14. Februar 2006

Dr. Michael Kroner: Ein Viertel der sächsischen Bevölkerung war untertänig

"Untertänige sächsische Dörfer in Siebenbürgen" war der Titel eines Vortrages, den der Historiker Michael Kroner in unserem gut besuchten Februarvortrag der Vortragsreihe "Verständnis füreinander" der Kreisgruppe Augsburg gehalten hat. Dieses Kapitel unserer Geschichtsschreibung wurde bisher so gut wie ganz ausgeblendet. Den Vortragsabend eröffnete Lehrer i.R. Dietrich Weber, der speziell zu diesem Vortrag ein Gedicht über die Leibeigenschaft in seinem Heimatort Schirkanyen geschrieben hatte.
Das Material zum Vortrag hat Dr. Michael Kroner seit Jahren gesammelt. Wem war schon bekannt, dass ein Viertel der sächsischen Bevölkerung bzw. ein Drittel der Gemeinden zeitweilig untertänig waren? Erst nach der Revolution von 1848 folgte die Bauernbefreiung und rechtliche Gleichstellung. Die untertänigen Sachsen auf dem Komitatsboden mussten Anfang des 16. Jahrhunderts neben Abgaben von allen ihren Erzeugnissen einen Tag pro Woche Fronarbeit leisten. Durch Missbrauch erhöhte sich diese im 18. Jahrhundert auf vier Tage ohne Entgelt und Beköstigung. Dazu kam, dass ein Teil der Untertanen an die Scholle gebunden war. Am 5. Juni 1848 wurde die Leibeigenschaft aufgelöst, die Bauern von Abgaben befreit und Besitzer der ihnen zugeteilten Grundstücke (Ansässigkeiten), der Allodialboden aber, das war der vom Grundherren durch Fronarbeit bebaute eigene Boden, verblieb in deren Besitz und wurde erst nach und nach durch die Bauern abgekauft, was für sie eine Jahrzehnte währende, große finanzielle Belastung darstellte.

Wir bedanken uns hiermit nochmals bei Herrn Kroner für seinen engagierten Vortrag in Augsburg. Die Geschichte der sächsischen Bevölkerung Siebenbürgens, die über Jahrhunderte das Untertanenjoch getragen hat, birgt Material für weitere Geschichtsarbeiten.

Zum Abschluss des Vortrages las Wilfried Römer sein lustiges Gedicht "Himgezappt" über das angebliche adlige Recht der ersten Nacht in Blutroth und wie das Brautpaar dieses Recht unterlief. Der Vortragende heiterte damit die Stimmung der Anwesenden auf.

Nächster Termin: Es folgen mehrere Vorträge über die Rumänen außerhalb Rumäniens. Als Erster hat Dr. Cornelius Zach, Historiker aus München, zugesagt, über Rumänen in den Balkanländern zu referieren. Der Vortrag findet am Montag, dem 6. März, 19.00 Uhr, wie üblich in Gemeindesaal der St. Andreaskirche, Eichendorffstraße 41, in 86161 Augsburg statt. Parkplätze sind vorhanden. Wir freuen uns auf Ihr Kommen.

Wilhelm Ernst Roth

Schlagwörter: Kulturspiegel, Vortragsreihen, Geschichte

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