29. Juni 2014

Zum Jahrbuch 2011-2013 des Samuel-von-Brukenthal-Gymnasiums in Hermannstadt

„Das Jahrbuch 2011-2013 als Spiegel“, so lautet der Titel des Vortrags, den Direktor Gerold Hermann am 17. Mai zum Auftakt der 11. „Begegnung auf dem Huetplatz“ in der Aula der Brukenthalschule hielt. Zu Beginn des Jahres ist dieses Jahrbuch zum dritten Mal als „Dreijahresbuch“ erschienen. In dem Vorwort schreibt Direktor Hermann, man habe sich die Frage gestellt, „sollten wir in einer Zeit, in der die digitalen Medien den gedruckten immer mehr Interessenten abjagen, nochmals versuchen, auf Papier für alle Schüler und deren Eltern, ebenso für Freunde der Schule, die sie seit Jahrzehnten kennen, Wesentliches über Vergangenheit und Gegenwart unserer Lehranstalt zu bringen“? Das vorliegende Buch beweist, dass sich der „Versuch“ gelohnt hat: Es ist interessant und instruktiv, bietet ein lebendiges Bild der Schule und wird ein aufschlussreiches Dokument für die Schulgeschichte bleiben.
Die Struktur des großformatigen, auf Hochglanzpapier gedruckten und mit qualitativ sehr guten Farbfotos illustrierten Jahrbuchs ist gleich geblieben. Die Beiträge erscheinen in deutscher oder rumänischer Sprache (überwiegend deutsch), die Beschriftung der Tabellen, Statistiken und Fotos ist durchgehend zweisprachig.

Nach dem Vorwort des Direktors werden Geschichte und Gegenwart der Schule kurz in englischer Sprache vorgestellt. Das Kapitel „Aus vergangenen Zeiten“ enthält einen kurzen Beitrag über die Geschichte der Schule (rumänisch), die Übersetzung der Schulordnung von 1598 aus dem Lateinischen ins Rumänische, einen Bericht über „Das erste Handballspiel in Rumänien“ im Jahr 1921 während des Schauturnens der Brukenthalschule unter dem jungen Turnlehrer Binder und den „Rückblick“ des ehemaligen Chemielehrers Volker Hermann bei einem Absolvententreffen nach 55 Jahren. Der Geschichtslehrer Ioan Popa verweist darauf, dass die „Jahrbücher“ in der Tradition der ab 1851/52 publizierten „Programme“ der Schule stehen, die 1918/19, nach dem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien, bis 1942 von „Jahresberichten“ abgelöst wurden – nur sind in den heutigen Jahrbüchern ausdrücklich Schüler nicht nur Adressaten, sondern auch Autoren von Beiträgen.

Das Kapitel „Die Schule heute“ beginnt mit einem Beitrag des Mathematiklehrers Martin Bottesch über „Deutschsprachige Schulen in Rumänien. Zu Ihrer Geschichte und gegenwärtigen Rolle in Rumänien“. Der Autor stellt lebendig und in auch für Nichtfachleute verständlicher Sprache die Brukenthalschule in einen historischen und aktuellen bildungspolitischen Zusammenhang. Direktor Gerold Hermann macht in dem besonders interessanten Beitrag „Von Stärken und Schwächen“ den „Versuch einer Bestandsaufnahme am Anfang des Schuljahres 2013-2014“ – nüchtern, realistisch, ungeschminkt. Er behandelt den gesetzlichen und politischen Rahmen, die Schüler, die Eltern, die Arbeitsbedingungen und das Schulleben – hochinteressant, und der Rezensent bedauert, dass dieser Beitrag nicht auch (für Schülereltern, die nicht Deutsch können) in der Übersetzung ins Rumänische gedruckt wurde. Ebenso interessant ist das Dokument „Vision und Leitbild“ der Brukenthalschule, erarbeitet im Rahmen einer vom Mediascher „Zentrum für Lehrerfortbildung in deutscher Sprache“ koordinierten schulinternen Lehrerfortbildung in Wolkendorf im März 2013, überarbeitet und vom Leitungsrat genehmigt im September 2013. Hervorgehoben werden sollte, wie es in der Ankündigung der Veranstaltung hieß, „das entscheidend Andere“ der Brukenthalschule (im Vergleich zu den anderen 15 Lyzeen in Hermannstadt), „welches keineswegs nur an der Unterrichtssprache festzumachen ist“.
Es folgen genaue Informationen, Tabellen, Übersichten über die Lehrer der Schule (auf dem Gruppenbild identifizierbar) mit Angabe der Fächer und der Unterrichtssprache und Bemerkungen zur Lehrerliste für das Schuljahr 2013/2014, über die Schülerzahlen, die Stundentafeln für die Klassen 5-12, bei 9-12 mit den Profilen Mathematik (intensiv), Naturwissenschaften und Philologie, mit Bemerkungen zum Religionsunterricht und zu den Wahlfächern, die im Schuljahr 2013/2014 unterrichtet werden. Es folgt eine Liste der „Klassenbesten des Schuljahrs 2012-2013“ und der „Schüler ohne Fehlstunden“, eine Übersicht über die Ergebnisse von Schülerwettbewerben der Kreis- und Landesphase in den letzten drei Schuljahren sowie eine über die Prüfungen, die an der Schule abgelegt werden können und die Sprachzertifikate, die die 112 Absolventen des Jahrgangs 2012 und die 111 Absolventen des Jahrgangs 2013 erworben haben mit den differenzierten Ergebnissen der Prüfung für das Deutsche Sprachdiplom II im Jahr 2013. Der Leser erhält einen Überblick über die partnerschaftlichen Beziehungen der Brukenthalschule zu Schulen im Ausland (elf Schulen in fünf Ländern, darunter sieben aus Deutschland) mit der jeweils letzten gemeinsamen Aktion. Zum ersten Mal enthält das Jahrbuch Informationen über den Bildungsweg der Absolventen der letzten drei Schuljahre, über die gewählten Fachbereiche, die Wahl des Studienorts in Rumänien und das Studium im Ausland sowie erste Befragungen der Promotionen 2002 und 2003 zehn Jahre nach dem Abschluss über die Arbeitsbereiche und den Wohnsitz. Also eine Fülle von Informationen.

