17. Oktober 2008
„Erinnern und Verstehen“: Tag der Heimat 2008 in Nürnberg
„Erinnern und Verstehen“, das Leitwort des Tages der Heimat 2008, bot Rednern und Zuhörern bei der beeindruckenden Veranstaltung im Großen Saal der Meistersingerhalle Nürnberg am 21. September eine solide geistige Grundlage für einen erlebnisreichen Tag. Musikalisch gewohnt erstklassig umrahmt wurde der Festtag von der Blaskapelle Siebenbürger Sachsen Nürnberg, geleitet von Richard Taub und Michael Bielz.
Nach dem Einmarsch der Fahnenabordnungen sprach Wolfgang Nedvidek von der Sudetendeutschen Landsmannschaft die Totenehrung. Csaba Ionucz an der Tuba und Gabriela Pop am Flügel, beide aus Sathmar, spielten sehr expressiv den 2. Satz aus Allessandro Marcellos „d-moll-Concerto“. Die programmatische Begrüßungsansprache des Nürnberger BdV-Vorsitzenden Werner Henning setzte deutliche Akzente.
Schon gleich zu Beginn war Henning sehr deutlich, als er zum Aspekt Erinnern mit klaren Worten von Peter Glotz, dem leider viel zu früh verstorbenen früheren SPD-Bundesgeschäftsführer, festhielt: „Die Vertreibung war, was immer die Siegermächte im August 1945 beschlossen haben, ein Verbrechen ... Gegen Ende unseres Lebens wollen wir, die Flüchtlinge und Vertriebenen … darüber offen reden und uns unseres Schicksals vergewissern. Das lassen wir uns nicht verbieten ...“
In diesem Sinne erinnerte der BdV-Vorsitzende Werner Henning daran, dass Vertreibung kein legitimes Mittel von Politik war und ist, an die Aufbauleistung der deutschen Vertriebenen und Aussiedler, an den langjährigen zähen Grundsatzstreit um das Zentrum gegen Vertreibungen, den die gleichnamige BdV-Stiftung kürzlich mit einer sehr positiven Lösung als erfolgreich gelöst betrachten kann. Einerseits habe es durch die BdV-Initiative eine breite Diskussion in allen Bevölkerungsschichten gegeben, die an das Schicksal der deutschen Vertriebenen erinnerte, andererseits habe die Bundesregierung Anfang September den Gesetzentwurf zur Einrichtung des geforderten Erinnerungs- und Dokumentationszentrums beschlossen. Die Forderung, „dass das Schicksal der deutschen Vertriebenen in unserer Hauptstadt sichtbar wird, womit wir zur Identitätsfindung im eigenen Lande beitragen“, wurde durchgesetzt. Das Deutschlandhaus in der Stresemannstraße sei ein wirklich guter Ort dafür. Die Bezeichnung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ für diese Stiftung der Bundesregierung sei zu begrüßen: „Darin spiegeln sich unsere Anliegen treffend wider.“ Werner Henning fügte sichtlich zufrieden hinzu: „Mit der Einweihung und Arbeitsfähigkeit dieses Dokumentationszentrums wird ein weiterer Schritt zur Vollendung der Integration der Heimatvertriebenen und zum Zusammenwachsen unserer Gesellschaft geleistet werden können.“ Er hoffe, dass der Antrag auf die Übernahme der Patenschaft für das Zentrum gegen Vertreibungen durch die Stadt Nürnberg nun nicht wieder abgelehnt werde.
Henning betonte: „Heimat, der Tag der Heimat, ist für uns Vertriebene nicht Abschottung und geistige Enge, sondern Offenheit und der Blick über die Grenzen, Bewahrung der eigenen Kultur und Begegnung mit den Kulturen unserer Nachbarn. (...) Wir wollen den Weg der Wahrheit und der Versöhnung. In den Ländern, aus denen uns bis heute uneinsichtige, ja verletzende Stimmen erreichen, bauen wir auf die junge Generation, die genau wie wir offene und freundschaftliche Kontakte sucht und dabei auch auf der Suche nach Wahrheit ist. Ein Europa, in dem die Menschen in Frieden und Verständnis füreinander leben können, wächst nur durch Offenheit und Wahrheit zusammen.“
Zu diesem großen Tag begrüßte Werner Henning einige Ehrengäste namentlich: den damaligen Vorsitzenden der CSU und bayerischen Staatsminister für Finanzen, Herrn Erwin Huber, in Vertretung des Schirmherrn OB Dr. Ulrich Maly Bürgermeister Horst Förther, aus dem bayerischen Landtag den Stellvertretenden Vorsitzenden der CSU-Landtagsfraktion, Karl Freller, und Hermann Imhof, MdL (CSU), den langjährigen Landtagsabgeordneten Dr. Sieghard Rost, die Stadträte der CSU-Fraktion, Max Höfkes und Helmine Buchsbaum, den Personalreferenten der Stadt Nürnberg, Wolfgang Köhler, den Aussiedlerbeauftragten der Stadt Nürnberg, Wolfgang Lang, den Vorsitzenden des HdH Nürnberg, Horst Göbbel.
