Nach ihrem Erstling "Blick zurück durchs Küchenfenster" führt Dagmar Dusils zweiter Band den Leser in die weite Welt, und immer wieder auch nach Siebenbürgen. Schon ein Blick ins Stichwortverzeichnis verrät, dass das Buch viele Rezepte enthält. Die Rezeptsammlung ist eingebettet in Reisebeschreibungen bzw. die dabei erlebten Stimmungen und Erinnerungen. "In jedem Land", so die Autorin, "bin ich durch das Fremde dem Vertrauten ein Stück näher gekommen. Die Reise, die mich nach vorwärts führte, war gleichzeitig eine Reise zurück in meine Kindheit und Jugend. Das Essen rief Assoziationen hervor, die Lawinen von Erinnerungen auslösten ... Jede Reise hängt von äußeren Dingen ab. Doch diese sind nicht wichtig. Wichtig sind das Gesehene, Gehörte, Gefühlte und Geschmeckte, Parameter, die Saiten unserer Seele zum Schwingen bringen." Das Buch spricht gleichzeitig die unterschiedlichen Sinnesorgane an, eine gelungene Synästhesie.

Protagonisten eines literarisch-musikalischen Abends im Haus der Heimat zu Stuttgart: Dagmar Dusil und Peter Szaunig. Foto: Martin Schnabel

Mit einfühlsamem Erzählton entführte Dusil ihr Publikum - erschienen waren 85 Zuhörer - während der Lesung auf eine Reise über sieben ausgewählte Stationen. Die Direktheit der Texte ließ ein tief empfundenes Gedanken- und Gemütspotential eines Flechtwerkes aus Phantasie und Realität in jeder der sieben Stationen nachhaltig mitschwingen. So gelang es der Autorin gleich zu Beginn, die Zuhörer mit einer spannenden, beinahe romanhaften Begebenheit ihrer Studienjahre in Klausenburg in ihren Bann zu ziehen, um gleich einem Rösselsprung über Raum und Zeit den Ausgang der Geschichte mit der Versuchung der Großstadt Budapest nach Ungarn zu verpflanzen.

Beeindruckend waren die Passagen über Russland, humorvoll die Begebenheit mit der Wodkaflasche im Schlafabteil. Es folgte dann ein synchrones Erleben einerseits der Hohen Rinne und andererseits Norwegens mit seinen Tannenlandschaften, den dicken Nebelschwaden, bevölkert von Trollen und Elfen. Nach einem Sprung in das Hermannstadt ihrer Kindheit führte die Reise in die Hauptstadt Nepals. Blutrünstig geht es in Dakshim Kali zu, einer der wichtigsten Opferstätten der Hindus, voller Dramatik wird eine Melone erstanden, deren Kauf nicht ohne Folgen bleibt.

Jede dieser einzelnen Stationen wurde von Peter Szaunig musikalisch am Flügel illustriert. Bravourös spielte Szaunig den "Ungarischen Tanz Nr. 5 von Brahms, Tschaikowskis "Chanson triste", Solveigs Lied aus "Peer Gynt" von Grieg sowie Mozarts Andante aus der C-Dur-Sonate. Das multikulturelle Hermannstadt akzentuierten drei rumänische Tänze von Bela Bartok, in Kathmandu tönten Klangschalen, Glocken und Zimbeln. Die Lesung endete mit einem Weg nach Hermannstadt, denn, so die Autorin, "alle Wege führen nach Rom. Für mich führen sie nach Siebenbürgen, besser gesagt nach Hermannstadt und werden immer dorthin führen." Nach der Barcarole von Carl Filtsch endete der Abend musikalisch mit einer Improvisation über vier siebenbürgische Volkslieder von Peter Szaunig. Manch ein Blick kehrte sich nach innen und manches Auge glänzte verdächtig. Im Anschluss an die Lesung wurden die Gäste dazu eingeladen, bei einem Glas Wein das Ergebnis des einen oder anderen Rezeptes auszuprobieren.

"Kulinarisches Heim- und Fernweh", 232 Seiten, ISBN 3-937320-02-4, kann zum Preis von 15 Euro beim Johannis Reeg Verlag, Michael-Vehe-Straße 19/1, 74078 Heilbronn, Telefon: (0 70 66) 9 11 80 89, Fax: (0 70 66) 91 20 59, E-Mail: service@johannis-reeg-verlag.de, zuzüglich Versandkosten, über das Siebenbuerger.de Shop-Portal oder über jede Buchhandlung bestellt werden.

Martin Schnabel

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 7 vom 30. April 2006, Seite 10)