30. November 2016

Von der Ritter- zur „Sachsen“-Burg, 1. Folge

Schloss Horneck, das dank der großartigen Förderung durch den Deutschen Bundestag endlich wieder in den Blick der gesamten deutschen Öffentlichkeit gerückt ist, blickt auf eine über 800-jährige deutsche Geschichte zurück. Als Ritterburg gegründet, dem Deutschen Orden durch Konrad von Horneck gestiftet, zur Deutschordenskommende und gar zum Sitz des Deutschmeisters aufgestiegen, von den Bauernkriegern um Götz von Berlichingen zerstört, als bedeutendes Renaissanceschloss auferstanden, in der Barockzeit erweitert und verschönert, von Napoleon geplündert und dann säkularisiert, als Kuranstalt Dr. Ludwig Roemhelds im Jugendstil erweitert, verschönert und genutzt, als Kriegslazarett und vieles mehr verwendet, als Lungenheilanstalt dienend, 1960 von den Siebenbürger Sachsen erworben, als Altenheim genutzt und zum „Heimathaus Siebenbürgen“ ausgebaut, steht Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar heute vor einer neuen, zukunftsträchtigen Entwicklung zum international wirkenden Siebenbürgischen Kultur- und Begegnungszentrum. In einer neuen, in dieser Ausgabe beginnenden Serie wird diese Geschichte dargestellt und illustriert.

Ritterburg wird Deutschordensburg

Dass sich der Felssporn über dem Neckar hervorragend für eine Verteidigungsanlage eignet, ist nicht nur jedem Burgenforscher klar. Auch die Menschen, die hier am Neckar lebten und leider im Laufe der Geschichte immer wieder Schutz und Sicherheit vor mordenden Kriegern suchen mussten, erkannten seine strategische Bedeutung. Auf der Gemarkung von Gundelsheim wurden Spuren aus der Römerzeit gefunden, schon 767 – vor bald 1250 Jahren – wird der Ort im Lorscher Codex erstmals erwähnt. Kenntnis über die mittelalterliche Burg, die hier errichtet wurde, erhalten wir insbesondere aus dem hier abgebildeten Hornecker Triptychon, das sich heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg befindet. Seine Inschrift besagt, dass der „Edel Freymann“ Konrad von Hornegg im Jahr 1250, nach dem Tod seiner Frau, sich seine zwei Söhne und „das Haus zu Horneckh mit all seinem Gute Gott und unser Frauen sel. Maria und dem teutschen Orden“ übergeben habe. Ein Wunder sei daraufhin geschehen: sein lahmer Sohn Werner wurde wieder gesund und lebte bis 1306. Mit dem anderen Sohn begab sich Konrad dann auf eine lange Reise (wohl ins heilige Land), kehrte wieder zurück und starb auf Schloss Horneck, wo er „im Chor vor dem Altar“ auch begraben wurde.
Triptychon zur Erinnerung an die Stiftung der ...
Triptychon zur Erinnerung an die Stiftung der Deutschordenskommende Horneck, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (GNM), Inventar-Nr. Gm512. Abbildung mit freundlicher Genehmigung des GNM.
Auf der mittleren Tafel des Stifterbildes sieht man neben der hl. Maria, der Schutzpatronin des Deutschen Ordens, eine Burg mit Bergfried und dem Hornecker Wappen. Es ist die älteste, wohl aber nicht ganz realitätsnahe Abbildung von Schloss Horneck. Auf der linken Altartafel kniet der Deutschmeister Ulrich von Lentersheim, der das Gemälde, dessen Alter nicht klar bestimmt werden kann, im Jahre 1456 renovieren ließ. Rechts aber sind der Stifter Konrad und sein vermutlich gleichnamiger Sohn als Deutschordensritter abgebildet. Aus einer Urkunde von 1254 wissen wir, dass Konrad damals noch nicht dem Orden beigetreten war, sondern eine Schenkung für die Stiftskirche St. Peter in Wimpfen im Tal getätigt hat. 1258 erscheint der „Bruder Konrad“ als „commendator domus de Horneke“ (Komtur des Ordenshauses Horneck). Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist die Ritterburg derer von Horneck zur Deutschordensburg geworden.

Der neue Besitz des Deutschen Ordens muss recht umfangreich gewesen sein, sonst hätte man nicht eine neue Kommende (Verwaltungseinheit des Ordens) geschaffen und Horneck der benachbarten Kommende Heilbronn zugeschlagen. Um 1300 wird auch ein Siegel des Komturs von Horneck datiert, der der Kommende vorstand. Zu deren frühem Besitz gehörten die Orte Gundelsheim, Hassmersehim, Selbach, Heinsheim, Höchstberg und Bernbronn, Streubesitz hatte sie bei Heidelberg und im Kraichgau. Um ihren Einfluss im Umland zu verstärken, betrieben die Ordensritter die Erhebung von Gundelsheim zur Stadt durch Kaiser Karl IV. (1346-1378) und die Befestigung des Ortes. Im 15. Jahrhundert wurde Horneck, wohl zur Zeit Eberhards von Seinsheim (1420-1443) Residenz der Deutschmeister, des Vertreters des Hochmeisters. Es folgte eine Blütezeit des Schlosses und der Stadt Gundelsheim, über die in der nächsten Folge berichtet wird.

Dr. Konrad Gündisch

Links:
Von der Ritterburg zum Kulturzentrum der Siebenbürger Sachsen: Aus der Geschichte von Schloss Horneck, zweite Folge, SbZ Online vom 14. Januar 2017

Von der Ritterburg zum Kulturzentrum der Siebenbürger Sachsen (Folge 3), SbZ Online vom 18. Februar 2017

Schlagwörter: Schloss Horneck, Gundelsheim, Geschichte, Deutscher Orden

Bewerten:

25 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.