9. Juni 2013

Franz Xaver Dressler im Mittelpunkt

Erstmals liegt uns durch die Monographie von Christine Stieger eine umfassende Dokumentation über Leben, Werk und Wirken des Musikers Franz Xaver Dressler (1898-1981) vor. Die 360 Seiten umfassende Biographie ist eingebettet in die bewegte Geschichte des 20. Jahrhunderts, welche einen geographischen Bogen von Böhmen bis Siebenbürgen spannt. Sie gewährt Einblicke in die facettenreiche künstlerische Persönlichkeit Franz Xaver Dresslers innerhalb einer fast 850-jährigen Kultur- und Musiklandschaft Südosteuropas und Siebenbürgens, eines multiethnischen und multikonfessionellen Landstrichs des Karpatenbogens.
Auf dem Fundament der Musik von Johann Sebastian Bach entfaltet sich die vielseitig prägnante Musikerpersönlichkeit Franz Xaver Dresslers, der als gebürtiger Böhme (Aussig 1898) mit dem ihm eigenen unverwüstlichen temperamentvollen Impetus und Leidenschaft 1922 als Hermannstädter Stadtkantor ein gediegenes kulturelles Erbe antrat. Als gefeierter Organist, schaffender und reproduzierender Musiker, als taktvoller Pädagoge, unermüdlicher Mentor und Dirigent sowie eifriger Forscher trägt er prägend dazu bei, eine reichhaltige Musikszene aufleben zu lassen, die ohne ihn in ihrer heutigen Intensität und Ausrichtung undenkbar gewesen wäre.

Die Reflexion der rumänischen Zeitgeschichte bezieht soziologische, religiös-kirchliche und politische Aspekte der deutschen Minderheit ein und rundet das Portrait des Künstlers für Siebenbürgen von musikgeschichtlicher und gesellschaftlicher Relevanz ab.

In akribischer Forschungsarbeit der Autorin Christine Stieger entstand so eine beeindruckende, groß angelegte Monographie, die in sieben Kapiteln innerhalb zahlreicher Untertitel das glorreiche Lebenswerk Franz Xaver Dresslers in seiner charakteristischen, zielbewussten Hartnäckigkeit verfolgt, der das Geheimnis seines Erfolges selbst als „Die Macht der Musik“ apostrophierte, und innerhalb eines Lebens für Bach, für alles Große in der Musik, mit allen ihren Höhen und Tiefen, die ein solcher Einsatz fordert.

In einem weitläufig angelegten Anhang befindet sich als ein ergänzender Zusatz ein detailliertes Werkverzeichnis, eine Dokumentation sämtlicher Orgelkonzerte zwischen 1919 und 1978 sowie eine Auflistung der Bach-Chor-Aufführungen. Des Weiteren existiert ein umfangreiches Personenregister, erweitert durch eine reichhaltige Bilderfolge mit 92 Abbildungen zahlreicher Familienfotos, Aufnahmen von Chorkonzerten, Tourneen, Konzertplakaten, Orgeln, Partiturseiten u.a.m. Einen ansprechenden visuellen und auch haptischen Reiz bildet die Monographie durch ihre ästhetisch geschmackvolle Umschlaggestaltung von Julia Mott sowie die Umschlagabbildung mit einem für Dressler charakteristischen Künstler-Portrait von Emil Fischer, welches den Band in seiner anspruchsvollen Papierqualität zusätzlich ergänzt und abrundet. Dem Verlag Edition Musik Südost in München gelang mit dieser Publikation ein weiterer großer Schritt in der Aufarbeitung der Musikgeschichte der deutschen Minderheiten Südosteuropas, in der jener der Siebenbürger Sachsen eine primäre Rolle zusteht.

Peter Szaunig


Christine Stieger: „Franz Xaver Dressler. Die Biographie“, Verlag EDITION MUSIK SÜDOST, München, 2013, 360 Seiten, 92 Abbildungen, ISBN 978-3-939041-16-0, 19,50 Euro, Bestellung über den Buchhandel, per E-Mail: FranzMetz[ät]aol.com oder per Telefon/Fax: (0 89) 45 01 17 62.
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Schlagwörter: Rezension, Musiker, Biographie

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