergebracht und uns damit ein optimales Instrument an die Hand gegeben, diese Begeisterung für sächsische Lieder zu verbreiten und zu teilen.

Jennifer Jakobi

Mir hat die Neuinterpretation der Lieder gut gefallen. Mit Body-Percussion, diversen Instrumenten und Rhythmen, die für diese Lieder nicht üblich sind, konnten wir eine beeindruckende Atmosphäre schaffen. Sächsische Lieder sind, meiner Meinung nach, der beste Einstieg in die Mundart.

Fabian Kloos

Es hat Spaß gemacht, die älteren Lieder mit Body-Percussion lebendiger zu machen. Allen gingen am Ende des Tages die Zeilen in Mundart leichter von den Lippen. Auch die Abendgestaltung, Kegeln im Haus der Heimat und Pyjama-Party habe ich sehr genossen.

Nadine Konnerth

Ich fand es sehr schön, sehr traditionsnah. Vor allem sächsische Lieder kennenzulernen und miteinander zu singen. Allerdings hatte ich mir etwas anderes darunter vorgestellt, und zwar dass wir mehr wirklich nur sprechen.

Jessica Pelger

Ich finde es sehr wichtig, gerade in unserer Generation unsere besondere Sprache zu erhalten und auch weiterzugeben. Um auch den Unsicheren einen guten Einstieg zu geben, bieten die alten Volkslieder eine wunderbare Möglichkeit.

Patrick Brusch

Alte sächsische Lieder ganz neu interpretiert, war hin und wieder eine „schöne“ Herausforderung. Wir sind uns einig, unseren Dialekt erhalten zu wollen, auch wenn wir uns über die Veränderungen im Laufe der Zeit bewusst sind.

Frederike Stamm

Ich hatte eine andere Vorstellung dessen, was mich in dem Seminar erwartet. Finde aber die Umsetzung des Seminars durch Ingrid und Sebastian sehr spannend und lehrreich. Mit ihrer sehr angenehmen Art haben sie uns beigebracht, wie wir unsere Mundart-Volkslieder - anstatt stumpf Texte auswendig zu lernen – auf spielerische Art und Weise an die nächste Generation weitergeben können. Gerne wieder!

René Buortmes

Ich war begeistert, wie viele Möglichkeiten es gibt, ein Lied zu modernisieren oder einfach nur interessanter klingen zu lassen. Zudem war ich selber überrascht, wie viel Spaß man mit diesem musikalischen Sprachlernen haben kann. Im Allgemeinen bin ich einfach froh über die Erfahrungen des vergangenen Wochenendes.

Julia Wagner

Es hat sehr viel Spaß gemacht, sächsische Lieder zu singen. Es ist auch sehr interessant, wie man aus einem Volkslied drei unterschiedliche Versionen singen und spielen kann.

Christine Penkert

Ich fand, es war mal was anderes, Lieder auf sächsisch zu singen und diese auch mit eigenen musikalischen Elementen zu verzieren. Diese neue Erfahrung hat viel Spaß bereitet.

Markus Jakobi

Durch das Mundart-Seminar wurde uns spielend auf musikalische Art und Weise der siebenbürgisch-sächsische Dialekt nahegebracht. In einer offenen Runde konnten die ersten Sätze gesprochen und verinnerlicht werden. Für die Zukunft erhoffe ich mir, dass wir das Gelernte in künftigen Treffen anwenden und erweitern können, bis wir letztendlich selbst das Sächsische beherrschen.

Rainer Kloos

Schlagwörter: SJD, Bundesjugendleitung, Seminar, Mundart, Singen, Traditionspflege, Brauchtumspflege, Volkslied

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