Viel Platz wird den Berichten über das Schulleben als auch dem „Terminkalender“ eingeräumt, „weil gerade diese Seiten zeigen, was wir unter Traditionspflege verstehen: Schule als Lebensraum mit einem weitreichenden Angebot jenseits der Pflichtstunden, welches den Schülern nicht nur Spaß bereitet, sondern sie in ihrer individuellen Entwicklung ebenso wie als Gruppe entscheidend weiterbringt“.

In dem Kapitel „Eltern, Lehrer und Schüler berichten“ formuliert zunächst die Vorsitzende des Elternverbands „Asociatia Colegiul Brukenthal“, Margareta Kamla, eine „Bilanz“ der „Schule unserer Kinder“ 24 Jahre nach der Wende. Die folgenden 54 Berichte (die Hälfte von Schülerinnen und Schülern, 38 in deutscher Sprache), auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, bezeugen ein erstaunlich vielfältiges Angebot und zugleich das große Engagement der Lehrerinnen und Lehrer: Projekte, Exkursionen, Ausflüge, Zeltlager, Bergwanderungen, Fahrradtouren, Studienfahrten (auch ins Ausland), Besuche von Schülern im Ausland und aus dem Ausland – die Reihe ließe sich fortsetzen. Wer sich an die eindrucksvollen Konzerte des Kammerchors, der Blaskapelle und der Gruppe „Solaris“ noch kurz vor der Wende (und vorher auch des Schul-Orchesters) erinnert, wird bedauern, dass es an der Schule keine Musik-Formation mehr gibt. Dafür machen heute rund 300 Schülerinnen und Schüler in Volkstanz- und Theatergruppen mit.

Das Kapitel „Unser Terminkalender“ dokumentiert mit guten zweisprachig beschrifteten Farbfotos die 374 (!) wichtigsten „Termine“ (von Veranstaltungen) der Schule von Januar 2011 bis Dezember 2013 – ohne „die vielen ­Museums-, Ausstellungs-, Theater- und Konzertbesuche“ und die „vielen Touristengruppen, welche – angemeldet oder nicht – die Schule unbedingt sehen wollen“. Das Buch schließt mit großformatigen Farbfotos der 29 Klassen mit ihren Klassenlehrern – mit Namen und Geburtsdaten der Schülerinnen und Schüler.

Im Ganzen bietet das interessante Jahrbuch ein differenziertes Bild der Brukenthalschule heute. Die traditionsreiche Schule hat einen guten Ruf und ist sehr gesucht. Wenn es nach dem Willen der Eltern ginge, hätte sie nicht nur 860 Schüler, sondern „einige Hundert mehr“, und der Wettbewerb um die Plätze in den vier 9. Klassen ist hart. Im Jahr 2013, als bei den Bakkalaureatsprüfungen (nach den katastrophalen Ergebnissen an rumänischen Schulen in den vorangegangenen Jahren) die Erfolgsquote der 111 Schülerinnen und Schüler der Brukenthalschule 100% betrug, machte die Schule Schlagzeilen. Aber auch die Brukenthalschule bleibt von den Hauptproblemen der deutschsprachigen Schulen und Abteilungen nicht ganz verschont, obwohl die Verhältnisse noch relativ günstig sind: Es können nicht alle Fächer in deutscher Sprache unterrichtet werden, weil es zu wenig Lehrkräfte gibt, die gut Deutsch können, und auch hier macht man sich um das Sprachniveau Sorgen. Auch über diese Probleme wird der Leser des Jahrbuchs gut informiert. Direktor Gerold Hermann schließt sein Vorwort selbstbewusst: „Ich bin überzeugt, dass wir mit der geleisteten Arbeit insgesamt zufrieden sein können und das wollen wir hiermit auch zeigen – ohne aber aus den Augen zu verlieren, dass es keinen Bereich gibt, in dem nicht noch Entwicklungspotential vorhanden wäre“. Es ist der Schule zu wünschen, dass es ihr gelingt, dieses Potenzial zu nutzen.

Walter König


Colegiul National „Samuel von Brukenthal/ Samuel-von-Brukenthal-Gymnasium Sibiu/Hermannstadt: Anuar/Jahrbuch 2011-2013“, 190 Seiten, Schiller Verlag Hermannstadt; zu bestellen in Deutschland zum Preis von 13,50 Euro zuzgl. 3 Euro Versandkosten: Internet: www.schiller-hermannstadt.de oder Telefon: (02 28) 90 91 95 77.

Schlagwörter: Jahrbuch, Gymnasium, Hermannstadt, Schulgeschichte

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