14. Januar 2017

Von der Ritterburg zum Kulturzentrum der Siebenbürger Sachsen: Aus der Geschichte von Schloss Horneck

Zweite Folge: Bedeutender Sitz des Deutschmeisters - Eberhard von Seinsheim (auch von Saunsheim genannt), der über zwanzig Jahre lang Deutschmeister des Deutschen Ordens gewesen ist und auf Schloss Horneck in Gundelsheim begraben wurde (siehe weiter unten Abbildung seines Grabdenkmals), spielte in der Geschichte des Deutschen Ordens und ganz besonders in jener von Gundelsheim eine herausragende Rolle. Sein Siegel von 1430 und eine Inschrift auf seinem Grabmal (siehe Bildunterschrift) weisen ihn als „preceptor Alemanie“ (Meister in deutschen Landen) aus. Das war der Titel eines der drei Landmeister des Ordens. Er hat entscheidende Schritte zur Verselbständigung und eigenen Gebietsherrschaft des ihm unterstellten Ordensgebietes unternommen.
Der Deutschmeister, wie der „preceptor“ meistens bezeichnet wird, war neben den Landmeistern von Preußen und von Livland einer der drei direkt dem Hochmeister nachgeordneten Amtsträger, die in den drei wichtigsten Regionen mit Ordensgütern herrschten. Dem Deutschmeister unterstanden die Balleien im Heiligen Römischen Reich. Die Landmeister lösten sich allmählich aus der hierarchischen Unterordnung unter den Hochmeister und wurden von den regionalen Kapiteln gewählt. Diese Loslösung hat Eberhard von Seinsheim entscheidend vorangetrieben. Um die Herrschaft des Ordens in den Balleien mit ihrem ausgedehnten Streubesitz im Süden und Westen des Reiches zu sichern, verlegte er bereits 1420 den Verwaltungsmittelpunkt des Deutschmeistergebietes auf die Burg Horneck, nachdem bereits sein Vorgänger Konrad von Egloffstein (1396-1416) wiederholt auf Horneck residiert hatte.

Grabdenkmal des Deutschmeisters Eberhard von ...
Grabdenkmal des Deutschmeisters Eberhard von Seinsheim mit der Inschrift „anno domini m.CCCC.XLIII divisionis apostolorum obiit venerabilis frater Eberhardus de Saunßheim praeceptor alomnie cujus anima requiescat in pace amen“, ursprünglich in der Kapelle der Deutschordensburg Horneck. Das Original wurde 1896 zusammen mit den Grabdenkmälern der Deutschmeister Stetten, Stockheim und Adelmannsfelden vom insolventen Unternehmer Friedrich Trump (nicht der Großvater des gewählten US-Präsidenten!) für 3000 Goldmark an den Deutschordens-Hochmeister Erzherzog Eugen von Österreich verkauft. Dieser ließ 1896–1901 das mährische Renaissance-Schloss Busau/Bouzov (Tschechien), das der Orden 1696 erworben hatte, nach Plänen des Münchener Architekten Georg von Hauberisser im Stil des Historismus umbauen und verzierte mit diesen Originaldenkmälern seine neue Sommerresidenz, die wie eine Art Märchenschloss ausgestaltet wurde. Im Torbogen von Schloss Horneck wurden immerhin Gipsabgüsse angebracht, die heute noch zu sehen sind. Abbildung: Glasnegativ von Wilhelm Kratt (1887–1968) für das Landesamt für Denkmalpflege, Außenstelle Karlsruhe, aufbewahrt im Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 498-1 Nr. 8390.
Er baute sie für Residenzzwecke um und errichtete in Gundelsheim ein Spital. Horneck war damit zum Zentrum eines riesigen, allerdings territorial nicht zusammenhängenden Ordensbesitzes, der nicht allein in den deutschen Landen, sondern auch in Italien, Spanien, Österreich, Böhmen, Ungarn, Armenien, Sizilien und Achaia angehäuft worden war. Nicht zuletzt war das als „Deutsche Ebene“ bezeichnete Gebiet rechts und links des Neckars zwischen Heilbronn und bis nördlich von Gundelsheim dem Hornecker Komtur mehr als drei Jahrhunderte lang unterstellt.

Wie der Heraldiker Dr. Bernhard Peter (http://www.dr-bernhard-peter.de/Heraldik/aktuell/galerien3/galerie1828.htm) aufzeigt, wird das auch an den heraldischen Zeichen deutlich, die auf dem Grabmal in einer Nische über dem Kopf des Verstorbenen zu sehen sind: Es führt nämlich das Hochmeisterkreuz, neben seinem eigenen Wappen – eine Anmaßung, begründet in seinem Konflikt mit dem Hochmeister Paul von Rusdorf (1422–1441). Seinsheim beanspruchte für die Landesmeister aufgrund gefälschter Dokumente ein Kontroll- und Oberaufsichtsrecht über den höchsten Würdenträger des Ordens. 1439 erklärte er Paul von Rusdorf für abgesetzt und sich selbst zum Statthalter des Hochmeisteramtes, unterstützt von König Sigismund, den Reichsfürsten und dem Basler Konzil. Sigismunds Parteinahme überrascht, denn Paul von Rusdorf hatte seine Pläne unterstützt, den Deutschen Orden wieder im Südosten, nun (nach dem Burzenland) im Severiner Banat eine Deutschordensniederlassung zum Schutz gegen die Osmanen aufzubauen. Womit wir bei einer zweiten Verbindung zwischen Schloss Horneck und Siebenbürgen sind, die ins 13. Jahrhundert zurückreicht.

Rusdorfs Nachfolger, Hochmeister Konrad von Erlichshausen (1441-1449), musste das von Seinsheim beanspruchte Aufsichtsrecht anerkennen. Und immerhin war Burg Horneck, zumindest aus Sicht Eberhards von Seinsheim, zwischen 1439 und 1441 sogar als Sitz des Hochmeister-Statthalters der Mittelpunkt des gesamten Deutschen Ordens.

Nach Eberhard von Seinsheim residierten noch folgende Deutschmeister auf Burg Horneck: Eberhard von Stetten (1443-1447, begraben in der Burgkapelle), Jost von Venningen (1447-1454), Ulrich von Lentersheim (1455-1479), Reinhard von Neipperg (1479-1489), Andreas von Grumbach (1489-1498, 1494 vom damaligen römisch-deutschen König Maximilian I. in Löwen zum Reichsfürsten erhoben – Horneck war also zeitweise Fürstenresidenz!), Hartmann von Stockheim (1499-1510, begraben in der Burgkapelle) und Johanns Adelmann von Adelmannsfelden (1510-1515, begraben in der Burgkapelle), Dietrich von Cleen (1515-1526).

Der letzte eigenständige Deutschmeister auf Schloss Horneck war Dietrich von Cleen, der 1515-1526 amtierte und den Sturm der Bauern auf Horneck miterlebte. 1525 wurden beide Ämter unter Walter von Cronberg zusammengelegt, so dass das Problem aus der Welt war. Fortan gab es nur noch einen Hoch- und Deutschmeister.

Dr. Konrad Gündisch

Links:

Von der Ritter- zur „Sachsen“-Burg, erste Folge, SbZ Online vom 30. November 2016

Von der Ritterburg zum Kulturzentrum der Siebenbürger Sachsen (Folge 3), SbZ Online vom 18. Februar 2017

Schlagwörter: Schloss Horneck, Geschichte, Deutscher Orden

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