10. September 2023

„Gelebte Menschlichkeit, Zusammenhalt, Verständigung“: Tag der offenen Tür im Haus der Heimat Nürnberg

Nach vielfältigen Vorbereitungen wie Zelte, Stände, Kuchentheke, Kleinkunstmarkt, Grill, Getränkestand aufbauen und in Schichten Helfer/innen verschiedener Vereine einteilen, was federführend von Annette Folkendt, Assistentin der Geschäftsleiterin, geschah, wurden die Gäste vom BKDR-Orchester (Leitung Ewald Oster) am 22. Juli schon ab 12.00 Uhr zum Tag der offenen Tür im Haus der Heimat (HdH) Nürnberg begrüßt. Ihre Klänge von Walzer bis Swing verführten schon vor dem Mittagessen zum Tanzen.
Ehrung von Sigrid Sighisorean (2. von rechts) für ...
Ehrung von Sigrid Sighisorean (2. von rechts) für ihre zehnjährige Mitgliedschaft im HdH.
Weit spannt die Eiche ihre Äste über den Hof des HdH. Mit dieser einst noch kleinen Eiche verglich Werner Henning, der Vorsitzende des Vereins HdH, bei seiner Einführung das HdH, „das vor 25 Jahren klein angefangen und jetzt nicht nur in Größe, sondern auch in seinen Aktivitäten gewachsen ist!“ Er zitierte Dr. Günther Beckstein, der bei der Grundsteinlegung gesagt hatte: „Der Freistaat hat euch dies Haus gebaut, nun seid ihr dran, es mit Leben zu füllen!“ „Wir haben es mit so viel Leben gefüllt, dass wir einen Erweiterungsbau brauchten“, so Henning. Er dankte dafür mit einem Blumenstrauß besonders Doris Hutter, der scheidenden Geschäftsleiterin, und begrüßte zugleich deren Nachfolgerin Natalie Keller.

Der Schirmherr, Ministerpräsident Dr. Markus Söder, ließ sich von Michael Münchow, Bereichsleiter bei der Regierung von Mittelfranken, vertreten, der Grüße des Schirmherrn und auch der Regierungspräsidentin Dr. Kerstin Engelhardt-Blum mitbrachte. Er sagte: „Heimat ist verbunden mit tiefen Gefühlen, Erinnerungen und Zugehörigkeit. Sie kann uns Anker sein, wenn wir uns verloren fühlen, oder ein Band, das uns mit Menschen verbindet, die ähnliche Erfahrungen haben. (…) Das HdH ist eine äußerst lebendige und bunte Begegnungsstätte mit vielfältigen Angeboten für Jung und Alt, es hat sich zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Nürnberger Kulturszene entwickelt.“ In Vertretung des Oberbürgermeisters Marcus König sprach Stadträtin Christine Kayser, Fraktionsvorsitzende der SPD, ebenfalls von der „merklichen Fortentwicklung des HdH“ und würdigte es für das Brückenbauen zwischen den Zugewanderten und Einheimischen. „Hier setzt man auf Integration, auf gelebte Menschlichkeit, Zusammenhalt, Ausgleich, Verständigung. Das HdH ist eine Begegnungsstätte ersten Ranges mit Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus.“ Sascha Müller, MdB, Bündnis 90/Die Grünen, sprach die Zeiten großer Krisen und Herausforderungen an: „Da ist es gut, einen Ort zu haben, wo man sich rückbesinnen kann, austauschen, gemeinsames Brauchtum pflegen, gemeinsam lernen, Kraft schöpfen und auch in die Gesellschaft hineinwirken kann. Danke für die Unterstützung der Geflüchteten aus der Ukraine! (...) Häuser wie das HdH sind wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Zu viele sind mit Lügen unterwegs, um die Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Damit schwächen sie unseren Zusammenhalt, unsere Demokratie und zerstören unsere Gesellschaft von innen. Dem müssen wir uns entgegenstellen. Demokratie lebt von unterschiedlichen Meinungen, aber gemeinsamem Ringen um die beste Lösung. Ich glaube, dass die Demokratie in Deutschland stark ist, um den Angriffen widerstehen zu können, und bin sicher, dass Orte wie das HdH feste Anker sein werden.“ Sebastian Brehm, MdB, CSU dankte den Gruppen, die zwischen den Grußworten auftraten, und auch den „Helden, die man nicht sieht“. Er erwähnte Karl Freller, den 1. Stellvertreter der Bayerischen Landtagspräsidentin, dem er als Initiator des HdH-Erweiterungsbaus dankte, was großen Applaus hervorrief. Dann erinnerte er an das Lied „Ein bisschen Frieden“ und sagte: „Frieden beginnt in der Familie und hört im Großen auf. Wir müssen viel dran arbeiten und das beginnt hier beim Fest.“ Dr. Sabine Weigand, MdL, Bündnis 90/Die Grünen fragte, ob ein Mensch mehrere Heimaten haben kann. „Die eine ist ihm vertraut. Die neue muss er sich erschließen, erarbeiten, erleben. Das gelingt nur, wenn die, die in der neuen Heimat leben, offen sind und die Zugewanderten akzeptieren, aufnehmen, als Bereicherung empfinden. Die eigene Heimat darf sich nicht speisen aus der Herabwürdigung des Fremden. Denn was die anderen an Vielfalt mitbringen, hat bei uns vielleicht grad noch gefehlt: andere Sichtweisen, Traditionen, Ideen, Musik, Essen. (…) Ihr bringt so viel mit!“ Michael Frieser, MdB, CSU formulierte es so: „Diese Gesellschaft fällt ein bisschen auseinander und dann sind solche Orte wie der hier, wo Menschen mit Leidenschaft und Fokussierung, mit der Treue, die sie auch aus der Heimat mitgebracht haben, sich einsetzen, an Dingen festhalten, aber neue Dinge nicht ablehnen. Das ist etwas, was man als Aufgabe weitergeben kann.“

