3. September 2010

Viel „Schwarz“-Arbeit beim Kronenfest in Augsburg

Keine Schwarzarbeit! Ein Schelm, wer jemanden wegen illegalen Verhaltens verdächtigt. – Alles ehrenamtlich. Drei Generationen der Familie Schwarz engagieren sich seit vielen Jahren in der Kreisgruppe Augsburg für die Erhaltung der siebenbürgisch-sächsischen Traditionen für unsere Landsleute. Eine Krönung dieser Aufgabe, der die Familie sich stellt, ist das seit 16 Jahren in der Gemeinde St. Andreas-Kirche organisierte Kronenfest.
Diesen Sommer schien das Wetter den Jugendlichen unter der Regie des stellvertretenden Kreisgruppenvorsitzenden und Tanzgruppenleiters Helmut Schwarz einen Strich durch die Rechnung ziehen zu wollen, so dass sie ihren Kronenwert „nass bis auf die Knochen“, wie der Kreisvorsitzende Gottfried Schwarz berichtete, auf die Probe stellten und die Flinte nicht ins Korn warfen. Am Vorabend des Festes stand die stolze Krone zum 16. Mal im Gemeindegarten, trotzend dem zürnenden Wettergott, und erwartete die Besucher.

Gottfried Schwarz durfte im Schein der güldnen Mittagssonne die rund 1 200 Gäste und Aktiven begrüßen, und Pfarrer Wolfgang Küffer konnte auch in diesem Jahr Gott einen Siebenbürger Sachsen nennen, weil es bisher noch nie ein verregnetes Kronenfest gab.
Der Jungknecht Holger Pauli (17) hat die Krone ...
Der Jungknecht Holger Pauli (17) hat die Krone erklommen. Foto: Udo Schneider
Den traditionellen Gottesdienst umrahmte wie jedes Jahr der Siebenbürger Chor, dirigiert von Elisabeth Schwarz. Von der Kanzel verkündete der siebenbürgische Pfarrer i.R. Bernddieter Schobel das Wort Gottes im Sinne der Berufung unseres Völkchens, eingehend auf die Dramatik der 850 Jahre Siedlergeschichte im Karpatenbogen. Altäre bauten unsere Vorfahren jenseits der Wälder. Reich mit kulturellen Werten ausgestattet kehren sie ins Land der Urväter zurück. Der Geistliche verglich den Sinn dieses außergewöhnlichen Weges mit dem abrahamitischen Schicksal. Der mehrfach gewaltsam erzwungene Heimatverlust, die Neubeheimatung und schließlich die Endbeheimatung: Begriffe und Reflexionen, die viele der Gottesdienstbesucher zutiefst berührten.

Der Aufmarsch der 80 Trachtenträger aus Augsburg und Ingolstadt, angeführt von Ute Bako und Kilian Endörfer, bildete einen der Höhepunkte des Festes, während der von Helmut Martini geführte Dirigentenstab die Siebenbürger Blaskapelle so zu Gehör brachte, dass den ganzen Nachmittag für heimatliche Stimmung gesorgt wurde.

Gottfried Schwarz begrüßte die Gäste, dankte den rund 200 Aktiven aus den Gruppen und weiteren Helfern für ihren Einsatz. Es würde den Rahmen des Berichtes sprengen, all diese edelsinnigen Landsleute namentlich aufzuzählen.

Der Ehrengast und Kreisvorsitzende des BdV Augsburg und Kreisvorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Juri Heiser zollte in seinem Grußwort Lob für die kulturelle Leistung der Kreisgruppe und ermutigte unsere Landsleute dazu, ihre Kultur weiter zu pflegen und die Identität zu bewahren. Ehrengast und Vorsitzender der Kreisgruppe Ingolstadt, Willi Schenker, überbrachte den Gruß seitens seiner Betreuten und wartete mit der Tanzgruppe seiner Kreisgruppe auf.

Ute Bako sprach über die Geschichte des siebenbürgischen Festes, die Symbolik der Krone und deren Besteigung. Anschließend bezwang Holger Pauli die Krone, woher sich der 17-Jährige mit seiner Rede ans beifallende Publikum wandte und danach zehn Kilogramm Zuckerwerk für die ungeduldig wartenden Kinder herabprasseln ließ.

Die drei Augsburger Tanzgruppen und Gastgruppe, die alljährlich dem für Folklore begeisterten Publikum vielfältige Facetten ihrer Kunst darbieten, ernteten mit ihrem länderübergreifenden Repertoire großen Beifall. Dem Stampfen und Klatschen der Kleinsten der Kindertanzgruppe, unter der Leitung von Nathalie Schwarz und Vivien Kellinger folgten Swing- und Wechselschritt der Zehn- bis Zwölfjährigen. Mit Natürlichkeit und gut gelaunt, ernteten sie wohlverdienten Applaus. Die Gastgruppe aus Ingolstadt, angeführt von Ingrid Mattes wirbelte gekonnt mit Kickbuschfassung und Polkaschritten die Rekrutenpolka über den Rasen, während die Erwachsenentanzgruppe von Helmut Schwarz vermittelte, was meisterhaftes Tanzen ausmacht. Nach dem Motto „durchgedreht und umgekehrt“ fegte die Jugendtanzgruppe, instruiert von Rosemarie Schwarz und Ute Bako, auf die Melodie „Slanch to Donegal“ einen Kontratanz aus Irland über den Tanzboden. Mit dem „Schwarzerdner“ aus der Rhön traten abschließend alle Tanzgruppen vereint auf.

Rosemarie Schwarz wurde für ihre Verdienste als Kulturreferentin und langjährige Leiterin der sächsischen Kinder- und Jugendtanzgruppen mit der Silbernen Ehrennadel des Verbandes der Siebenbürger Sachsen gewürdigt. Die Auszeichnung überreichte Andreas Roth, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Bayern.

Gottfried Schwarz würdigte mit lobenden und dankenden Worten die Leistungen des scheidenden Kulturreferenten Wilhelm Roth, der in Siebenbürgen und in der neuen Heimat seit über einem halben Jahrhundert unter Risiken und unermesslichem Aufwand zur Pflege, Bewahrung und Dokumentierung unseres Kulturerbes Außergewöhnliches geleistet hat. Die beiden Geehrten freuten sich über die Würdigung.

Es war ein Fest der Feste, das an diesem strahlenden Sommertag die Herzen und Gemüter unserer Landsleute in Nostalgie versetzte, ein Fest, das auch die geladenen Nichtsiebenbürger zu Staunen und Bewunderung bewegt hat.

Wolfgang Gerhard Binder

Schlagwörter: Kronenfest, Augsburg

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