27. Oktober 2025

Materialsammlung, Ideen

Frank Höchsmann, Diplombetriebswirt und Unternehmer, hat sich spätestens seit 1997 als Autor von Fachbeiträgen und Büchern rund um das Hotel- und Service-Management einen Namen gemacht. Zu seinem 75. Geburtstag ließ er seinen in acht Sprachen erschienenen Fachbüchern als 56. Veröffentlichung einen Rückblick auf sein Leben folgen. Es sind insbesondere Episoden aus der in Hermannstadt verbrachten Jugend, kurzweilig und – wie es der Titel erwarten lässt –, lebensbejahend erzählt.
Manch ein Leser dieser Zeitung wird sich fragen: Schon wieder eine Höchsmann-Publikation? Tatsächlich hat Franks älterer Bruder „Heini“ Heinrich Satiren und Romane veröffentlicht, der jüngere Bruder Lothar gibt die Romane des Großvaters Anton Maly, des „siebenbürgischen Karl May“ heraus und 2020 hatten die Höchsmann-Brüder zum 100. Geburtstag ihrer Mutter Irmgard Höchsmann-Maly den Band „Die Schere. Stories zwischen Ost und West“ herausgegeben. Letzterer war wohl für Frank der Startschuss zu eigenen Stories.

Frank Höchsmann hat an die Familientradition des Erzählens und Fabulierens angeknüpft und will sie auch weiterführen, bekennt er doch auf Seite 115: „Hier bin ich – ein wenig erstaunt, ein wenig froh, dass die ersten Geschichten nun das Licht der Welt erblickt haben. Sie waren der Anfang. Und irgendwo zwischen Erinnerung und Neugier wächst der Wunsch, weiterzuerzählen“. Dieser Familientradition ist er sich aber auch sehr bewusst und hält sie ebenso hoch wie die sonstigen Traditionen und Wurzeln, denen er entstammt, und die ihn geprägt haben. Deshalb findet man auf Seite 93 ein Foto von der Hochzeit seiner Großeltern Wilhelm und Paula Höchsmann 1910, und deshalb gibt es Josef Höchsmanns Vermächtnis auf Seite 11-14. Unter dem Titel „Die Zeit in meinen Händen“, wird von Frank in Ich-Form der Werdegang des Urgroßvaters zum angesehenen Uhrmacher und Bijouterie-Meister in der Hermannstädter Heltauer Gasse und ebenso sein Vermächtnis vermittelt: „Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Kommunisten Emil [das dritte Kind von Josef und Nachfolger im Geschäft] alles – Geschäft, Werkstatt, unsere gesamte Lebensleistung. Es war ein bitterer Schlag, der unsere Familie tief traf. Doch Emil war mein Sohn: Er gab nicht auf.“

Dieser Haltung und dieser Tradition sieht sich auch Frank Höchsmann verpflichtet. Er gibt nicht auf, hält Stand und beugt sich dem äußeren Druck nicht. Nicht während des Militärdienstes, den er beim Bau eines Aluminiumwalzwerks in Galaţi leistet und auch nicht nach dem erfolgreichen Abschluss der Hotelfachschule in Bukarest 1971. Damals versuchte die Securitate, ihn als Mitarbeiter zu gewinnen und als er sich weigerte, belegte sie ihn mit einem Berufsverbot, so dass er bis zur Ausreise 1975 nur als ungelernter Arbeiter tätig sein konnte.

Frank Höchsmann ...
Frank Höchsmann
Dabei waren erst drei Jahre seit der Rede Ceauşescus gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in der Tschechoslowakei vergangen. Höchsmann hat sie und die von ihr ausgehende Aufbruchstimmung in der glühenden Augusthitze miterlebt und erzählt das so lebendig, dass man wieder spürt, wie der Funke überspringt.

Man könnte auf weitere Episoden eingehen, ich will aber nur noch eine ansprechen: „Paula-Goschi: Liebe, Löffel, Lebenskunst“ (Seite 101-103). Diese Hommage an die Großmutter ist eine Klammer über den hier abgebildeten Zeitraum hinweg, in der sich vieles von dem verdichtet, was das Buch ausmacht: Herzlichkeit, Witz, eine Prise Melancholie und vor allem die Kunst, das Leben in Geschichten zu fassen, die über die eigene Biografie hinausweisen.

Der Band ist für ein Book on Demand fast fehlerfrei – nur ein „Ich bin Frank Höchsmann. Und das hier ist meine ganz persönliche Geschichte der Lebensmittelbeschaffung“ hat auf Seite 87! nichts zu suchen. Und weil das Buch auch erstaunlich ansehnlich geraten ist, eignet es sich als Weihnachtsgeschenk. Nicht nur für uns, alte Nostalgiker, die von Begriffen wie „Klepsch“, oder Situationen, wie dem nächtlichen Bad in der Schreyer-Mühle, oder vom Geruch und Geschmack einer Grüne-Bohnen-Suppe gerührt werden. Es eignet sich auch für die Kinder- und Enkelgeneration. Sie hat Frank Höchsmann als Opa wohl auch im Blick, wenn Geschichten mit einer Lehre enden, wie: „Mut ist gut, aber Übermut hat seinen Preis“; „Beziehungen schaden nur dem, der keine hat“; „Und vielleicht ist das die wichtigste Botschaft: Dass selbst in den dunkelsten Zeiten ein kleiner, mutiger Schritt – sei es zur Botschaft, zum Plattenspiele oder zur eigenen Erkenntnis – das ganze Leben verändern kann.“

Nicht so sehr wegen dieser Lebensweisheiten, sondern wegen des allgemeinen Grundtons empfehle ich das Buch auch der Kinder- und Enkelgeneration. Nicht allein, damit sie wissen, wie es früher gewesen ist, sondern insbesondere damit sie wissen, dass auch unter ungünstigen äußeren Bedingungen – in diesem Fall ein diktatorisches Regime mit all seinen Entbehrungen und Einschränkungen – ein gelungenes und glückliches Leben möglich ist.

In diesem Sinne passt der Buchtitel „Hans im Glück“. Er ist der gleichnamigen Geschichte über einen Kinderfasching entnommen und ein Foto von diesem Fasching ziert den Bucheinband. Auch wenn es einige weitere Fotos gibt: Dass nicht mehr Fotos eingerückt worden sind, ist meine einzige Kritik an diesem Buch, nebst der Frage, ob die Stories aus den letzten Jahren nicht besser im Folgeband – auf den ich mich jetzt schon freue – aufgehoben gewesen wären.

HW

Frank Höchsmann: „Hans im Glück. Aus anderen Zeiten“. Books on Demand, Hamburg, 2025, 120 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-6951-8919-9.

Schlagwörter: Buch, Erinnerungen, Hermannstadt

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