Bürgermeister Horst Förther lobte die Arbeit des BdV als Sachwalter der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler, die sich hier neu orientiert haben und beim Wiederaufbau „Großartiges geleistet“ hätten: „Die kulturellen Impulse des BdV tun der Stadt Nürnberg gut.“ Besonders hervorzuheben sei in diesem Zusammenhang das Haus der Heimat mit seinem substantiellen Beitrag zur Integration und zur Fortführung gewachsenen Brauchtums und der Traditionen. Bezüglich des Zentrums gegen Vertreibungen würde der Stadtrat nach den neuesten Entwicklungen in Berlin das Thema sicherlich nochmals auf seine Tagesordnung setzen.
Seine Festrede begann der bayerische Finanzminister und damalige CSU-Vorsitzende Erwin Huber mit der Feststellung, auch diese große Veranstaltung sei ein „eindrucksvolles Bekenntnis zur Heimat“. Vertreibung war, sei und bleibe Unrecht, auch wenn wir uns in Deutschland schwer täten, dies in allen politischen Richtungen so deutlich auszusprechen. Das Recht auf Heimat gehöre zu den unveräußerlichen Menschenrechten. Vertreibung müsse generell angeprangert werden. „Es geht darum, die Opfer im eigenen Volk nicht zu vergessen und einen Gedenktag für die Opfer von Vertreibungen einzuführen.“
Mit Blick auf Polen und die Tschechische Republik meinte Huber: „Mit Vertuschen und Verschweigen wäre der Zukunft nicht gedient.“ In der neuen Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ müssten die Verbände der Vertriebenen selber bestimmen, wer sie vertritt. Die „Charta der Vertriebenen“ von 1950, in der jedweder Rache abgeschworen und Versöhnung in einem „Vereinten Europa“ angeboten wird, gehöre in jedes Geschichtsbuch. Heute erleben wir die Segnungen dieses vereinten Europa durch die Grenzöffnungen, durch kulturellen Austausch, durch Öffnung. Zu diesem Europa gehören bestimmte menschenrechtswidrige Teile der Benes-Dekrete nicht. „Europa braucht eine solide Basis auf der Grundlage des Rechts, des Völkerrechts, der Menschenrechte – wobei das Recht auf Heimat dazu gehört.“
Den Volkstumsteil bestritten von Seiten der Deutschen aus Russland eine Kindertanzgruppe von Franz Hof, von der Landsmannschaft der Banater Schwaben die Kindertanzgruppe, geleitet von Elke Anselm, eine Tanzformation der Eibanesen und von den Siebenbürger Sachsen die Tanzgruppe Nadesch e. V., geleitet von Dieter Altstädter, sowie der Fürther Chor, dirigiert von Reinhold Schneider. Durch den Nachmittag führten launig und einnehmend Luzian Mot und Helmine Buchsbaum. Mit dem gemeinsam gesungenen Deutschlandlied endete eine überzeugende Gemeinschaftsveranstaltung mit gutem Zuspruch.
Schon gleich zu Beginn war Henning sehr deutlich, als er zum Aspekt Erinnern mit klaren Worten von Peter Glotz, dem leider viel zu früh verstorbenen früheren SPD-Bundesgeschäftsführer, festhielt: „Die Vertreibung war, was immer die Siegermächte im August 1945 beschlossen haben, ein Verbrechen ... Gegen Ende unseres Lebens wollen wir, die Flüchtlinge und Vertriebenen … darüber offen reden und uns unseres Schicksals vergewissern. Das lassen wir uns nicht verbieten ...“
In diesem Sinne erinnerte der BdV-Vorsitzende Werner Henning daran, dass Vertreibung kein legitimes Mittel von Politik war und ist, an die Aufbauleistung der deutschen Vertriebenen und Aussiedler, an den langjährigen zähen Grundsatzstreit um das Zentrum gegen Vertreibungen, den die gleichnamige BdV-Stiftung kürzlich mit einer sehr positiven Lösung als erfolgreich gelöst betrachten kann. Einerseits habe es durch die BdV-Initiative eine breite Diskussion in allen Bevölkerungsschichten gegeben, die an das Schicksal der deutschen Vertriebenen erinnerte, andererseits habe die Bundesregierung Anfang September den Gesetzentwurf zur Einrichtung des geforderten Erinnerungs- und Dokumentationszentrums beschlossen. Die Forderung, „dass das Schicksal der deutschen Vertriebenen in unserer Hauptstadt sichtbar wird, womit wir zur Identitätsfindung im eigenen Lande beitragen“, wurde durchgesetzt. Das Deutschlandhaus in der Stresemannstraße sei ein wirklich guter Ort dafür. Die Bezeichnung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ für diese Stiftung der Bundesregierung sei zu begrüßen: „Darin spiegeln sich unsere Anliegen treffend wider.“ Werner Henning fügte sichtlich zufrieden hinzu: „Mit der Einweihung und Arbeitsfähigkeit dieses Dokumentationszentrums wird ein weiterer Schritt zur Vollendung der Integration der Heimatvertriebenen und zum Zusammenwachsen unserer Gesellschaft geleistet werden können.“ Er hoffe, dass der Antrag auf die Übernahme der Patenschaft für das Zentrum gegen Vertreibungen durch die Stadt Nürnberg nun nicht wieder abgelehnt werde.
