1. Februar 2014

Heft 3/2013 der Spiegelungen erschienen

Der EU-Beitritt Kroatiens im Juli dieses Jahres wird in Heft 3/2013 der vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS) herausgegebenen Vierteljahreschrift „Spiegelungen“ zum Anlass genommen, sich mit dem Thema aus einem besonderen Blickwinkel zu befassen.
Im einführenden Beitrag präsentiert Leni Perenčević den Lesern unter dem Titel Zwischen Adria und Donau. Kroatiens kulturelle Vielfalt die gleichnamige Ausstellung des Donauschwäbischen Zentralmuseums in Ulm, wobei das Hauptaugenmerk auf den einstigen Siedlungsgebieten der Donauschwaben liegt. Von der Ankunft der Schwaben, dem Leben auf dem Dorf und in der Stadt, ihren kulturellen Einrichtungen, der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges, als das friedliche Mit- und Nebeneinander der Donauschwaben und ihrer Nachbarn ein jähes Ende nahm, von Evakuierung, Vertreibung und Internierung, aber auch von den Donauschwaben in Kroatien heute, wo ihre rund 3000 Personen zählende Gemeinschaft nach der Unabhängigkeit Kroatiens 1991 in der neuen Verfassung als Minderheit anerkannt ist und Recht auf muttersprachlichen Unterricht und politische Vertretung hat, wird in Wort und Bild berichtet. Das Thema wird auch im literarischen Teil der Zeitschrift aufgegriffen. Zu lesen sind zunächst Auszüge aus dem Roman Kurze Chronik der Familie Weber von Ludwig Bauer, geb. 1941, einem bekannten kroatischen Autor deutscher Herkunft, der in seinem Werk auf vielschichtige Weise über einen Zeitraum von knapp 100 Jahren den Weg der Familie Weber in dem fiktiven kroatischen Städtchen Gradec schildert. Die von Reinhard Huljus aus dem Kroatischen übersetzten Fragmente erscheinen in der Zeitschrift erstmals auf Deutsch. Ebenfalls um eine deutsche Erstveröffentlichung handelt es sich bei den von Mascha Dabić übersetzten Auszügen aus dem Roman Unterstadt der Kroatin Ivana Šojat-Kuči, geb. 1971 in Essek/Osijek. Der Roman, in ihrer Heimatstadt auch als Theaterstück erfolgreich, behandelt das Schicksal von vier Frauen-Generationen deutscher Herkunft in Essek/Osijek. In ihrem Literaturteil veröffentlicht die Zeitschrift zudem Gedichte aus dem Zyklus Ost-Tage von Ilse Hehn zum 70. Geburtstag der Banater Dichterin und Künstlerin und neue Lyrik von Richard Wagner, darunter eine nachdenkliche Banater Elegie („jetzt/ da ich es nur noch von außen zu sehen bekomme/ von der Weltstadt aus/ in die ich mich vor Jahrzehnten mit fliegender Fahne begeben habe/ ist es/ als läge das Banat weit draußen vor den Toren des Planeten// …was ist das Banat/ frage ich mich wie eh und je“).

Ein Thema der Literaturgeschichtsschreibung greift Gábor Kerekes, Dozent am Lehrstuhl für deutschsprachige Literaturen des Germanistischen Instituts der Budapester Universität ELTE, auf, der sich in dem Beitrag Der Neuanfang der ungarndeutschen Literatur 1973 dem mittlerweile 40 Jahre zurückliegenden Beginn der modernen ungarndeutschen Literatur zuwendet und deren Entstehen in Zusammenhang mit den politischen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten untersucht, die die Existenz der Ungarndeutschen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten. Das Gedicht Ich nahm die Feder … von Engelbert Rittinger (1929-2000) aus der Anthologie Tiefe Wurzeln (1974) liest und interpretiert er als „Auftakttext“.

In der Rubrik „Würdigungen“ dokumentiert die Zeitschrift die Verleihung des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises 2013 in Dinkelsbühl mit der Laudatio von Dr. Ulrich A. Wien (Universität Landau) auf den Musiker Prof. Heinz Acker, der Laudatio von Prof. em. Dr. Jürgen Lehmann (Universität Erlangen-Nürnberg) auf den Schriftsteller Franz Hodjak und den Dankesreden der beiden Geehrten. Im „Forum“ ­berichtet Eduard Schneider über die internationale und interdisziplinär ausgerichtete IKGS-Tagung „Rumäniendeutsche Erinnerungskulturen“ (27.-29. Juni 2013) in München, während Elke Sabiel Eindrücke von der Hermannstädter Tagung „Begegnungen im deutsch-rumänischen Kulturfeld: Schriftsteller versus Übersetzer“ (24.-25. Mai 2013) vermittelt, die die Germanistikabteilung der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt gemeinsam mit dem Münchner IKGS organisiert hatte.

Dem umfangreichen Rezensionsteil, der sich mit einschlägigen Neuerscheinungen auf dem Gebiet der Literatur- und Theatergeschichte, der Soziologie, Geschichte und Belletristik befasst, folgt die „Rundschau“ mit vielfältigen kulturellen Informationen und Berichten aus südosteuropäischen Ländern und Regionen. Hingewiesen sei auf Würdigungen zum 60. Geburtstag der Nobelpreisträgerin Herta Müller in deutschen Medien und auf die Ehrung der Budapester Germanistin Elisabeth Knipf-Komlósi mit dem renommierten Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Preis. Stefan Sienerth würdigt den 84-jährig verstorbenen, auch international bekannten Hochschulprofessor und Forscher Antal Mádl (1929-2013), der durch sein Wirken die Entwicklung der ungarischen Germanistik maßgeblich mitbestimmt hat. Walter Engel ehrt in seinem Nachruf auf Peter Kottler (1939-2013) den Temeswarer Hochschuldozenten als verdienstvollen Germanisten und banatdeutschen Kulturträger, der nicht zuletzt als Erforscher der Banater deutschen Mundarten in Erinnerung bleiben wird.

Auslieferung, Vertrieb und Abonnementbetreuung erfolgt über: Intime Services GmbH, Postfach 13 63, 82034 Deisenhofen, Telefon: (0 89) 85 70 91 12. Preis: Einzelheft 6,15 Euro (zuzüglich Porto und Versand), Abonnement 22,50 Euro (einschließlich Porto und Versand).

Schlagwörter: Spiegelungen, Zeitschrift, Rezension

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