17. Mai 2016

Manfred Huber referierte in Stuttgart über die Hohenzollern

Am Freitag, dem 22. April, gab es im Rahmen der „Stuttgarter Vortragsreihe“ im Haus der Heimat in Stuttgart einen äußerst interessanten Beitrag zum Thema „Die Hohenzollern – Eine Dynastie zwischen Sigmaringen und Bukarest“. Als Referenten hatte die Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen den ehemaligen Kulturreferenten der Landesgruppe und Mitbegründer der Stuttgarter Vortragsreihe, Manfred Huber, eingeladen.
Manfred Huber wurde 1943 in Hermannstadt geboren, studierte nach dem Abitur in Bukarest Geschichte und Archäologie, um dann in seiner Heimatstadt an verschiedenen Schulen den Beruf des Lehrers mit echter Berufung auszuüben. Nach der Ausreise 1977 in die Bundesrepublik Deutschland fand er wieder seinen Weg ins Lehramt über ein erneutes Staatsexamen und Studium der Theologie. Er lebt in Freiburg, wo er von 1985 bis 2000 Vorsitzender der Kreisgruppe war. 1998 wurde Manfred Huber für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement mit dem Goldenen Ehrenwappen der Landsmannschaft ausgezeichnet.

Doch nun zu unserem königlichen Abend: 1866 kam Carol I. in geheimer Mission aus dem 15000 Seelen zählenden Fürstentum Sigmaringen-Hohenzollern nach Turnu Severin, von wo man ihn abholte und nach Bukarest brachte. Bukarest war damals noch eine Ansammlung verschiedener Dörfer und seine erste Frage: „Wo ist der Palast?“, löste nur Verwunderung aus, denn es gab keinen. 1866 wurde Karl I. Fürst von Rumänien und 1881 schließlich König von Rumänien. Eine schlimme Zeit erlebte er während des deutsch-französischen Krieges 1871, als preußische Divisionen Frankreich eroberten, was die frankophonen Rumänen erboste und ihren König diesen Zorn zu spüren ließen.

Im so genannten rumänischen Unabhängigkeitskrieg 1877-1878 sollte sich Karls Hypothese bewahrheiten: „Es wird dazu kommen, dass ein deutscher Fürst keine osmanische Herrschaft akzeptieren kann.“ Königin Elisabeth von Rumänien, besser bekannt unter ihrem Künstlername Carmen Sylva, und Karl I. hatten eine Tochter Maria, die leider dreijährig starb, weshalb er sich seinen Neffen Ferdinand als Thronfolger auserkor. Dieser sollte als Ferdinand I., auch „ Nando“ genannt, von 1914 bis 1927 die rumänische Krone tragen. Er galt als unheimlich schüchtern, aber seine Frau Maria aus England war sehr hübsch und hatte großen politischen Einfluss, was dazu beitrug, dass Rumänien durch den Versailler Vertrag 1920 den größten territorialen Zuwachs aller Nationen in ganz Europa verzeichnete. Denn Nando hatte 1917 auf Geheiß seiner Frau einen ihm vorgelegten Zwangsfriedensvertrag abgelehnt. Aber es war keine glückliche Ehe, auch aufgrund der Untreue Marias.

Im Ersten Weltkrieg war Rumänien von den deutschen Divisionen von Falkenhayns und Mackensens eingekesselt. Der Hof floh mit dem gesamten Hofschatz, was dazu führte, dass dieser auch heute noch fast vollständig in der Hand Russlands ist. Ein Viertel des Erdöls für den ersten Weltkrieg bezog Deutschland aus Rumänien.

1930 folgt die dritte Generation: Karl der II. wird der vierte rumänische König. Er sollte der erste sein, der vollständig rumänisch erzogen wurde. 1940 kehrt Mihai I. auf den Thron zurück, den er schon von 1927 bis 1930 innehatte. Ion Antonescu wurde im selben Jahr Conducător und König Michael hatte nicht viel zu sagen. Dennoch sollte er am 23. August 1944 zur zentralen Figur des sogenannten königlichen Staatsstreichs werden, in dessen Folge Rumänien auf Seiten der Alliierten weiterkämpfte. Dies hatte zwar eine kurzfristige Demokratisierung zur Folge, endete aber in der Eingliederung Rumäniens in den sowjetischen Machtbereich. Der Kreis schließt sich, als 2007 König Michael den heutigen Präsidenten Rumäniens Klaus Johannis trifft. Manfred Huber schließt aus, dass Rumänien wieder eine Monarchie werden könnte.

Im Anschluss bedankte sich ein 1939 geborener Zuhörer, dass er von Huber nun die „richtige“ Geschichte hören durfte, nachdem er in der Schule und Gesellschaft eine verfälschte Geschichtsdarstellung erleiden musste. Manfred Hubers Fazit: Karl I. hat aus dem rückständigen Rumänien ein modernes Land gemacht, auch durch infrastrukturelle Errungenschaften wie den Bau der Eisenbahn. König Mihai I. schließlich musste seinen Titel „von Hohenzollern-Sigmaringen“ ablegen und darf sich „nur noch“ König von Rumänien nennen. Er lebt in der Schweiz und in Arad, hat aber auch Besitztümer in Bukarest.

Hans-Jürgen Albrich, Brackenheim

Schlagwörter: Vortrag, Stuttgart, Hohenzollern

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