Henning betonte: „Heimat, der Tag der Heimat, ist für uns Vertriebene nicht Abschottung und geistige Enge, sondern Offenheit und der Blick über die Grenzen, Bewahrung der eigenen Kultur und Begegnung mit den Kulturen unserer Nachbarn. (...) Wir wollen den Weg der Wahrheit und der Versöhnung. In den Ländern, aus denen uns bis heute uneinsichtige, ja verletzende Stimmen erreichen, bauen wir auf die junge Generation, die genau wie wir offene und freundschaftliche Kontakte sucht und dabei auch auf der Suche nach Wahrheit ist. Ein Europa, in dem die Menschen in Frieden und Verständnis füreinander leben können, wächst nur durch Offenheit und Wahrheit zusammen.“
Zu diesem großen Tag begrüßte Werner Henning einige Ehrengäste namentlich: den damaligen Vorsitzenden der CSU und bayerischen Staatsminister für Finanzen, Herrn Erwin Huber, in Vertretung des Schirmherrn OB Dr. Ulrich Maly Bürgermeister Horst Förther, aus dem bayerischen Landtag den Stellvertretenden Vorsitzenden der CSU-Landtagsfraktion, Karl Freller, und Hermann Imhof, MdL (CSU), den langjährigen Landtagsabgeordneten Dr. Sieghard Rost, die Stadträte der CSU-Fraktion, Max Höfkes und Helmine Buchsbaum, den Personalreferenten der Stadt Nürnberg, Wolfgang Köhler, den Aussiedlerbeauftragten der Stadt Nürnberg, Wolfgang Lang, den Vorsitzenden des HdH Nürnberg, Horst Göbbel.
Bürgermeister Horst Förther lobte die Arbeit des BdV als Sachwalter der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler, die sich hier neu orientiert haben und beim Wiederaufbau „Großartiges geleistet“ hätten: „Die kulturellen Impulse des BdV tun der Stadt Nürnberg gut.“ Besonders hervorzuheben sei in diesem Zusammenhang das Haus der Heimat mit seinem substantiellen Beitrag zur Integration und zur Fortführung gewachsenen Brauchtums und der Traditionen. Bezüglich des Zentrums gegen Vertreibungen würde der Stadtrat nach den neuesten Entwicklungen in Berlin das Thema sicherlich nochmals auf seine Tagesordnung setzen.
Seine Festrede begann der bayerische Finanzminister und damalige CSU-Vorsitzende Erwin Huber mit der Feststellung, auch diese große Veranstaltung sei ein „eindrucksvolles Bekenntnis zur Heimat“. Vertreibung war, sei und bleibe Unrecht, auch wenn wir uns in Deutschland schwer täten, dies in allen politischen Richtungen so deutlich auszusprechen. Das Recht auf Heimat gehöre zu den unveräußerlichen Menschenrechten. Vertreibung müsse generell angeprangert werden. „Es geht darum, die Opfer im eigenen Volk nicht zu vergessen und einen Gedenktag für die Opfer von Vertreibungen einzuführen.“
Mit Blick auf Polen und die Tschechische Republik meinte Huber: „Mit Vertuschen und Verschweigen wäre der Zukunft nicht gedient.“ In der neuen Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ müssten die Verbände der Vertriebenen selber bestimmen, wer sie vertritt. Die „Charta der Vertriebenen“ von 1950, in der jedweder Rache abgeschworen und Versöhnung in einem „Vereinten Europa“ angeboten wird, gehöre in jedes Geschichtsbuch. Heute erleben wir die Segnungen dieses vereinten Europa durch die Grenzöffnungen, durch kulturellen Austausch, durch Öffnung. Zu diesem Europa gehören bestimmte menschenrechtswidrige Teile der Benes-Dekrete nicht. „Europa braucht eine solide Basis auf der Grundlage des Rechts, des Völkerrechts, der Menschenrechte – wobei das Recht auf Heimat dazu gehört.“
Den Volkstumsteil bestritten von Seiten der Deutschen aus Russland eine Kindertanzgruppe von Franz Hof, von der Landsmannschaft der Banater Schwaben die Kindertanzgruppe, geleitet von Elke Anselm, eine Tanzformation der Eibanesen und von den Siebenbürger Sachsen die Tanzgruppe Nadesch e. V., geleitet von Dieter Altstädter, sowie der Fürther Chor, dirigiert von Reinhold Schneider. Durch den Nachmittag führten launig und einnehmend Luzian Mot und Helmine Buchsbaum. Mit dem gemeinsam gesungenen Deutschlandlied endete eine überzeugende Gemeinschaftsveranstaltung mit gutem Zuspruch.
Horst Göbbel
Schlagwörter: Tag der Heimat, BdV, Nürnberg
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