Horst Göbbel verabschiedet Doris Hutter. ...
Horst Göbbel verabschiedet Doris Hutter.
Das Miteinander im HdH erreicht seinen jährlichen Höhepunkt beim Fest unter der Eiche. Den vielen Ehrenamtlichen, die selbst gebackene Kuchen gespendet haben, den treuen verlässlichen Helfern im Einsatz beim Getränkeausschank, beim Auf- und Abbau der Zelte, an der Kasse, im Küchendienst, bei der Bedienung, beim gemeinsamen Volksliedersingen sei wieder herzlich gedankt! Stellvertretend für sie alle danke ich speziell Annette Folkendt und Hausmeister Eugen Vetter! Das optimale Wetter und viele Gäste bescherten dem HdH einen fröhlichen Festtag.

Moderiert von Doris Hutter, Siebenbürger Sächsin, und Natalie Keller mit russlanddeutschen Wurzeln, bot das Fest nicht nur Leckerbissen der Metzgerei Mooser, einen Quiz-Stand des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland und einen Promotionsstand für Plasmaspende, sondern auch vielseitige künstlerische Darbietungen. Es gab Applaus für die Banater Trachtentanzgruppe Nürnberg, die neu gegründete Ukulele-Gruppe, die Jugendtanzgruppe des HdH, die HdH-Frauengesangsgruppe „Volksquelle“ sowie die Jugendgesangsgruppe „Remix“, die Aktivengarde der Karnevalsgesellschaft Noris Banatoris mit Tanzmariechen Marie Kling, die Tanzkurse im HdH, die Tanzgruppe der Egerländer Gmoi, die Gesangsgruppe der Oberschlesier Nürnberg sowie den Chor der HdH-Sprachschülerinnen.
Volksliedersingen mit Hermine Schuller-Bögelein. ...
Volksliedersingen mit Hermine Schuller-Bögelein. Foto: Annette Folkendt
Danach folgten die geschätzten Klänge der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg (Leitung Michael Bieltz), zu denen eifrig getanzt wurde. Den Abschluss des Festes bildete das gemeinsame Volksliedersingen mit Hermine Schuller-Bögelein, die am Akkordeon alle Singwilligen landsmannschaftlich übergreifend vereinte. Auch die Tanzkurse HdH gaben noch einen flotten Tanz zum Besten. Ihre Begeisterung zeigt, wie gut die Kurse ankommen.

Nach der Ehrung der Mitglieder mit zehnjähriger Vereinszugehörigkeit, darunter Sigrid Sighisorean, langjährige Beraterin für die Siebenbürger Sächsinnen und Sachsen im HdH, klangen die 25 Jahre HdH an, als den sieben Mitgliedsvereinen gedankt wurde, die seit Beginn dem Verein HdH angehören. Inzwischen sind es 38 Mitgliedsvereine.

Horst Göbbel, der Ehrenvorsitzende des Vereins HdH, bekam sozusagen das letzte (Gruß-) Wort. Er würdigte die Verdienste der in den Ruhestand wechselnden Geschäftsleiterin und dankte mir vor allem für das gute Miteinander im HdH und das erfolgreiche Netzwerken sowohl im HdH als auch in die Stadt hinein und darüber hinaus. Ich nahm den Dank für mein ganzes Team an und bin dankbar für die Möglichkeit, im HdH viele kreative und einsatzbereite Weggefährt/innen kennengelernt zu haben, weil sie mich ihrerseits inspirierten. Ein Kultur- und Begegnungshaus lebt vom Geben und Nehmen.

Doris Hutter

Schlagwörter: Haus der Heimat, Nürnberg, Tag der offenen Tür

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